Wärmepumpen sind hierzulande sehr beliebt – zumindest bei Neubauten. Bei Sanierungen hingegen hat die Wärmepumpe vor allem in urbanen Gebieten noch immer einen schweren Stand. Eine Studie zeigt nun, wie man dies ändern könnte. Standardlösungen zum Beispiel vereinfachen die Planung und senken die Kosten.
23’980 Wärmepumpen wurden gemäss BFE 2019 in der Schweiz installiert. Das ist zwar eine neue Rekordzahl, aber nur bedingt ein Grund zum Jubeln. Die Gesamtbetrachtung zeigt nämlich, dass nach wie vor der Grossteil des Schweizer Gebäudeparks mit fossilen Energien beheizt wird. Damit die Schweiz ihre Klimaziele erreicht, müssen die Eigentümerinnen und Eigentümer solcher Bestandesbauten daher bei nächster Gelegenheit von fossilen auf erneuerbare Energieträger umsteigen. Das klappt heute vor allem in urbanen Gebieten noch nicht, wie das Beispiel der Stadt Zürich illustriert.
Zürich setzt auf Wärmepumpen
Wer eine Öl- oder Gasheizung hat und diese ersetzen muss, wählt in der Stadt Zürich gemäss einer Studie von Energieforschung Stadt Zürich (PDF) in 80 Prozent der Fälle erneut einen fossilen Energieträger. Die Installation einer Wärmepumpe kommt für viele Bauherrschaften in urbanen Gebieten offenbar nicht in Frage. Aus geologischen Gründen sind Erdsonden-Wärmepumpen nur beschränkt möglich, und die Luft-Wasser-Wärmepumpe als Alternative hat einen schlechten Ruf. Zu laut, ästhetisch fragwürdig und zu umständlich – so lauten gängige Kritikpunkte.
Schlechte Voraussetzungen für einen Wärmepumpentyp, der in dreissig Jahren gemäss dem «Konzept Energieversorgung 2050» der Stadt Zürich einen Anteil von 12 Prozent an der Wärmeversorgung erreichen soll. Das ist ein ambitioniertes Ziel angesichts der Tatsache, dass der Anteil heute gerade mal 1 Prozent beträgt. Die Stadt hat deshalb untersuchen lassen, wie man den Wechsel von einer fossilen Heizung zu einer Wärmepumpe erleichtern kann.
Platzbedarf und Lärm von Wärmepumpen als Herausforderungen
Die Resultate der 2019 publizierten Studie des Zürcher Hochbaudepartements zeigen, wo derzeit die Probleme liegen und wie diese angegangen werden sollten. Bei Bestandesbauten in der Stadt ist die Installation einer Luft-Wasser-Wärmepumpe tatsächlich herausfordernd. Zum einen ist oft wenig Platz vorhanden, zum anderen existieren strenge Anforderungen an den Schallschutz und die städtebauliche Integration. Um diese Herausforderungen zu meistern, sind gemäss der Studie sowohl die Hersteller als auch die Planer gefragt.
Heute sind oft Spezialanfertigungen notwendig, damit eine Wärmepumpe in der Stadt realisiert werden kann.
Der wohl wichtigste Aspekt aus Kundensicht sind die Kosten für die Installation von Luft-Wasser-Wärmepumpen. Heute sind wegen der schwierigen Voraussetzungen oft Spezialanfertigungen notwendig, damit eine Wärmepumpe in der Stadt realisiert werden kann. Sie sind allerdings um den Faktor 1,5 bis 2 teurer als eine Standardlösung, wie die Untersuchung der Stadt zeigt. So lassen sich Eigentümerschaften kaum überzeugen, ihre fossile Heizung mit einer in der Anschaffung sowieso schon teureren Wärmepumpe zu ersetzen. Im Kanton Zürich könnte eine geplante Gesetzesrevision allerdings den Druck auf die Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer erhöhen. Fossile Heizungen sollen künftig zwingend durch Lösungen mit erneuerbaren Energien ersetzt werden. Ausnahmen sind dann nur noch möglich, wenn die klimaschonende Alternative über die gesamte Lebensdauer mehr als 5 Prozent teurer wäre.
