Eine energetische Sanierung bringt Energie- und Kosteneinsparungen. Das grösste Potenzial steckt dabei in der Gebäudehülle. Mit gut abgestimmten Massnahmen am Gebäude lässt sich der Energieverbrauch um rund die Hälfte senken.
Der Schweizer Gebäudepark verbraucht jährlich etwa 100 TWh oder rund 45 Prozent des Endenergiebedarfs der Schweiz. Drei Viertel davon entfallen auf die Wärmeversorgung. Die Energiestrategie 2050 sieht für die Gebäude in der Schweiz eine Halbierung des Energieverbrauchs bis 2050 vor. Gleichzeitig will die Schweiz ihre Treibhausgasemissionen auf Netto-Null senken. Der Gebäudepark verursacht rund einen Drittel des CO2-Ausstosses und ist daher bei der Transformation von grosser Bedeutung.
Energie und Heizkosten sparen
Etwa 70 Prozent der Bestandsgebäude in der Schweiz stammt aus der Zeit vor 1980 – gut 1,5 Millionen Häuser sind energetisch sanierungsbedürftig. Doch stagniert die Sanierungsrate bei etwa 1 Prozent. Bei diesem Tempo wird der Gebäudebestand frühestens gegen Ende des Jahrhunderts klimaneutral sein. Will die Schweiz ihre Klimaziele erreichen, muss sie die Sanierungsrate auf 2 bis 3 Prozent steigern. Dazu laufen Bemühungen auf verschiedenen Ebenen. Bund und Kantone fördern energetische Sanierungen über das Gebäudeprogramm. Dafür stehen jährlich maximal 450 Millionen zur Verfügung. Dazu kommen kantonale Beiträge, mit denen jedes Jahr insgesamt zwischen 510 und 540 Millionen Franken bereitstehen.
Das Gebäudeprogramm unterstützt Bauherrschaften mit dem Ziel, den Energieverbrauch und die CO2-Emissionen zu senken. Allein 2020 zahlte das Gebäudeprogramm 299 Millionen Franken an Förderbeiträgen aus. Damit lassen sich über die Lebensdauer der geförderten Massnahmen 1,4 Millionen Tonnen CO2 und 5,7 Milliarden kWh Energie einsparen.
EnergieSchweiz hat zudem vor zwei Jahren das Programm «erneuerbar heizen» ins Leben gerufen. «Mit gezielten Beratungen bei Immobilienbesitzerinnen und -besitzern wird damit der Umstieg von fossilen Heizungen auf erneuerbare Heizsystem unterstützt», erklärt Sabine Hirsbrunner vom Bundesamt für Energie (BFE). Auch hat die Gebäudebranche gemeinsam mit Bildungsinstitutionen und EnergieSchweiz die «Bildungsoffensive Gebäude» lanciert. «Dank einer Roadmap mit 32 Massnahmen sollen auch in Zukunft genügend Fachkräfte verfügbar sein», so Hirsbrunner.
Etwa 70 Prozent der Bestandsgebäude in der Schweiz stammt aus der Zeit vor 1980 – gut 1,5 Millionen Häuser sind energetisch sanierungsbedürftig.
Förderbeiträge und Steuerabzüge
Finanzielle Unterstützung erhalten Bauherrschaften beispielsweise für eine bessere Dämmung der Gebäudehülle oder wenn sie fossile respektive rein elektrische Heizungen durch Systeme auf Basis erneuerbarer Energien ersetzen. Finanziert wird das Programm über Mittel aus der CO2-Abgabe und aus Fördergeldern der Kantone. Auch Gemeinden und einzelne Energieversorgungsunternehmen bieten Programme an. Welche Massnahmen in welcher Gemeinde förderberechtigt sind, lässt sich auf der Website «Energiefranken» einfach herausfinden. Wichtig ist allerdings, das Fördergesuch rechtzeitig einzureichen – je nach Programm vor der Auftragsvergabe oder vor Beginn der Ausführung. Ausgaben für die Sanierung lassen sich seit 2020 einschliesslich der Rückbaukosten bei den Steuern abziehen. Dies nicht nur im Jahr, in dem die Sanierung stattgefunden hat, sondern auch in den zwei folgenden Jahren – sofern die Kosten das steuerbare Einkommen übersteigen.
