Heizen mit erneuerbarer Energie
Wer seine fossile Heizung ersetzen möchte, hat verschiedene Alternativen zur Auswahl. Welches Heizsystem eignet sich am besten? Die Antwort kennt der Energieberater.
Wer seine fossile Heizung ersetzen möchte, hat verschiedene Alternativen zur Auswahl. Welches Heizsystem eignet sich am besten? Die Antwort kennt der Energieberater.
Verfasst von Katharina Köppen
Stark gestiegene Preise für Öl und Gas oder die zuweilen heikle Abhängigkeit von Importen: Das sind neben dem hohen CO2-Ausstoss weitere wichtige Gründe, beim Heizen auf erneuerbare Energien umzustellen. Zumal man Preissteigerungen unmittelbar selbst spürt. Die grosse Menge CO2, die beim Verbrennen von Öl und Gas freigesetzt wird, und die Folgen für das Klima sind für uns oft abstrakte Zahlen. Doch diese sind eindrücklich.
Zwei Drittel der Gebäude in der Schweiz werden immer noch mit fossiler Energie beheizt. Vor allem deswegen ist der Gebäudepark insgesamt (Haushalte und Dienstleistungen) für etwa einen Drittel der CO2-Emissionen in der Schweiz verantwortlich.
Durch eine energieeffizientere Bauweise und den vermehrten Einsatz von erneuerbaren Energien hat sich schon einiges getan: Obwohl die Wohnbevölkerung und die Wohnfläche pro Person kontinuierlich zugenommen haben, sind die Emissionen in den letzten 30 Jahren gesunken.
Doch gerade im Bestand schlummert noch sehr viel Potenzial, den CO2-Ausstoss zu senken: Nach einer energetischen Sanierung, also mit einer besseren Dämmung und dichteren Fenstern, muss weniger geheizt werden. Der verbleibende Bedarf für Heizung und Warmwasser soll möglichst mit erneuerbarer Energie gedeckt werden. Im Rahmen der Energiestrategie 2050 fördern Bund und Kantone daher mit dem Gebäudeprogramm energetische Sanierungen und den Ersatz fossiler Heizungen.
Das Heizen mit erneuerbarer Energie reduziert nicht nur die CO2-Emissionen, sondern rechnet sich über die gesamte Lebensdauer der Heizung auch finanziell, weil man nicht auf den Einkauf von Erdgas und Öl angewiesen ist. Zudem kann man sowohl bei der energetischen Sanierung als auch beim Heizungsersatz von zahlreichen Förderprogrammen und von Steuerabzügen sowie von teils kostenlosen neutralen Beratungen profitieren. Online-Rechner für Heizkosten und CO2-Einsparungen sind eine sinnvolle Vorbereitung auf eine professionelle Beratung.
Folgende Heizsysteme kommen bei der Umstellung auf erneuerbare Energien infrage:
Auf welche erneuerbare Energie sollte man beim Heizungsersatz setzen? Der EKZ-Energieberater gibt Auskunft.
Hardy Schröder ist Energieberater bei EKZ und unterstützt Privatkundinnen und -kunden rund um die Themen Heizungsersatz, Elektromobilität und Solarenergie.
Hardy Schröder: Bevor die Heizung einfach ausgetauscht wird, sollte überprüft werden, ob durch eine Sanierung der Gebäudehülle Energie eingespart werden kann. Falls ja, wirkt sich das nämlich auf die Grösse und den Preis der neuen Heizung aus. Die Wahl der richtigen Heizung ist objektspezifisch. Am besten lässt man sich direkt zu Beginn unabhängig beraten.
Hardy Schröder: Wenn die Heizung erst wenige Jahre alt ist, sollte man sie noch nicht ersetzen. Aber es ist ratsam, Alternativen frühzeitig zu prüfen. Auch, um von Förderprogrammen profitieren zu können, bevor sie auslaufen. Vielleicht lohnt es sich dann, die fossile Heizung schon nach 8 oder 9 Jahren durch eine erneuerbare zu ersetzen.
Hardy Schröder: Das kommt auf die örtlichen Gegebenheiten an. Eine Erdsonden-Wärmepumpe (früher Sole-Wasser-Wärmepumpe genannt) ist besonders energieeffizient. Sie benötigt nur noch ungefähr einen Viertel der Energie, um die gleiche Wärme zu erzeugen wie eine Ölheizung. Sie ist emissionsfrei im Betrieb und braucht erst noch weniger Platz. Ihre Installation bedingt aber, dass unter oder neben dem Haus eine Erdsonde gebohrt werden kann. Je nach Leistung, die man dem Boden entziehen möchte, und auch je nach Bodenbeschaffenheit muss unterschiedlich tief gebohrt werden. Eine Bohrung ist nicht überall möglich und bedarf einer Bewilligung vom Kanton und von der Gemeinde. Einen ersten Überblick bietet das jeweilige kantonale Geographische Informationssystem. Das BFE bietet eine Online-Übersicht mit Adresssuche.