Standardlösungen als Push-Faktor
So oder so: Gefordert sind markttaugliche Standardlösungen für Luft-Wasser-Wärmepumpen, damit die Kosten für Herstellung und Planung sinken. Die Autoren der Studie nennen einige konkrete Anforderungen an die Standardlösungen. Sie sollen möglichst kompakt und leicht sowie modular aufgebaut sein, um die Flexibilität bezüglich der Platzierung zu erhöhen. Sie müssen möglichst leise sein, gleichzeitig aber auch möglichst energieeffizient. Aus diesen Anforderungen ergeben sich teilweise Zielkonflikte, die nicht einfach zu lösen sind.
Gefordert sind markttaugliche Standardlösungen, damit die Kosten für Herstellung und Planung sinken.
Im Bericht wird aufgezeigt, wie und wo Luft-Wasser-Wärmepumpen aufgestellt werden können. Möglich sind demzufolge eine Aufstellung im Aussenbereich, im Keller, im Dachstock oder auf dem Dach. Diese vier Varianten sind auch untereinander kombinierbar, um gewisse Nachteile oder Einschränkungen auszugleichen. Als Beispiel: Wenn im Keller nicht ausreichend Platz für Speicher und Pumpe vorhanden ist, kann die Pumpe im Aussenbereich, auf dem Dach oder im Dachstock installiert werden. Neben der Platzfrage sind im Aussenbereich und bei der Aufdachlösung die Schallanforderungen zu beachten. Die Aufstellung im Dachstock oder auf dem Dach bedingt zudem wegen des Gewichts der Wärmepumpe häufig eine statische Verbesserung des entsprechenden Gebäudeteils.
Rechtzeitig Heizungsersatz planen
Die Standardlösungen sollen die Platzierung von Luft-Wasser-Wärmepumpen vereinfachen und dazu beitragen, dass die Wärmepumpe auch in der Stadt eine valable Alternative zur Gas- oder Ölheizung wird. Gefragt sind aber nicht nur die Produzenten, die ihre Angebote noch optimieren können. Entscheidend ist auch, dass Hausbesitzerinnen und -besitzer rechtzeitig den Ersatz ihres fossilen Heizsystems angehen. Sie sollten frühzeitig prüfen, wie sie ihre bestehende Heizung durch eine Lösung mit erneuerbarem Energieträger ersetzen können – und nicht erst, wenn der Ersatz dringend wird. Damit tun sie nicht nur der Umwelt etwas Gutes, sondern auch ihrem Geldbeutel.
Eine Wärmepumpe beispielsweise ist zwar in der Anschaffung teurer als eine Ölheizung, dafür ist der Betrieb wesentlich kostengünstiger. In der Langzeitbetrachtung sind erneuerbare Heizsysteme deshalb meist billiger als fossile. Das Problem ist, dass sich viele Eigentümerschaften solche Gedanken erst dann machen, wenn der Heizkessel schon ausgestiegen ist. Dann fehlen aber oft Zeit und Wille, mögliche Alternativen zu prüfen. Wer hingegen den Heizungsersatz mittel- bis langfristig plant, kann sich in Ruhe verschiedene Varianten anschauen und die geeignetste Lösung wählen. Und das dürfte in Zukunft immer öfter eine Luft-Wasser-Wärmepumpe sein – auch und gerade in den Städten.
Das Programm «starte!» informiert Interessierte zu diesen Themen:
Zustandsbeurteilung (GEAK Plus, Gebäudeenergieausweis der Kantone)
Heizungsersatz
Solarenergie
Finanzierung (Förderbeiträge, Steuereinsparung) und Betriebskosten
Auf der Website von «starte!» gibt es übersichtlich aufbereitete Informationen, Einführungsvideos und Termine der Veranstaltungsreihe mit Fachausstellungen in verschiedenen Gemeinden im Kanton Zürich.
Trägerschaft: Baudirektion Kanton Zürich, Elektrizitätswerke des Kantons Zürich EKZ und Zürcher Kantonalbank
Viele Förderstellen unterstützen schon die Beratung. Erkundigen Sie sich frühzeitig über Fördergelder, denn Anträge sind oft nur bewilligungsfähig, wenn sie vor dem Projektstart eingereicht werden.
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