Digitale Energieberatung mit Smart‑Meter-Daten zeigt Wirkung

Durch clevere Datenauswertung der intelligenten Stromzähler kann die EKZ-Energieberatung Kundinnen und Kunden regelmässig passende Empfehlungen senden, wie sie Ihren Stromverbrauch senken können. Eine wissenschaftliche Auswertung weist jetzt einen durchschnittlichen Spareffekt von 9 % nach.

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Frau auf Sofa schaut eine Statistik auf dem Tablet an

Eine unkomplizierte und auf das Wesentliche fokussierte Energieberatung wird geschätzt. Speziell in der immer vernetzteren Energiewelt sind Laien dankbar für Tipps und Unterstützung durch Fachleute. Die EKZ-Energieberatung bietet neben neutralen Vor-Ort-Beratungen seit 2020 auch einen kostenlosen Onlineservice für Privatkunden an.

Der digitale Energieassistent gibt Tipps zum Sparen

Der Onlinedienst «EKZ-Energieassistent» wurde zusammen mit BEN Energy entwickelt. Er zeigt den Kundinnen und Kunden transparent ihren Stromverbrauch auf und informiert regelmässig darüber, wie sie einfach und effektiv Energie sparen können.

Das Ziel der Entwickler und Betreiber: Nutzerinnen und Nutzer dabei zu unterstützen, eine nachhaltige und klimaschonende Zukunft aktiv mitzugestalten. Ob die kostenlose digitale Energieberatung von EKZ tatsächlich etwas bewirkt, wurde nun überprüft – mit erfreulichem Resultat.

Energieeffizienz steigern

Einer der drei Hauptpfeiler der Schweizer Energiestrategie 2050 lautet «Energieeffizienz steigern». Das Energieassistent-Team stellte sich darum die Frage: Wie können digitale Tools die Energienutzerinnen und -nutzer so unterstützen, dass sie auf einfache Weise und ohne Komforteinbussen Energie und Kosten sparen?

Wie wird Energieeffizienz durch Sensibilisierung erreicht?

Studien zeigen, dass Energieeffizienz durch gezielte Sensibilisierung gefördert werden kann. Neben dem Schaffen von Transparenz beim eigenen Stromverbrauch ist das Aufzeigen von Einsparpotentialen eine wichtige Grundlage. Zusätzlich können Vergleiche zu anderen, ähnlichen Haushalten motivierend sein, Effizienzmassnahmen umzusetzen.

Vergleichsdarstellung eigener Haushalt (63 kWh/Woche) und vergleichbare Haushalte (58 kWh/Woche im Durchschnitt) mit Erläuterungstext «Ihr Haushalt hat 9% mehr Strom verbraucht»
Der Energieassistent zeigt einen Vergleich mit ähnlichen Haushalten. (Screenshot Energieassistent: EKZ)

Ein grosser zusätzlicher Nutzen entsteht, wenn aufgezeigt werden kann, in welchen Kategorien welcher Anteil des Stromes genutzt wird. Beides wurde im EKZ-Energieassistenten umgesetzt.

Sensibilisierung mit Digitalisierung kundenfreundlich gestalten

Die Technik im Hintergrund ist anspruchsvoll: Energieverbräuche werden automatisiert in das Analysetool übermittelt, mit peripheren Parametern angereichert und ausgewertet. Damit ist ein neues Level der Digitalisierung erreicht. Für die Nutzerinnen und Nutzer bleibt alles einfach: Der Energieassistent analysiert die Stromverbräuche, berücksichtigt die anwenderseitig eingegebenen Haushaltseigenschaften und erstellt automatisch persönlich kuratierte Empfehlungen.

Zusätzlich informiert er die Nutzerinnen und Nutzer per E-Mail bei ungewöhnlich hohen Verbräuchen und in Form von optionalen monatlichen Energiereports. Darin werden Vergleiche zu ähnlichen Haushalten und zu gleichen Jahreszeiten aufgezeigt, sowie Empfehlungen präsentiert.

Halbkreis-Segmente visualisieren die Haushaltsbereiche (nach Grösse absteigend): Heizen und Warmwasser (59%), Sonstige Verbraucher (10%), Kochen und Spülen, Waschen und Trocknen, Beleuchtung, Elektronische Geräte, Kühlen und Gefrieren (4%)
Die Verbrauchsaufschlüsselung zeigt übersichtlich auf, wo im eigenen Haushalt wie viel Strom verbraucht wird. (Screenshot Energieassistent: EKZ)

Innovationen im EKZ-Energieassistenten

Die Stromverbräuche werden über Nacht aus den Smart-Meter-Daten ausgewertet und im Onlineportal dargestellt. Es braucht keine zusätzliche Hardware und es muss weder eine Software noch eine Mobile App installiert werden. Ein Browser und die Logindaten genügen.

Die Smart-Meter-Daten bieten eine Grundlage für die digitale Energieberatung. Die wichtigsten Stellhebel zum Stromsparen können damit automatisiert und kundenfreundlich aufgezeigt werden.

Im Verlauf des letzten Jahres wurde die Energieassistent-Applikation um mehrere Auswertungen ergänzt, um den Nutzwert und die Motivation zum Energiesparen zu erhöhen.

