Elf Familien wohnen seit Anfang 2018 im Leimbacher «Mehrfamilienhaus mit Energiezukunft», wie es die Initianten nennen. Das Gebäude dient nicht nur als Wohnraum, sondern gleichzeitig als kleines Kraftwerk: Auf dem Dach und an den Fassaden sind Photovoltaik-Module installiert. Dadurch generiert das Haus Solarenergie, die den Strombedarf der Bewohner weitgehend abdeckt. Zudem stehen im Gebäude je eine Tankstelle für Elektro- und Erdgas-Fahrzeuge bereit, wobei der benötigte Strom bzw. das benötigte Gas ebenfalls aus der hauseigenen Produktion stammen. Das Spezielle am Projekt in Leimbach ist, dass im Sommer überschüssiger Solarstrom gespeichert werden kann. Die Speicherung basiert auf der Umwandlung des Solarstroms in CO2-neutrales Methangas mittels einer geplanten externen «Power to Gas»-Anlage. Wird im Winter zu wenig Sonnenenergie produziert, kann der gasförmige «Sommer-Solarstrom» verwendet werden.
Innovative Energiezentrale
Die entscheidende Schnittstelle ist dabei die patentierte Hybridbox, die als Zentrale die Energieversorgung des Mehrfamilienhauses regelt. Die Box ist in der Lage, je nach Angebot und Bedarf mit Strom oder Gas zu heizen und Strom zu produzieren. So nutzt sie beispielsweise an einem sonnigen Wintertag die vom Gebäude produzierte Solarenergie zur Wärmeerzeugung, während an einem wolkenverhangenen Wintertag das gespeicherte Methangas dafür eingesetzt wird. Überschüssiger Strom kann jederzeit an das öffentliche Netz abgegeben werden.
Soweit die Theorie. Der Praxistest in Leimbach zeigt jedoch, dass noch einige Herausforderungen zu meistern sind, bis das System in der Realität wie geplant funktioniert. Mediensprecherin Monika Sigg von der Umwelt Arena Schweiz weist darauf hin, dass die verschiedenen Erzeugeranlagen im Gebäude aufeinander und auf das Verhalten der Nutzer abgestimmt werden mussten. Die Abstimmung und Optimierung des Systems sei aber nicht von heute auf morgen möglich gewesen, sondern habe einen längeren Zeitraum benötigt. «Es hatte sich gezeigt, dass nach dem ersten Betriebsjahr vor allem bei den Raumtemperaturen und bei der Warmwasserproduktion noch Optimierungspotenzial vorhanden war», erläutert Sigg. «Diese Probleme hatten wir zu lösen, um die gewünschten Zielwerte zu erreichen.»
Kommentare
Hans Bachmann
29.10.2019 13:25:58Ich möchte laufend über Ihre Technik informiert werden. Die Hybridbox könnte bei uns einmal Anwendung finden.
Freundlich grüsst
Hans Bachmann
Binningen
Beat
01.11.2019 11:34:56Und wieso kein Speicher-Akku als Puffer-Batterie?
Albrecht
04.11.2019 15:43:46Sehr interessanter Ansatz. Was mich verwundert, ist der Standort der Pilotanlage.
Weshalb nicht in den Bergen, wo es oft viel mehr Sonnenschein hat? Bin gespannt wie's weitergeht.
Der Enegie Experte
06.11.2019 13:51:27Sehr geehrter Herr Ettlin
Besten Dank für Ihr Feedback. Tatsächlich verfügt das Gebäude auch über einen Batteriespeicher, der auf einer Salzbasis funktioniert. Für diesen Artikel haben wir den Fokus auf die Power-to-Gas-Technologie gelegt und den Speicher-Akku deswegen nicht näher thematisiert.
Freundliche Grüsse
Remo Bürgi