Batteriespeicher: Kein erhöhtes Brandrisiko

Batteriespeicher für Solarstrom sind so sicher wie elektrische Haushaltsgeräte. Das ergab eine Studie der RWTH Aachen.

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Wechselrichter und Batterien

Wer sich heute eine Solaranlage auf das Dach bauen lässt, ordert meist auch gleich einen Batteriespeicher, mit dem sich die Nutzung der selbst produzierten Kilowattstunden verschieben lässt – in den Abend oder die Nacht, wenn keine Sonne scheint. Für Verunsicherung in der potenziellen Kundschaft sorgten in den letzten Jahren allerdings Berichte über Brände, die durch Speicherbatterien ausgelöst wurden.

Studie zu Brandursachen

Eine neue Untersuchung gibt hier nun Entwarnung. Sie bescheinigt den hierzulande angebotenen Systemen eine hohe Sicherheit. Die Wahrscheinlichkeit eines Brands bei Heimspeichern lag danach 2023 bei nur 0,005 Prozent.

In der Studie hat die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule in Aachen die Brandereignisse von Photovoltaik-Speichern in den Jahren 2022 und 2023 analysiert. Diese hatten jeweils für viel Berichterstattung in den Medien und zu politischen Diskussionen geführt.

Photovoltaik-Speicherbatterien sind so sicher wie Wäschetrockner und andere Haushaltsgeräte.

Ergebnis: Die Wahrscheinlichkeit eines Brandes durch die Speicher ist ähnlich hoch oder sogar geringer als bei anderen, weit verbreiteten elektrischen Haushaltsgeräten wie etwa Wäschetrocknern.

Der Hauptautor der Studie, Florian Hölting, sagte dazu: «Unsere Untersuchung zeigt, dass Batteriespeicher eine sichere Technologie darstellen, die das allgemeine Brandrisiko in Haushalten nicht messbar erhöht.» Wer heute einen solchen Speicher nutze, könne Vertrauen in diese wichtige Energiewende-Technologie haben, so das Institut.

Die Branche sieht sich bestätigt. So betonte der Geschäftsführer des deutschen Bundesverbands Energiespeicher-Systeme, Urban Windelen, die Untersuchung leiste «einen wichtigen Beitrag zur Versachlichung der Diskussion um die Sicherheit» der Hausspeicher.

Gründe für bisherige Brände

Die Berichte über Brände konnten durchaus Sorgen aufkeimen lassen. Ein Beispiel von mehreren aus dem vergangenen Jahr: In einem Einfamilienhaus im unterfränkischen Kleinkahl kam es im September zu einer starken Rauchentwicklung, deren Ursache laut Feuerwehr eine technische Störung war, «die zur Explosion des Stromspeichers einer Solaranlage führte». Das Gebäude war durch die Folgen der starken Rauch- und Russentwicklung zeitweise nicht mehr bewohnbar.

Auch in diesem Jahr wurden noch mehrere Fälle gemeldet, bei denen allerdings offenbar ältere Speicher eines Herstellers eingebaut waren, die eigentlich wegen möglicher Probleme hätten ausgetauscht werden sollen.

Als Energiewende-Technologie immer wichtiger

Wie gross die Bedeutung von Batteriespeichern für die Energiewende weltweit ist, hat ein in diesem Jahr veröffentlichter Sonderbericht der Internationalen Energieagentur IEA gezeigt. Darin wird ein massiver Ausbau von Speicherkapazitäten – von Heimspeichern bis zu Grossanlagen – gefordert, um die Verfügbarkeit von Öko-Elektrizität zu glätten und das Stromnetz zu stabilisieren.

IEA: Es braucht ein Wachstum von 25 Prozent pro Jahr bis 2030.

Die IEA erwartet, dass etwa 90 Prozent der benötigten Speicherkapazität durch Batteriespeicher abgedeckt werden. Das erfordere ein jährliches Wachstum von 25 Prozent bis 2030.

Boom bei Batterien

Bei den Batteriespeichern gibt es derzeit einen Boom, in Deutschland ist der Trend noch ausgeprägter als in der Schweiz.

Eine Million Batterien in Deutschland

In Deutschland hat die Zahl der Batteriespeicher stark zugenommen – nach eher langsamem Hochlauf in den 2010er Jahren. Ende 2023 wurde die Zahl von einer Million überschritten. Der Heimspeichermarkt wuchs in diesem Jahr um 150 Prozent auf über 530’000 neu installierte Batteriespeicher.

Wachstum des Heimspeichermarktes in Deutschland: 2020 +104%, 2021 +62%, 2022 +52% und 2023 +153%, wobei die DC-gekoppelten Systeme mit Hybridwechselrichter die überwiegende Mehrheit darstellen (ca. 80%)
Über eine halbe Million Heimspeicher gingen allein 2023 neu in Betrieb. (Grafik: HTW Berlin)

Somit wurde bei rund drei von vier neuen Photovoltaikanlagen auch gleich ein Speicher mit installiert. Grund ist eine starke Verbilligung der Anlagen, sie kosten derzeit pro Kilowattstunden Speichervolumen 400 bis 800 Euro.

Dynamische Stromtarife sind in Deutschland ein weiteres Motiv für Heimspeicher. Konsumenten möchten sich vor stark schwankenden Strompreisen schützen, gerade im Winter. Sie füllen den Speicher, wenn Strom billig ist, und leeren ihn dann, wenn der Preis in die Höhe schnellt.

Fast 80 Prozent Zuwachs 2023 in der Schweiz

Gemäss BFE-Statistik waren in der Schweiz Ende 2023 gut 45’000 Speicher installiert, 79 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Ihre Kapazität betrug 607’000 Kilo­wattstunden (kWh) – damit könnten 65’000 Vier­personen­haushalte einen Tag lang mit Strom versorgt werden.

Die Anzahl neu installierter Batteriespeicher stieg in der Schweiz 2023 um 73 Prozent. Bei vier von zehn neuen Photovoltaikanlagen auf Einfamilienhäusern wurde also auch eine Batterie bestellt.

Auch in Mehrfamilienhäusern und Gewerbebauten kommen vermehrt Batterien zum Einsatz. Mit dem neuen Stromgesetz dürfte der Trend zu Batteriespeichern weiter zunehmen, da sie von der Netznutzungsgebühr befreit werden.

Gesamthaft installierte Kapazität von Speichersystemen in der Schweiz

Technologie Kapazität Ende 2023 in kWh Veränderung zum Vorjahr
Li-Ionen Speicher 599’468 +77,8 %
Salz-Speicher 6’210
Blei- und andere Speicher 1’634 +7,1 %
Total 607’312 +86,2 %
Salz-Speichersysteme werden erst seit dem Referenzjahr 2023 separat erhoben. (Quelle: BFE)