Kosten einer neuen Heizung: Was bringen Online-Rechner?
Heizungsrechner gibt es mittlerweile einige. Wann ist es sinnvoll, sich die Zeit zu nehmen und online Formulare auszufüllen? Das richtige Tool zur richtigen Zeit bringt Hausbesitzer weiter.
Heizungsrechner gibt es mittlerweile einige. Wann ist es sinnvoll, sich die Zeit zu nehmen und online Formulare auszufüllen? Das richtige Tool zur richtigen Zeit bringt Hausbesitzer weiter.
Verfasst von Nadja Gross
In der Schweiz sind Gebäude für 40 Prozent des Energieverbrauchs und für rund ein Drittel der CO2-Emissionen verantwortlich. Ein Grossteil davon wird durch die Heizung verursacht. Zudem werden zwei Drittel der Gebäude heute noch immer fossil oder konventionell elektrisch beheizt.
Jedoch ist nicht immer der Heizungsersatz der beste erste Schritt: Oft ist zuerst eine Sanierung des Gebäudes als Ganzes viel sinnvoller. Dank besserer Dämmung der Gebäudehülle mit Fassade, Dach, Kellerdecke und Fenstern kann die neue Heizung dann deutlich kleiner gewählt werden. Der Umstieg auf eine alternative Energiequelle mit einer Wärmepumpe oder einer Pellets-Heizung wird so günstiger und eher einfacher.
Eine umfassende energetische Sanierung oder Modernisierung der Gebäudehülle reduziert den Energieverbrauch bei Altbauten häufig um 50 bis 60 Prozent.
Lorenz Deppeler, Leiter EKZ-Energieberatung
Wenn es also um ein Gebäude aus dem letzten Jahrhundert geht und die Heizung nicht sofort ersetzt werden muss, dann sollten die Optionen Gesamtsanierung oder Sanierung in Etappen geprüft und mit kompetenter Beratung geplant werden.
Es gibt zwei Typen von Online-Tools, welche die Kosten einer neuen Heizung am Modell berechnen.
Beispielhaft ausgewählte Rechner zeigen das verfügbare Spektrum der Onlinelösungen auf. Vom einfachen über den genauen bis zum spezialisierten Wärmepumpenrechner ist alles dabei. Um sich in das Thema einzudenken, können alle hilfreich sein. Bei der Interpretation der Resultate sollte man aber Vorsicht walten lassen.
Ein Heizungsrechner ist gut geeignet, um Ihnen einen ersten Eindruck zu erhalten, wie gross das Sparpotenzial beim Heizungsersatz sein könnte – laufende Kosten, Energie, CO2 – und welche Kosten am Anfang als Investition auf Hauseigentümer zukommen. Die wichtigsten Unterschiede verschiedener Systemvarianten werden klar aufgezeigt.
Ein Heizungsrechner ersetzt keine unabhängige Beratung von einer Energie-Fachperson vor der Umsetzung.
Das Ergebnis aus dem Heizungsrechner sollte nie direkt zu einer Bestellung führen. Dazu sind die Resultate zu ungenau. Kein Tool kann das grosse Ganze sehen und die örtlichen Gegebenheiten berücksichtigen. Der Heizungsrechner kann nicht wissen, ob ein Haus sehr alte Fenster hat und ob die Fassade besser gedämmt gehört. Er weiss auch nicht, ob Sie genügend Platz haben im Keller für ein Pelletslager oder wo man die Wärmepumpe aufstellen könnte. Und er schaut sich nicht die Platzverhältnisse auf dem Dach an, das vielleicht noch Platz böte für eine solare Unterstützung der Warmwasseraufbereitung, oder um Strom für die Wärmepumpe zu erzeugen.
Die Ergebnisse aus den Heizungsrechnern sind dann wertvoll, wenn Sie diese in die Gespräche mit Energieberatung und Haustechnik-Unternehmen einfliessen lassen können. Heutige und erwartete zukünftige Verbrauchswerte, Lösungsvorschläge und Schätzungen aus den Tools geben Anhaltspunkte für gehaltvollere Gespräche mit Fachpersonen.
Gratisberatungen bergen das Risiko, dass die empfohlenen Massnahmen letztlich jene sind, welche am meisten Geld einbringen oder für den Gesprächspartner am einfachsten umsetzbar sind. Wenn Sie sich von einem Heiztechniker oder einem Holzheizungsinstallateur beraten lassen, ist es naheliegend, dass diese Produkte vorschlagen, welche sie auch selber einbauen können.
Besitzerinnen und Besitzer von Liegenschaften sollten sich darum unbedingt ganzheitlich und unabhängig beraten lassen. Doch von wem? Energieberater und -beraterinnen, die unabhängig arbeiten, finden Sie über die Seite «Impulsberatung» bei erneuerbarheizen.ch. Aktualisierung vom 3. Mai 2022: Neu ist die Impulsberatung kostenlos, wenn Ihre Heizung mindestens 10 Jahre alt ist.
Der Gebäudeenergieausweis der Kantone (GEAK) ist die offizielle Energieetikette für die Gebäudehülle und die Gebäudetechnik. Als Grundlage gelten schweizweit die gleichen Kriterien, Berechnungsmethoden und -annahmen. Der Vergleich von Gebäuden bei Kauf/Verkauf, Mietangeboten und möglichen Umbauplänen wird so überhaupt erst ermöglicht.
Der GEAK Plus ist ein von GEAK-Experten zusätzlich erstellter Beratungsbericht über zwei bis drei Varianten zur energetischen Modernisierung. Im Speziellen werden einzelne Energieeffizienz-Massnahmen aufgeführt, sowie eine sinnvolle Reihenfolge für deren Umsetzung. Dazu gehört auch eine Schätzung der notwendigen Investition und der Unterhaltskosten sowie der Betriebskosteneinsparung als Entscheidungshilfe. Auch Förderbeiträge werden mit einbezogen. Viele Kantone subventionieren diese rundum neutrale Beratung und fachliche Unterstützung für die Auswahl der Erneuerungsmassnahmen.
Je nach Standort des Gebäudes gibt es unterschiedliche Förderprogramme. Kantonale, regionale, gemeindespezifische und private Programme ergänzen sich teilweise, schliessen sich aber auch oft gegenseitig aus. Förderprogramme für Private sowie für Unternehmen und Gemeinden in den Bereichen Gebäude und Mobilität sind auf www.energiefranken.ch für jede Postleitzahl der Schweiz verzeichnet.
Titelfoto
Thomas Elmiger
Topten
MSc Umweltnaturwissenschaften ETH, arbeitet als Projektleiterin Energieeffizienz bei Topten und betreut dort unter anderem die Kategorien rund um Licht, Küchengeräte, Fahrzeuge und Holzheizungen.
Kommentare: Was denken Sie?