Fairphone 4: Dieses Smartphone lässt sich am besten reparieren
Von 30 getesteten Handy-Modellen erhielt ein einziges mehr als 9 von 10 Punkten: das Fairphone 4. Auch die neusten Geräte von Samsung, OnePlus, Apple und Huawei schafften es auf die neue Liste bei Topten.
In Schweizer Haushalten sind 10,8 Millionen Handys im Umlauf. Das macht 1,3 Smartphones pro Einwohnerin und Einwohner. Viele verstauben in einer Schublade, weil sie nicht mehr richtig funktionieren. Und das oft schon nach zwei bis drei Jahren. Das ist eine riesige Verschwendung von wertvollen Ressourcen, die in jedem Gerät stecken. Mit dem Fairphone 4 gibt es jetzt ein neues Smartphone, das nicht nur aktuelle Technik wie 5G und eine hochauflösende Kamera mitbringt, sondern auch noch sehr gut reparierbar ist.
Reparierbarkeit von Handys immer wichtiger
Die technischen Unterschiede neuer Smartphones werden tendenziell kleiner – von Gimmicks wie faltbaren Bildschirmen einmal abgesehen. Auch vom technischen Fortschritt sind in nächster Zeit keine Wunder mehr zu erwarten. Wer heute in ein ausgereiftes Smartphone investiert, könnte damit über viele Jahre glücklich sein. Jedoch: Viele Handys haben eine verkürzte Lebensdauer, weil sie nicht mehr richtig funktionieren. Dann wäre es wichtig, dass man sie rasch und günstig reparieren kann. Ein neues Rating von Topten zur Reparierbarkeit verhilft jetzt zum Überblick.
CO2-Abdruck von Smartphones
Die Energie im Gebrauch macht wenig aus im Vergleich zur Nutzungsdauer. Haltbarkeit und Reparierbarkeit sind darum ausschlaggebend dafür, wie stark oder wie wenig ein Handy das Klima belastet.
Rund 85 Prozent der Gesamtemissionen von Smartphones fallen bei der Produktion an. Dies schliesst die Gewinnung der Rohstoffe ein. So werden für die Herstellung etwa Seltene Erden verwendet, die mit hohem energetischem Aufwand im Tagebau gefördert werden. Sie kommen in der Natur nur in Spuren vor und müssen vom restlichen Material mit hohem Energieaufwand getrennt werden. Aus diesen Gründen lässt sich am meisten Energie sparen, wenn Handys länger genutzt werden.
Neues Rating für Smartphones
In Frankreich gibt es seit Januar 2021 ein Rating für die Reparaturfähigkeit von Smartphones, die auf einer Skala von 1 bis 10 beurteilt wird. Je höher der Wert, umso besser die Reparierbarkeit. Dieser Reparatur-Index lässt sich auch in der Schweiz anwenden, da die Hersteller die gleichen Smartphones in ganz Europa und damit auch hierzulande anbieten. Topten listet jetzt – erstmals in der Schweiz – die hierzulande erhältliche Handymodelle auf, die mindestens sechs von zehn möglichen Punkten erreichen und mit Android oder Apple iOS als Betriebssystem ausgestattet sind.
Kriterien für die Reparierbarkeit
Die Beurteilung der Reparierbarkeit basiert auf fünf Kategorien:
Dokumentation von Reparaturanleitungen
Zerlegbarkeit des Geräts – verschraubte Teile etwa erhalten eine bessere Bewertung als geklebte
Verfügbarkeit von Ersatzteilen
Preis der Ersatzteile
Verfügbarkeit von Software-Updates; Hilfestellung auf der Webseite, Hotline und weitere Service-Merkmale
«Ziel des Reparatur-Index ist es, Hersteller dazu zu bewegen, ihre Geräte kundenorientierter zu gestalten», sagt Nadja Gross von Topten, der unabhängigen Internet-Plattform. Ist ein Handy zum Beispiel gut zerlegbar, kann man es bei einem Defekt in einen «Repair-Shop» zur Reparatur bringen. Oder man repariert selber, sofern man ein geschicktes Händchen hat.
Schwachstellen vieler Handys
Zu den häufigsten Problemen bei Smartphones zählen, dass
keine Sicherheits- oder Funktionsupdates mehr vom Hersteller angeboten werden,
sie aus irgendwelchen Gründen nicht mehr richtig funktionieren,
das Display einen Schaden hat, oder
der Speicherplatz nicht mehr ausreicht.
Topten hat unzählige Geräte gesichtet und die besten auf der Webseite topten.ch/Smartphones aufgeführt. Dort erfährt man in Kürze das Wichtigste zu den Eigenschaften, wo man sie erhält und was sie kosten.