Hardy Schröder: Für ein durchschnittliches Einfamilienhaus muss mit einer Investition von ca. 50‘000 bis 60‘000 Franken gerechnet werden, inklusive Erdsonde und Installation, aber abzüglich Fördergelder. Sie liegt damit preislich höher als die Luft-Wasser-Wärmepumpe mit Investitionskosten von ca. 40’000 bis 50’000 Franken (abzüglich Fördergelder). Wenn gebohrt werden kann, würde ich trotzdem eine Erdsonden-Wärmepumpe empfehlen, weil sie effizienter und leise im Betrieb ist. Die bessere Effizienz gleicht die höheren Investitionskosten durch den niedrigeren Stromverbrauch mit der Zeit aus. Ausserdem sind die Erdsonden selbst sehr langlebig: Sie halten ca. 60 bis 80 Jahre, überdauern also mehrere Wärmepumpen, sodass beim Ersatz des Geräts geringere Kosten entstehen als bei der Erstanschaffung, weil dann nicht mehr gebohrt werden muss.
Hardy Schröder: Zunächst muss man schauen, wo die Wärmepumpe aufgestellt wird: im Haus oder aussen. Wenn möglich, empfehle ich, die Wärmepumpe innen zu platzieren. Eine Wärmepumpe im Aussenraum benötigt oft eine Bewilligung und muss die Lärmschutzverordnung einhalten. Neue Wärmepumpen sind zwar sehr leise, aber nicht geräuschlos. Und es gibt einen psychologischen Effekt: Wenn der Ventilator sichtbar ist, nimmt man seine Geräusche stärker wahr. Viele Menschen möchten auch aus ästhetischen Gründen keine Wärmepumpe im Garten oder vor dem Haus.
Wärmepumpen im Haus sind quasi unsichtbar. Sie sind auch nicht der Witterung ausgesetzt und dadurch langlebiger. Aber natürlich braucht es einen geeigneten Raum im Haus mit einem Kanal nach draussen für die Zu- und Abluft. Dieser sollte sich aus Lärmschutzgründen nicht direkt bei den Schlafzimmerfenstern befinden.
Hardy Schröder: Werden hohe Vorlauftemperaturen benötigt – etwa in alten Gebäuden oder bei alten Radiatoren – sind Wärmepumpen nicht effizient. Mit einer Holzheizung sind hohe Vorlauftemperaturen kein Problem. Anders als mit einer Wärmepumpe braucht es aber ein Lager für das Holz oder die Pellets, und man muss den Energieträger regelmässig einkaufen. Dabei sollte man die Herkunft beachten: Holz ist nur dann CO2-neutral, wenn die gleiche Menge, die geerntet wird, auch wieder nachwächst. So wird das beim Verbrennen freigesetzte CO2 wieder gebunden. Bei Schweizer Holz ist das der Fall. Beim Verbrennen entsteht auch Feinstaub, bei kleineren, modernen Anlagen aber nur sehr wenig. Nicht zu vergessen ist, dass die Asche regelmässig entsorgt werden muss – auch bei modernen, voll automatisierten Pelletheizungen.
Holzheizungen sind oft auch eine gute Alternative, wenn grössere Anlagen ersetzt werden, beispielsweise die gemeinsame Heizung für eine Reihenhaussiedlung. Mit dem Unterhalt könnte man dann jemanden beauftragen.
Hardy Schröder: Nah- und Fernwärmenetze werden immer mehr realisiert. Man sollte unbedingt prüfen, ob in der Wohngegend ein Versorgungsnetz existiert oder geplant ist. Dann kann es sinnvoll sein, die alte Heizung noch 2 oder 3 Jahre weiter zu betreiben, bis man sich an das Nah- oder Fernwärmenetz anschliessen kann. Im Haus hat man dann nur noch eine Übergabestation, die platzsparend und wartungsarm ist. Allerdings ist man an den jeweiligen Betreiber gebunden. Und neben den Kosten sollte man überprüfen, wie die Wärme erzeugt wird. Auch Fernwärme ist nur ökologisch sinnvoll, wenn sie mit erneuerbaren Energieträgern erzeugt wird.
Hardy Schröder: Photovoltaik-Module auf dem Hausdach oder an der Fassade erzeugen Solarstrom. Sonnenkollektoren erzeugen Wärme für das Brauchwarmwasser oder für die Heizungsunterstützung. Der Solarstrom einer PV-Anlage kann nicht nur für den Haushalt, sondern ebenfalls für eine Wärmepumpe genutzt werden, mit der dann wieder Wärme produziert wird. Deshalb wird heutzutage eine PV-Anlage bevorzugt installiert. Mit einer intelligenten Steuerung und einem Batteriespeicher kann man möglichst viel des selbst produzierten Solarstroms im eigenen Haus nutzen und so die Stromkosten reduzieren. Ob sich ein Haus im Kanton Zürich für eine PV-Anlage eignet, lässt sich mit dem Solarplaner berechnen. Der Solarrechner von EnergieSchweiz ist nicht ganz so einfach zu bedienen, dafür funktioniert er im ganzen Land.
Hardy Schröder: Wenn keine Wärmepumpe realisiert werden kann, oder wenn sehr hohe Vorlauftemperaturen nötig sind – wie zum Beispiel bei einem Altbau mit schlechter Wärmedämmung. Dann kann eine thermische Solaranlage in Kombination mit Holz oder Pellets für das Heizen und die Warmwasseraufbereitung die bessere Wahl sein. Diese Alternative benötigt nur wenig Strom und ist somit ebenfalls eine sinnvolle und ökologische Lösung.
Titelfoto
Foto: Unsplash / Nadine Marfurt
Erneuerbar heizen
Bundesamt für Statistik BFS
EKZ-Magazin Blue
Die diplomierte Architektin beschäftigt sich bei Faktor Journalisten vor allem mit den Themen Bauen, Energie und Nachhaltigkeit.
Kommentare: Was denken Sie?