Innovationen sind nötig, um mit den Herausforderungen des Klimawandels umzugehen und die Energiewende zu schaffen. Daher engagiert sich auch die öffentliche Hand für innovative Unternehmen im Cleantech-Bereich. Die Vielfalt an Förderangeboten ist gross.
Innovative Unternehmen und Start-ups nutzen die grossen Umbrüche in der Energiebranche und entwickeln neue Technologien und Geschäftsmodelle. Dies schafft Arbeitsplätze und stärkt die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Schweiz. Doch das Umsetzen innovativer Ideen braucht viel Geduld und finanzielle Mittel. Gerade im Energie- und Umweltbereich dauert die Entwicklung vom Labor bis zur Markteinführung oft viele Jahre und ist mit Risiken verbunden. Dieser Zeithorizont ist nur schwer mit den Renditeansprüchen privater Investoren zu vereinbaren. Deshalb sind viele Firmen auf finanzielle Unterstützung angewiesen.
Innovationen mit Förderung zum Fliegen bringen
Doch welche Fördermittel stehen Schweizer Firmen im Cleantech-Bereich überhaupt zur Verfügung? Erfreulicherweise steht ihnen ein vielfältiges Angebot zur Verfügung, das den gesamten Innovationsprozess von der Grundlagenforschung über die angewandte Forschung, Pilot- und Demonstrationsprojekten bis hin zur Markteinführung abdeckt. Die wichtigsten Angebote der Innovationsförderung für Firmen und öffentliche Forschungsinstitute zeigt die nachfolgende Grafik. Eine ausführliche tabellarische Übersicht findet sich hier.
Staatliche Förderung
Bei einigen Programmen wie zum Beispiel beim Schweizer Nationalfonds (SNF) oder Innosuisse können nur öffentliche Organisationen, meist Forschungsinstitute, Förderbeiträge erhalten. Sich in dieser grossen Förderlandschaft zu orientieren und ein passendes Angebot zu finden, kann eine Herausforderung sein – gerade für Start-ups oder kleine Firmen, die meist keine Kapazität für eine aufwendige Recherche haben. Im Folgenden werden die wichtigsten staatlichen Förderprogramme kurz vorgestellt.
Bundesamt für Energie (BFE)
Das BFE unterstützt Innovationen im Energiebereich von der Forschung bis hin zur Markteinführung neuer Technologien mit zahlreichen Förderprogrammen:
Energieforschung: Das Bundesamt für Energie unterstützt öffentliche und private Forschungsprojekte und ihre internationale Einbettung. Der Fokus liegt auf der anwendungsorientierten Forschung und der Entwicklung neuer Energietechnologien. Anträge können jederzeit eingereicht werden, teilweise finden spezifische Ausschreibungen statt.
SWEET (Swiss Energy research for the Energy Transition): Das Programm richtet sich an interdisziplinäre Konsortien aus Forschungseinrichtungen, Privatwirtschaft und öffentlicher Hand. Die Konsortien und Projekte werden nach thematischen Ausschreibungen in einem kompetitiven Verfahren ausgewählt.
Das Pilot- und Demonstrationsprogramm (P+D) strebt die frühere Markteinführung neuartiger Energietechnologien an. Mit Pilotprojekten werden konkrete technische oder wissenschaftliche Fragestellungen untersucht und deren Machbarkeit erprobt. Demonstrationsprojekte liefern Erkenntnisse zur Systemeinbindung, Wirtschaftlichkeit oder Marktfähigkeit.
Projektförderung EnergieSchweiz: Gefördert werden Projekte zu energierelevanten Themen wie Mobilität, Gebäude, Geräte oder Industrieprozesse – von der Idee bis zur Realisierung und Markteinführung. Das Programm unterstützt innovative Ansätze, die den Zielen und Förderbedingungen von EnergieSchweiz entsprechen.
ProKilowatt: Das Ziel von ProKilowatt ist die Senkung des Stromverbrauchs. Unterstützt werden Stromeffizienzsteigerungen in den Bereichen Beleuchtung, Kälte, Lüftung, Pumpen, elektrische Antriebe, Produktionsanlagen oder Rechenzentren. Gefördert werden unwirtschaftliche Massnahmen mit einem Payback von mehr als vier Jahren, die ohne Förderbeitrag nicht realisiert würden.
Innosuisse
Innosuisse, vormals KTI, ist die Agentur für Innovationsförderung des Bundes. Sie unterstützt Innovationsprojekte finanziell, bei denen Unternehmen, Start-ups, Verwaltungen oder NGOs gemeinsam mit Forschungsinstitutionen neue Dienstleistungen und Produkte entwickeln. Dabei werden nur wissenschaftliche Partner finanziert – die privatwirtschaftlichen Partner tragen ihren Projektanteil selbst, profitieren aber von den gemeinsam erarbeiteten Forschungsresultaten.