Fairphone 4 mit Top-Bewertung
Das Beste der insgesamt 30 qualifizierten Handy-Modelle holte 9,3 Punkte. Dabei handelt es sich um das Fairphone 4. Das gute Abschneiden begründet sich vor allem durch folgende Eigenschaften:
Alle wichtigen Teile lassen sich mit einem handelsüblichen Schraubenzieher in nur wenigen Schritten austauschen; darunter Akku, Display, Kamera, Lautsprecher und die Ladebuchse.
Kein Ersatzteil ist verklebt.
Es gibt 5 Jahre Garantie, das heisst mindestens so lange sind Ersatzteile verfügbar.
Die neusten Geräte von Samsung, etwa das Samsung Galaxy S21 und das Galaxy Z Fold3, erfüllen die Topten-Kriterien ebenfalls. Die neue Smartphone-Generation von Apple, das iPhone 13, schneidet minimal besser ab als die Vorgängergeneration iPhone 12, kommt aber nicht an das kleine iPhone SE aus dem Jahr 2020. Wer besonderen Wert auf Kameraqualität und einen schnellen Prozessor legt, ist mit den neuen Modellen von Apple und Samsung gut beraten.
Stiftung Warentest: Die besten Smartphones
Eine umfassendere Beurteilung von Handys hat Ende September 2021 die deutsche Stiftung Warentest vorgelegt. Danach erhalten die Marken OnePlus, Apple und Huawei die beste Gesamtbeurteilung. Berücksichtigt wurden die Grundfunktionen eines Smartphones – Kamera, Display, Akku, Handhabung und Stabilität. Der Aspekt Reparierbarkeit steht im deutschen Rating nicht im Fokus. Bei den besten aktuellen Smartphones 2021 liegen die drei Spitzenmodelle von Apple, Samsung und Sony gemeinsam auf dem ersten Platz. Sie erreichen alle das Urteil «gut (1,7)» und überzeugen mit einer tollen Kamera, viel Leistung und scharfen Displays: «Der grosse Handy-Vergleich».
Das Fairphone 4 war im Test nicht dabei, sondern noch der Vorgänger, das Fairphone 3+.
Ein Gerät mit dem gleichen Betriebssystem kaufen, wie es Freunde oder Familienmitglieder bereits nutzen.
Nadja Gross, Topten
Smartphone-Kauftipps von der Expertin
Beim Kauf sollte man laut Nadja Gross von Topten auf folgende Punkte achten: «Wählt man Geräte mit guter Reparierbarkeit, hat man im Zweifel länger etwas davon. Statt sie bei Defekten wegwerfen zu müssen, lassen sie sich in Repair-Shops zu angemessenen Preisen reparieren.» Beim Fairphone kann man gleich selber zum Schraubenzieher greifen, hier sind Reparaturen auch für Laien problemlos machbar.
«Das Smartphone sollte 5G-fähig sein», rät Nadja Gross. Der Nachfolger des Mobilfunkstandards 4G sei mittlerweile grossflächig verfügbar und biete bis zu doppelter Surfgeschwindigkeit. Und einen hilfreichen Tipp gibt die Topten-Frau noch mit auf den Weg: «Häufig ist man gut beraten, sich ein Gerät mit gleichem Betriebssystem zuzulegen, wie es im Familien- oder Freundeskreis schon vorhanden ist. So kann man sich gegenseitig bei Fragen helfen und Tipps austauschen.»
MSc International Management/Economics, arbeitet als Projektleiter Energieeffizienz bei Topten. Sein Fokus liegt bei der Energieeffizienz von Geräten, Förderprogrammen und Projektarbeit im Auftrag der EU, von Bundesämtern, Elektrizitätswerken und Umweltorganisationen.
Habe ich es übersehen: Für ein langes Leben ist auch ein Betriebssystem-Update über möglichst lange Zeit nötig. Dass der Energieverbrauch durch die Herstellung bestimmt wird, stimmt nur bei entsprechenden Systemgrenzen. Wenn man den Verbrauch des Internets anteilig dazu nimmt, so wird dies wahrscheinlich der grösste Anteil sein. Daher verstehe ich nicht ganz die Empfehlung für 5G. Das braucht man definitiv nur für das Streaming von Filmen – mit entsprechendem Energieverbrauch im Internet, sei es Funkantennen, WLAN-Router bis zu den Servern.
Andererseits muss man zu Gute halten, dass wer einen Film auf dem Handy schaut, nicht das Fernsehgerät mit dem zig-fachen Stromverbrauch einschaltet. Musik über Handy und Kopfhörer ist auch viel weniger energieintensiv als eine klassische Stereoanlage.