Wie man die Gebäudehülle sanieren kann
Während die Lebensdauer der Haustechnik in der Regel 15 bis 20 Jahre beträgt, sollte die Gebäudehülle etwa alle 40 bis 50 Jahre erneuert werden. Eine Verbesserung der Gebäudehülle ist der Kern jeder energetischen Sanierung, denn sie birgt grosses Potenzial, um den Energiebedarf und die Betriebskosten zu senken. Bei Altbauten gehen laut Energie Schweiz etwa 25 Prozent der zugeführten Energie für Wärme und Elektrizität über die Aussenwände verloren, 13 Prozent über die Fenster sowie 17 Prozent über den Estrichboden respektive das Dach. Etwa 10 Prozent entweichen durch Undichtigkeiten oder das Lüften, 9 Prozent über den Boden.
In dieser Grössenordnung liegen die Energieverluste in einem nicht sanierten Altbau. (Grafik: Faktor Verlag / Quelle: EnergieSchweiz)
Mit Analyse beginnen
Am Anfang jedes Sanierungsprojekts steht eine umfassende Analyse des Gebäudes. Die Eigentümerschaft soll sich auch im Klaren sein, wie ihre eigenen Wohnbedürfnisse für die kommenden Jahre aussehen. Wie und von wem wird das Haus künftig genutzt? Will man sich von fossilen Energieträgern verabschieden und künftig mit erneuerbaren Systemen heizen? Soll ein Energiestandard wie beispielsweise Minergie erreicht werden? Diese und viele weitere Fragen gilt es zu beantworten und in die Planung einzubringen.
GEAK zeigt Energieverbrauch
Gut beraten sind Bauherrschaften mit der Erstellung eines GEAK, dem Gebäudeenergieausweis der Kantone. Dieser zeigt anhand der Werte «Effizienz Gebäudehülle» und «Effizienz Gesamtenergie», wie viel Energie ein Gebäude verbraucht und wo Verbesserungspotenzial besteht. «Die umfangreichere Variante GEAK Plus umfasst zusätzlich einen ausführlichen Beratungsbericht mit konkreten Sanierungsvorschlägen und möglichen Fördergeldern», so Hirsbrunner. Dieses Vorgehen ermögliche die Sicht auf das ganze System und zeige, welche Massnahmen sinnvoll seien, sagt die Expertin. In gewissen Kantonen ist die Vergabe von Fördergeldern an den GEAK gekoppelt. Ebenso gewähren gewisse Banken günstigere Hypotheken, wenn ein GEAK vorliegt.
Gut beraten sind Bauherrschaften mit der Erstellung eines GEAK, dem Gebäudeenergieausweis der Kantone.
In Etappen sanieren
Sanieren geht ins Geld. Darum lässt sich eine umfassende Modernisierung nicht immer in einem Zug realisieren. Organisatorisch und finanziell ist dies zwar meist vorteilhafter, doch auch eine Sanierung in Etappen ist machbar. Wichtig ist dabei allerdings, dass die Massnahmen gut geplant sind und die Erneuerung einem Gesamtkonzept folgt. Ansonsten kann es passieren, dass am Ende die Heizung überdimensioniert ist und sich die gewünschten Einsparungen nicht erreichen lassen.
Bei der Wahl der Wärmedämmung lohnt es sich, dick aufzutragen. Die Investitionskosten für ein paar Zentimeter mehr Dämmstärke sind nur unwesentlich höher, doch lassen sich die Wärmeverluste im Winter respektive der Wärmeeintrag während Hitzeperioden minimieren. Je nach Bausubstanz sind Dämmstärken zwischen 14 und 25 Zentimetern angesagt. Auch mit der Dämmung von Dach oder Kellerdecke lässt sich wertvolle Heizenergie sparen.
Fensterersatz prüfen
Wer dämmt, sollte auch an einen Fensterersatz denken. Da die Kosten dafür relativ hoch sind, ist es auch hier ratsam, eine Expertin oder einen Experten beizuziehen und verschiedene Optionen zu prüfen. Damit eine Lebensdauer von bis zu 35 Jahren erreicht werden kann, sollte auf gute Qualität geachtet werden. Nicht zuletzt übernehmen Fenster auch eine wichtige ästhetische und bauphysikalische Funktion.
