Ladestationen für Mieter: Hilfe ist unterwegs
E-Autos boomen. Was leider noch zu oft fehlt, ist die Ladeinfrastruktur. Doch wie überzeugt man Vermieter, dass Lademöglichkeiten eine sinnvolle Aufwertung ihrer Immobilie sind?
E-Autos boomen. Was leider noch zu oft fehlt, ist die Ladeinfrastruktur. Doch wie überzeugt man Vermieter, dass Lademöglichkeiten eine sinnvolle Aufwertung ihrer Immobilie sind?
Verfasst von Thomas Elmiger
Wer daran denkt, gelegentlich sein altes Auto zu ersetzen, prüft heute oft auch, ob ein Modell mit Elektroantrieb infrage kommt. Das freut auch die Autoimporteure, denn sie müssen immer strengere Emissionsvorschriften einhalten. Viele verkaufen darum gerne elektrifizierte Fahrzeuge; rein elektrische, oder solche mit Hybridantrieb, die man ebenfalls an der Steckdose laden kann.
Zwar sind reine E-Fahrzeuge mit immer grössere Batterien erhältlich und lassen sich auch immer schneller laden, so dass man an öffentlichen Schnellladesäulen tanken könnte, ohne viel Zeit zu verlieren – fast so, wie man es von Diesel oder Benziner gewohnt ist. Das Laden an privaten Ladestationen ist aber deutlich günstiger und spart darum langfristig Geld. Und bequem ist es auch. Bei den Hybridfahrzeugen ist der Zugang zu einer eigenen Ladestation fast schon zwingend, denn ihre Batterie ist so klein, dass man fast nach jeder Fahrt zum Aufladen ans Netz muss. Ansonsten bleiben die tiefen Verbrauchsangaben nur schöne Zahlen auf dem Datenblatt.
Zuhause laden ist nicht nur kostengünstig, es ist auch sinnvoll, eher langsam über längere Zeit Strom zu tanken: Das schont die Batterie und das Stromnetz. Folglich sollte die Lademöglichkeit dort gegeben sein, wo das Auto stundenlang herumsteht.
Nationalrat Jürg Grossen, Präsident des Verbands Swiss eMobility, hat im März 2021 das «Recht auf Laden» in einer Motion eingefordert. Während Bundesrätin Simonetta Sommaruga dem Vorhaben ursprünglich wohlgesonnen war, lehnt der Gesamtbundesrat die Motion ab. In den Räten wurde der Antrag noch nicht behandelt.
Eine Alternative zur Ladelösung am Wohnort wäre allenfalls ein Parkplatz mit Ladestation beim Arbeitgeber, falls das Fahrzeug für den Arbeitsweg benötigt wird. Doch weder Mieterinnen noch Angestellte können sich einfach auf eigene Kosten eine Ladestation installieren lassen – es braucht die Zustimmung, besser noch die Finanzierung durch die Hauseigentümerschaft.
Das gleiche gilt übrigens für Stockwerkeigentümer, die ihr Auto in einer Gemeinschaftsgarage abstellen. Ein wichtiger Grund: Bei Arealen mit mehreren Wohnungen ist ein zentrales Lademanagement sinnvoll, damit der gemeinsame Netzanschluss nicht überlastet wird.
An wen können sich Personen wenden, die sich mit dem Wunsch nach einer Wallbox fürs E-Auto beschäftigen, aber nicht selber Eigentümer sind? Wir stellen zwei Möglichkeiten für neutrale Beratung vor.
Im Pilotprojekt Energielösungs-Pionier:innen erhalten Mieter kostenlos Hilfsmittel, um Ihre Vermieterschaft mit starken Argumenten von der Installation einer Ladelösung zu überzeugen. In einem Leitfaden erfahren sie, mit welchen fünf Schritten die Installation einer Ladelösung am Wohnort initiiert werden kann. Für den Austausch mit Gleichgesinnten über Tipps und Tricks soll eine Online-Community entstehen. Das Angebot umfasst konkret:
Das Projekt wird von Energie Zukunft Schweiz durchgeführt und von EnergieSchweiz und dem WWF unterstützt. Es läuft vorerst bis Januar 2022. Hier können sich Interessierte kostenlos anmelden: https://www.ezs.ch/energieloesungs-pioniere
Was das Projekt von Energie Zukunft Schweiz nicht abdecken kann, ist eine umfassende Beratung durch Fachleute. Eine solche unabhängige Beratung bieten viele Energieversorger an – für Kundinnen und Kunden oft noch mit interessanten Rabatten. Bei EKZ beispielsweise gibt es E-Mobilitätsberatungen für Mehrfamilienhäuser und Unternehmen, für Immobilieneigentümer sowie eine Beratung für Privatpersonen.
Immer mehr Kantone, Städte und Gemeinden befassen sich damit, die Installation von Ladeinfrastruktur mit Fördergeldern zu unterstützen. Selbst Profis können darum kaum alle Förderprogramme für E-Mobilität auswendig. Das ist aber auch nicht nötig, denn es gibt eine zentrale Suchmaschine für die ganze Schweiz. Unter www.energiefranken.ch sind Förderangebote für jede Postleitzahl abrufbar. Übrigens werden nicht nur Ladestationen subventioniert, auch Beratungsleistungen und Steuererleichterungen sind aufgeführt.
In unserem Leitfaden haben wir auf die Webseite www.energiefranken.ch verwiesen, sie stellt wirklich eine tolle Übersicht über die Förderprogramme dar und ist sehr hilfreich, um nicht den Überblick zu verlieren.
Marisa Timm, Projekt Innovation, Energie Zukunft Schweiz AG
Wer zur Miete wohnt, muss also vorläufig noch Zeit für ein paar Umwege einplanen. Es braucht Eigeninitiative und Geduld, um als Mieter zu einer Ladestation zu kommen. Ausser, Sie gehören zu den Glücklichen, die bei besonders aufgeschlossenen Eigentümern oder einer innovativen Verwaltung auf offene Ohren stossen.
Zum Schluss noch dies: Ladelösungen für Mieter waren auch im Schweizer Fernsehen schon Thema, darunter auch Steckdosen in den Masten der Strassenbeleuchtung für «Laternenparker». Film ab.
Titelfoto
Hyundai Motor Europe GmbH
Energie Zukunft Schweiz
Swiss eMobility
EKZ Smart City Labor
Als Digital Projektmanager der EKZ-Energieberatung ist Thomas Elmiger verantwortlich für die Webangebote www.enex.me, www.energie-experten.ch und www.energiefranken.ch.
Kommentare: Was denken Sie?
Erich Füeg
Vor 3 Jahren
Leider kein Elektroauto für ein normales Buget, das ein Wohnwagen von 1800 kg ziehen kann.
schmid
Vor 3 Jahren
ich denke,dass wir in ein desaster fahren.E mobilität,in ehren,aber so schnell geht es nicht mit dem strom.entweder essen kochen,oder E autos laden,es wird einen engpass geben.meine meinung
Thomas Elmiger
Vor 3 Jahren
Wir denken, dass mit einer intelligenten Steuerung des Ladens die meisten Probleme vermieden werden können: Das Auto soll natürlich nicht gerade dann geladen werden, wenn alle am Kochen sind und der Strom knapp ist. Sondern lieber dann, wenn die Sonne scheint und Strom im Überfluss vorhanden ist. Viele Pendler laden ihr Auto übrigens nur einmal pro Woche auf, das verteilt die Lasten ebenfalls. Die erste Million E-Autos wird unseren Strombedarf nur um etwa 5% erhöhen.