Die Graue Energie verblasst weiter, wenn man bedenkt, dass mit einem Handy nicht nur ein (Festnetz-) Telefon ersetzt wird, sondern auch Fotoapparat, Filmkamera, Taschenrechner, Höhenmesser/Barometer, Navigationsgerät, Radio, Kassetten, CDs, diverse gedruckte Publikationen wie z.B. Lexikon, Wörterbücher, Fahrpläne, Briefpapier und unzählige Fotokopien, Fotos auf Papier in dicken Fotoalben, ein Kalender/Agenda, vielleicht auch Taschenlampe, Metronom uvm.
Wenn auch darüber gelästert wird, dass man das Handy zu viel benützt, so bedeutet dies doch nur, dass die Graue Energie (und auch die Kosten) über viele Benutzungsstunden abgeschrieben werden kann. Ich bin überzeugt, dass es nur wenig Gegenstände gibt, die weniger pro Benutzungsstunde kosten.
Die Verfügbarkeit von Software-Updates ist sowohl bei den Kriterien für die Reparierbarkeit aufgeführt, als auch bei den Schwachstellen vieler Handys erwähnt. Und tatsächlich scheint sich Fairphone in diesem Punkt vorbildlich zu verhalten: So wird gerade Android 10 für das sechs Jahre alte Fairphone 2 angepasst. [1]
Ansonsten sehr gute Überlegungen, vielen Dank! Es ist wie geschrieben: Im Vergleich zu anderen Geräten ist der Energieverbrauch des Smartphones gering und es kann sehr viel. So ist sicher auch die Empfehlung pro 5G zu verstehen.
[1] https://www.theverge.com/2021/11/23/22798512/fairphone-2-android-10-beta
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Kommentare: Was denken Sie?
Stefan Bräuer
Vor 3 Jahren
Habe ich es übersehen: Für ein langes Leben ist auch ein Betriebssystem-Update über möglichst lange Zeit nötig. Dass der Energieverbrauch durch die Herstellung bestimmt wird, stimmt nur bei entsprechenden Systemgrenzen. Wenn man den Verbrauch des Internets anteilig dazu nimmt, so wird dies wahrscheinlich der grösste Anteil sein. Daher verstehe ich nicht ganz die Empfehlung für 5G. Das braucht man definitiv nur für das Streaming von Filmen – mit entsprechendem Energieverbrauch im Internet, sei es Funkantennen, WLAN-Router bis zu den Servern.
Andererseits muss man zu Gute halten, dass wer einen Film auf dem Handy schaut, nicht das Fernsehgerät mit dem zig-fachen Stromverbrauch einschaltet. Musik über Handy und Kopfhörer ist auch viel weniger energieintensiv als eine klassische Stereoanlage.
Die Graue Energie verblasst weiter, wenn man bedenkt, dass mit einem Handy nicht nur ein (Festnetz-) Telefon ersetzt wird, sondern auch Fotoapparat, Filmkamera, Taschenrechner, Höhenmesser/Barometer, Navigationsgerät, Radio, Kassetten, CDs, diverse gedruckte Publikationen wie z.B. Lexikon, Wörterbücher, Fahrpläne, Briefpapier und unzählige Fotokopien, Fotos auf Papier in dicken Fotoalben, ein Kalender/Agenda, vielleicht auch Taschenlampe, Metronom uvm.
Wenn auch darüber gelästert wird, dass man das Handy zu viel benützt, so bedeutet dies doch nur, dass die Graue Energie (und auch die Kosten) über viele Benutzungsstunden abgeschrieben werden kann. Ich bin überzeugt, dass es nur wenig Gegenstände gibt, die weniger pro Benutzungsstunde kosten.
Thomas Elmiger
Vor 3 Jahren
Die Verfügbarkeit von Software-Updates ist sowohl bei den Kriterien für die Reparierbarkeit aufgeführt, als auch bei den Schwachstellen vieler Handys erwähnt. Und tatsächlich scheint sich Fairphone in diesem Punkt vorbildlich zu verhalten: So wird gerade Android 10 für das sechs Jahre alte Fairphone 2 angepasst. [1]
Ansonsten sehr gute Überlegungen, vielen Dank! Es ist wie geschrieben: Im Vergleich zu anderen Geräten ist der Energieverbrauch des Smartphones gering und es kann sehr viel. So ist sicher auch die Empfehlung pro 5G zu verstehen.
[1] https://www.theverge.com/2021/11/23/22798512/fairphone-2-android-10-beta