Mit guter Strategie Energieverbrauch halbieren
Mit einer guten Sanierungsstrategie, einer besseren Dämmung sowie einem Ersatz der Fenster oder in die Jahre gekommener Bauteile kann der Energieverbrauch eines Gebäudes um gut die Hälfte reduziert werden. Doch nicht nur das: Eine optimierte Gebäudehülle mit zwei- oder dreifach verglasten Fenstern schafft sowohl im Winter wie auch im Sommer im Innern ein angenehmes und ausgeglicheneres Raumklima sowie einen hohen Wohnkomfort. Auch wirtschaftlich zahlt sich eine Erneuerung aus. Sie reduziert die Betriebs- und Energiekosten, sichert oder steigert den Gebäudewert und ist ein Vorteil für die Vermietung. Insbesondere bei grösseren Projekten lohnt es sich, möglichst früh eine kompetente Planerin oder einen Planer beizuziehen.
Checkliste: Vorgehen bei der Gebäudehüllensanierung
Bestandesaufnahme und Analyse: Am Anfang einer energetischen Sanierung steht eine Bestandesaufnahme der Bausubstanz sowie des Energiesystems. Für die Analyse des Energieverbrauchs eignet sich der GEAK. Mit einem GEAK Plus erhalten Eigentümerschaften nebst dem Überblick über den energetischen Zustand des Gebäudes auch konkrete Vorschläge für Sanierungsmassnahmen.
Gesamtstrategie Sanierung: Ausgehend von der Analyse wird eine Strategie für die Sanierung erstellt. Dazu gehört auch die Überlegung, ob ein Energiestandard mit Label angestrebt werden soll. Ein koordiniertes Vorgehen ist wichtig, da sich die einzelnen Massnahmen gegenseitig beeinflussen. So mindert eine Gebäudehüllensanierung den Heizbedarf, das Heizsystem kann kleiner dimensioniert werden.
Konkrete Massnahmen: Nun geht es um die Planung der konkreten Massnahmen. Gemeinsam mit einer Expertin oder einem Experten wird die Umsetzung im Detail geplant und ein Terminplan erarbeitet.
Finanzierung sicherstellen: Sind die Kosten der Modernisierung bekannt, gilt es gemeinsam mit der Bank die Finanzierung zu sichern. Viele Finanzinstitute bieten Vorzugskonditionen für energetische Sanierungen.
Fördergesuch einreichen: Gesuche für finanzielle Förderung müssen unbedingt vor Baubeginn eingereicht werden. Infos, was wo unterstützt wird, sind unter www.energiefranken.ch zu finden.
Bewilligungen: Für gewisse bauliche Massnahmen braucht man eine Baubewilligung. Auch muss geklärt werden, ob allenfalls Auflagen des Denkmalschutzes erfüllt werden müssen.
Umsetzung: Sind die Aufträge an die verschiedenen Handwerker vergeben, kann die Sanierung gestartet werden. Eine gute Bauleitung koordiniert die verschiedenen Spezialisten.
Inbetriebnahme: Sind die Bauarbeiten abgeschlossen, müssen die neuen Systeme sachgemäss in Betrieb genommen werden. Dazu gehört auch eine sorgfältige Instruktion der Nutzenden.
Unterhalt und Betriebsoptimierung: Um sowohl die Kosten wie auch den Energieverbrauch und die CO2-Emissionen möglichst tief zu halten, soll nach den ersten Monaten das gesamte Heizsystem auf einen optimalen Betrieb geprüft werden.
Heizung richtig einstellen. Wird die Raumtemperatur ein Grad kühler gestellt, spart man 6 Prozent der Heizkosten. Temperaturempfehlung im Badezimmer 22 °C, im Wohnbereich 20 °C, im Schlafzimmer 17 °C.
Die Heizperiode dauert in der Regel von Oktober bis Ostern. Ausserhalb der Heizperiode gilt: Heizung ausschalten und zwar sobald die Aussentemperatur längere Zeit über 15 °C steigt.
Bei längeren Abwesenheiten wie Ferien kann die Heiztemperatur abgesenkt werden.