  • Durch Analyse der Verbrauchswerte können die Verbräuche in Kategorien wie z.B. Heizen und Warmwasser, Waschen, Kühlen oder Beleuchtung zugewiesen werden – man spricht von Verbrauchsaufschlüsselung (siehe Grafik oben).
  • Die Verbrauchshistorie (siehe Grafik unten) mit der farblichen Einordnung in Verbrauchslevel dient der Unterstützung der Nutzerinnen und Nutzer im Hinblick auf möglichst energieeffizientes Verhalten.
  • Der Vergleich mit Haushalten mit ähnlichen Eigenschaften liefert einen Benchmark.
Diagramm mit bunten Säulen
Die Farben der wöchentlichen Verbrauchswerte orientieren sich an der bekannten Skala der Energieetikette. (Screenshot Energieassistent: EKZ)
Säulendiagramm mit Benchmark-Linie lässt Verbesserungspotenzial erkennen: Die «Top 25% vergleichbare Haushalte» (Legende) lagen in KW9 bei 127 kWh, der eigene Verbrauch bei 250 kWh.
Neu können EKZ-Kundinnen und -Kunden den Verbrauch des eigenen mit ähnlichen Haushalten vergleichen. (Screenshot: EKZ)

Künstliche Intelligenz interpretiert Stromverbrauchsdaten

Die Verbrauchsaufschlüsselung basiert beim Energieassistenten auf der Auswertung von sehr vielen Stromverbrauchswerten und weiteren Parametern. Dazu werden Algorithmen aus dem Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) verwendet.

Mit diesen Algorithmen und Machine Learning ist es unter anderem möglich, den Stromverbrauch eines Haushaltes in seine Bestandteile zu zerlegen und somit nachvollziehbar zu machen.

Mehrwert dank Smart Meter

Wer noch keinen aktiven Smart Meter hat, kann die Verbrauchsdaten im Online-Tool manuell erfassen und so eine erste Monitoring-Grundlage schaffen. Der volle Nutzen ergibt sich aber erst aus den Smart-Meter-Daten.

Mit der Smart-Meter-Technologie werden die Stromverbräuche als Viertelstunden-Werte an die Energieversorger übertragen. Damit kann unter anderem die Verrechnung vereinfacht und die Energieeffizienz gefördert werden.

Der Bund hat die Energieversorger verpflichtet, dass bis 2027 bei mindestens 80 % der Stromanschlüsse intelligente Stromzähler installiert werden müssen. Stand heute wurden im EKZ-Versorgungsgebiet schon rund 250’000 Smart Meter verbaut.

Die Smart-Meter-Einführung wird EKZ bis 2026 weitestgehend abgeschlossen haben. Dann haben alle Kunden Einblick in die eigenen Verbrauchsdaten und können dank Tipps vom Energieassistenten Strom sparen.

Daniel Röthlisberger, Leiter Betrieb Messtechnik bei Enersuisse
Kennzahlen für: Jahresverbrauch (8530 kWh), Winter-Anteil (69%), Nacht-Anteil (37%), Grundlast (10%), höchster Tagesverbrauch (79 kWh), höchster Verbrauch pro Stunde (werktags, 5 bis 6 Uhr)
Ende Januar 2023 erhielten die Nutzerinnen und Nutzer erstmals einen Jahresbericht per E-Mail zugestellt. (Grafik: EKZ)

Der doppelte Nutzen dieser digitalen Dienstleistung

Kundinnen und Kunden von EKZ können ihren Stromverbrauch reduzieren, wenn sie die Empfehlungen umsetzen, und sie können die Energieflüsse und ihren CO2-Fussabdruck besser verstehen.

Für die EKZ-Energieberatung bietet der Energieassistent die Grundlagen zur Vorbereitung von Beratungen vor Ort. Zudem kann automatisiert auf weitere Dienstleistungen der Energieberatung aufmerksam gemacht werden, abgestimmt auf die Stromverbräuche sowie die Haushaltseigenschaften.

So wird die erreichte Wirkung evaluiert

Es wird ausgewertet, wie viele Kunden die Energiereports lesen und wie viele Kunden welche Empfehlungen umgesetzt haben. Die Evaluation der Veränderung der Stromverbräuche der Nutzergruppe im Vergleich zu einer Kontrollgruppe zeigt die erreichte Einsparung.

Thorsten Staake, der das Projekt seitens der ETH Zürich begleitet hat, befasst sich intensiv mit dem Einsatz von Informationssystemen zur Steigerung der Energieeffizienz. In der Auswertung 2023 wurde der Erfolg neu berechnet: Im Durchschnitt haben Nutzerinnen und Nutzer des EKZ-Energieassistenten 9 % Strom eingespart!

Die Einsparungen betragen nach der aktuellen Auswertung 9 % im Durchschnitt ab dem ersten Login. Das ist ein hervorragender Wert, der deutlich über dem konventioneller Verbrauchsportale liegt.

Thorsten Staake, Professor an der Universität Bamberg und Leiter des Bits to Energy Labs an der ETH Zürich

Forschung und Entwicklung gehen weiter

Neue Erkenntnisse aus der Forschung sollen nach und nach in die Weiterentwicklung des digitalen Assistenten einfliessen. Seit zwei Jahren wird im Projekt KIWO – Künstliche Intelligenz in der Wärmepumpen-Optimierung – geforscht. Mit Beteiligung von ETH, BEN Energy und EKZ soll zusätzlich zum Stromverbrauch der Wärmepumpen automatisch erkannt werden, wie gross das energetische Optimierungspotential ist. Weiter wird ein Eigenverbrauchsrechner implementiert, um Kunden auf Basis ihrer Smart-Meter-Daten aufzuzeigen, wie viel Strom sie mit einer eigenen Photovoltaik-Anlage produzieren und direkt selbst verbrauchen könnten.

Aktualisierter Beitrag: Dieser Artikel vom 19.5.2022 wurde vom Autor am 4.5.2023 auf den neuesten Stand gebracht. In der ersten Auswertung 2022 war eine durchschnittliche Einsparung von 6 % ermittelt worden.