Organisationen mit weniger als 250 Vollzeitstellen können einen Beitrag an eine Vorstudie von bis zu 15’000 Franken beantragen. Mit diesem Innovationsscheck können sie einen Schweizer Forschungspartner mit Analysen zum Innovations- und Marktpotenzial beauftragen und gleichzeitig die Zusammenarbeit erproben.
Für wissenschaftsbasierte Start-ups bietet Innosuisse Trainings, Coachings und weitere Unterstützung. Einen guten Überblick gibt der «Innosuisse Guide».
Ein Beispiel für ein von Innosuisse gefördertes Innovationsprojekt ist das mobile Windkraftwerk «TwingTec».
Mit ihren «NTN Innovation Booster» will Innosuisse alle interessierten Akteure aus Forschung, Wirtschaft und Gesellschaft zu bestimmten Themen vernetzen. Dem Energiebereich widmet sich das «Energy Lab» unter Federführung der Hochschule Luzern. Das allen Interessierten offenstehende Netzwerk fördert Innovationen im Bereich der effizienten Erzeugung, Speicherung und Nutzung von erneuerbarer Energie. Beteiligt sind über 200 Unternehmen und zahlreiche Forschungsinstitute. Das Energy Lab fördert jedes Jahr 15 Projektideen mit je 20’000 Franken und bietet Unterstützung beim Vernetzen und Initiieren von Projekten.
Neue Regionalpolitik (NRP)
Mit der Neuen Regionalpolitik (NRP) will der Bund gemeinsam mit den Kantonen die Wettbewerbsfähigkeit der Berggebiete und des ländlichen Raums verbessern. Dazu fördert er Projekte, welche die Innovationsfähigkeit in einer Region mit Subventionen, Darlehen oder Steuererleichterungen stärken. Verantwortlich für die Auswahl und Finanzierung der Projekte sind die Kantone. Auskünfte erteilen die kantonalen NRP-Verantwortlichen.
Technologiefonds
Der Technologiefonds des Bundes bürgt für Darlehen an Firmen, die innovative Verfahren oder Produkte zur Reduktion von Treibhausgasemissionen, zum Einsatz von erneuerbaren Energien und zur Schonung der natürlichen Ressourcen entwickeln und vermarkten. Diese Bürgschaften erleichtern es den Unternehmen, Darlehen aufzunehmen. Gedeckt wird der Fonds mit maximal 25 Millionen Franken aus den Erträgen der CO2-Abgabe.
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Nach demselben Prinzip funktionieren die vom Bund unterstützten Bürgschaftsgenossenschaften für KMU. Diese bieten den Banken, die den Unternehmen das Geld leihen, Sicherheiten, indem sie für Kredite in Höhe von bis zu 1 Million Franken bürgen. Der Bund sichert ihr Verlustrisiko mit bis zu 65 % ab. Derzeit existieren in der Schweiz drei regionale Bürgschaftsgenossenschaften und eine nationale, die sich speziell an Frauen richtet.
Kantone und Gemeinden
Viele Kantone und grössere Städte unterstützen Start-ups im Rahmen der Standortförderung mit Beratungsangeboten, Zentren für Wissenstransfer und vielfältigen Finanzierungsmöglichkeiten. Auskunft zu den kantonalen Förderinstrumenten erteilt die kantonale Wirtschaftsförderung.
Einige Kantone und Gemeinden fördern Pilotprojekte im Energiebereich, so auch der Kanton Zürich. Die Projekte aus den Bereichen Energieeffizienz und erneuerbare Energien erproben neue Ideen, die an der Schwelle von der Entwicklung zur Markteinführung stehen.
Die Schweiz belegt bei internationalen Rankings regelmässig Spitzenplätze in der Forschung und Innovation, so bei den wissenschaftlichen Publikationen oder bei Patentanmeldungen im Verhältnis zur Bevölkerungszahl. Im Energie- und Umweltsektor zählt der Swiss Environment & Energy Innovation Monitor im Jahr 2021 gegen 600 Start-ups. Jedes Jahr kommen rund 60 Neugründungen hinzu, Tendenz steigend. Starke Innovationstreiber sind die ETH und die EPFL: Die meisten Start-ups, nicht nur in absoluten Zahlen, sondern auch im Verhältnis zur regionalen Bevölkerung, werden in der Region um den Genfersee und im Kanton Zürich gegründet.
Der Bundesrat hat im Juni 2022 entschieden, dass er den Standort Schweiz für Start-ups noch attraktiver machen will. Ein branchenneutraler Innovationsfonds mit Fokus auf Dekarbonisierung und Digitalisierung soll in Zukunft die bestehenden Förderinstrumente, insbesondere jene von Innosuisse, ergänzen und den Wegfall gewisser europäischer Programme wie Horizon kompensieren. Genaueres zum Innovationsfonds wird ab 2023 bekanntgegeben.
Die Germanistin ist Geschäftsleitungsmitglied und Inhaberin bei Faktor Journalisten in Zürich. Sie produziert die Fachzeitschrift «Faktor», verfasst Special-Interest-Texte und gestaltet Infografiken.
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