Kurz und kräftig lüften. 3- bis 4-mal am Tag für 5 bis 10 Minuten querlüften. So gelangt viel frische Luft in die Räume, ohne dass die Innenwände auskühlen.
Sinnvolle Tipps für mehr Komfort ohne mehr Energieverbrauch gibt es auch in der Broschüre «Besser wohnen» von EnergieSchweiz.
Sandra Aeberhard, eidg. dipl. Journalistin SAL/Journalistin BR, ist Geschäftsleitungsmitglied und Inhaberin bei Faktor Journalisten in Zürich. Sie verfasst für die Energie-Experten Beiträge zu den Themen Bauen, Energie und Mobilität.
Bei alten Häuser sind nicht alle möglichen Massnahmen notwendig und auch nicht zu verantworten. Sind die Eigentümer alt, wird nach deren Ableben das (Einfamilien-)Haus oft / meisten durch einen (rentableren) Neubau ersetzt.
Bei alten / bestehenden Häuser soll nur nach echtem Bedarf saniert werden:
1. feuchte Mauern austrocknen
2. an der Nordfassade (wo nie die Sonne draufscheint) sollen neue Fenster eingebaut werden.
3. soll an der Nordfassade das Mauerwerk saniert werden. Beste Lösung 2-Schalen-Mauerwerk. Wenn mit Schaumstoff isoliert wird, genügen 2 bis maximal 5 cm dicke Schichten, weil die Wärme auch nicht tiefer eindringt. Die Dampfsperre muss am richtigen Ort eingebaut werden, andernfalls werden die Mauern feucht und die ganze Sanierung war für nichts…
4. allenfalls und wenn noch notwendig, an den anderen Fassaden die Fenster und das Mauerwerk sanieren. Es muss immer die Fensterfläche und die Sonneneinstrahlung durch die Fenster und auch durch die Mauer berücksichtigt werden. Die Sonneneinstrahlung und die Wärmespeicherung der ganzen Bausubstanz ist die wirkungsvollste Gratisheizung (es gibt Häuser die brauchen, weil dieser Effekt nicht berücksichtigt wurde, mehr Heizenergie (Heizöl) als vor der Sanierung!
5. wenn noch nicht genug, lieber die Radiatoren durch eine Fussbodenheizung ersetzen. Ein warmer Boden gibt viel rascher das Gefühl in einer warmen Wohnung zu sein als alle anderen Massnahmen.
Kommentare: Was denken Sie?
Natz
Vor 3 Jahren
Bei alten Häuser sind nicht alle möglichen Massnahmen notwendig und auch nicht zu verantworten. Sind die Eigentümer alt, wird nach deren Ableben das (Einfamilien-)Haus oft / meisten durch einen (rentableren) Neubau ersetzt.
Bei alten / bestehenden Häuser soll nur nach echtem Bedarf saniert werden:
1. feuchte Mauern austrocknen
2. an der Nordfassade (wo nie die Sonne draufscheint) sollen neue Fenster eingebaut werden.
3. soll an der Nordfassade das Mauerwerk saniert werden. Beste Lösung 2-Schalen-Mauerwerk. Wenn mit Schaumstoff isoliert wird, genügen 2 bis maximal 5 cm dicke Schichten, weil die Wärme auch nicht tiefer eindringt. Die Dampfsperre muss am richtigen Ort eingebaut werden, andernfalls werden die Mauern feucht und die ganze Sanierung war für nichts…
4. allenfalls und wenn noch notwendig, an den anderen Fassaden die Fenster und das Mauerwerk sanieren. Es muss immer die Fensterfläche und die Sonneneinstrahlung durch die Fenster und auch durch die Mauer berücksichtigt werden. Die Sonneneinstrahlung und die Wärmespeicherung der ganzen Bausubstanz ist die wirkungsvollste Gratisheizung (es gibt Häuser die brauchen, weil dieser Effekt nicht berücksichtigt wurde, mehr Heizenergie (Heizöl) als vor der Sanierung!
5. wenn noch nicht genug, lieber die Radiatoren durch eine Fussbodenheizung ersetzen. Ein warmer Boden gibt viel rascher das Gefühl in einer warmen Wohnung zu sein als alle anderen Massnahmen.