Die meisten Gebäude in der Schweiz sind unzureichend gedämmt, was den Energieverbrauch fürs Heizen markant in die Höhe treibt. (Siehe Artikel «Durch die Gebäudehülle verpuffte Energie»). Wärme entweicht über Dach und Fenster, am meisten jedoch über die Aussenwände. Bei Altbauten gehen rund 30 Prozent der Heizwärme über die Fassade verloren. Das wundert nicht, denn früher waren Dämmstärken von lediglich 8 bis 10 Zentimeter gang und gäbe. Heute sind Dämmstärken zwischen 15 und 30 Zentimeter üblich. «Das grosse Umdenken fand vor knapp 10 Jahren statt, als das Gebäudeprogramm und kantonale Vorschriften (MuKEn) erlassen wurden», sagt Hansueli Sahli vom Verband Gebäudehülle Schweiz, der den Bereich Technik leitet.
Ziel ist es, die Gebäude soweit einzupacken, dass möglichst wenig Wärme verloren geht. Ausschlagend ist jedoch nicht allein die Dicke der Dämmschicht, sondern der U-Wert des Dämmmaterials. Diese Masseinheit, auch Wärmedurchgangskoeffizient genannt, zeigt an, wie stark ein Bauteil der Wärmeleitung widerstehen kann. Je geringer der Wert, desto besser die Isolationseigenschaft. Das Energiegesetz schreibt einen U-Wert von maximal 0.25 bei Umbauten und 0.17 bei Neubauten vor. Das Gebäudeprogramm, welches energetische Sanierungen finanziell unterstützt, verlangt einen Wert von 0.2. Beim Bauen nach Minergie ist ein Wert zwischen 0.10 bis 0.15 anzustreben.
Von aussen nachdämmen
Die meisten Fassaden lassen sich gut nachdämmen, in der Regel geschieht dies von aussen. Innendämmungen kommen etwa dann zum Zug, wenn ein Gebäude unter Denkmalschutz steht und die historischen Fassaden nicht angetastet werden dürfen oder wenn aus einem anderen Grund eine Aussendämmung nicht möglich ist. Allerdings stellen Innendämmungen bauphysikalisch eine Herausforderung für Planer und Ausführende dar, weil Wärmebrücken bestehen bleiben können.
Grundsätzlich lassen sich zwei Fassadentypen unterscheiden. Die mit Abstand gängigste ist die Kompaktfassade (verputzte Aussenwanddämmung). Hier ist die Dämmschicht auf die Bauhülle, also auf die gemauerte Wand geklebt oder gedübelt. Diese Dämmschicht ist auf der Aussenseite verputzt. Der zweite Typ ist die hinterlüftete, vorgehängte Fassade. Zwischen Dämmschicht und Fassadenbekleidung besteht ein Durchluftungsraum von mindestens drei Zentimetern. Dies ermöglicht eine bessere Feuchtigkeitsabfuhr, allerdings ist eine solche Fassade deutlich teurer als die Kompaktfassade. «Eine verputzte Aussenwanddämmung kostet zwischen 180 bis 250 Franken pro Quadratmeter, eine hinterlüftete Fassade ab 350 Franken aufwärts», sagt Hansueli Sahli. «Heruntergerechnet auf die Lebensdauer, die bei hinterlüfteten Fassaden bis doppelt so hoch ist, ist sie aber nicht mehr viel teurer als eine Kompaktfassade», schätzt Sahli. Zudem sei der Unterhalt einer Kompaktfassade deutlich höher im Vergleich zur hinterlüfteten Fassade.
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