Solaranlage mit Dachbegrünung – eine Win‑Win-Situation
Schutz vor Wind und Wetter – das war lange Zeit der einzige Zweck eines Hausdachs. Heute spielen Dächer eine immer wichtigere Rolle in der Energieversorgung. Doch auch zur Biodiversität können sie einen wertvollen Beitrag leisten. Aber lassen sich Dachbepflanzung und Photovoltaik auch kombinieren?
Wussten Sie, dass gemäss Bau- und Zonenordnung der Stadt Zürich bei Neubauten und Sanierungen die Begrünung von Flachdächern bereits seit 1991 vorgeschrieben ist? Die Förderung der Biodiversität soll damit ebenso geleistet werden wie ein Beitrag an das Mikroklima. Begrünte Dächer halten Regenwasser zurück, befeuchten die Luft, kühlen, vermindern den Lärm und filtern Staub sowie Schadstoffe aus der Luft. So weit, so gut. Doch unsere Dächer werden auch immer wichtiger für die Energieversorgung der Zukunft. Besiegelt die Photovoltaik das Ende der kleinen Naturparadiese auf unseren Gebäuden? Keineswegs!
Solaranlagen lieben Pflanzen
Gründächer und Photovoltaikanlagen ergänzen sich sogar ideal. Aufgrund der kühlenden Wirkung erhöht die Dachbegrünung den Ertrag einer Solaranlage. Den optimalen Ertrag liefert die Anlage bei einer Temperatur der Panele von etwa 25 Grad. Bei länger anhaltender Sonneneinstrahlung und vor allem im Sommer wird es jedoch bedeutend heisser. Temperaturen von 60 Grad und mehr sind dann schnell erreicht. Mit jedem Grad über der optimalen Betriebstemperatur sinkt jedoch die Leistung. Bei den am häufigsten verwendeten Modulen auf Siliziumbasis sinkt der Wirkungsgrad pro Grad Temperaturanstieg um 0,35 bis 0,45 Prozent. Die Kühlung der Anlage durch die Bepflanzung hat also einen positiven Effekt, der sich auszahlt.
Optimaler Wärmeschutz im Sommer
Förderung der Biodiversität
Entlastung der Abwasserleitungen und Klärbecken
Optimierung des Stromertrags durch Kühleffekt
Beitrag zum Klimaschutz durch klimafreundliche Stromerzeugung
Beitrag zum Klimaschutz durch CO2-Bindung der Bepflanzung
Mensch und Umwelt profitieren vom Gründach
Auch die Lebensdauer des Gebäudedachs wird durch die Bepflanzung nennenswert verlängert, da sie die Konstruktion vor Witterungseinflüssen schützt. Bei minimalem Unterhaltsaufwand gibt es weniger Reparaturen, was die Betriebskosten der Liegenschaft senkt. Die Kombination einer Photovoltaik-Anlage mit einer Dachbegrünung hilft dem Klima also in mehrfacher Hinsicht. Denn beide Komponenten tragen zudem zu einer Verringerung des CO2-Ausstosses bei. Laut Swissolar haben die 2020 in der Schweiz vorhandenen Photovoltaik-Anlagen im Vergleich zum EU-Mix jährlich fast 600’000 Tonnen CO2-Äquivalente eingespart. Die Dachbegrünung hingegen punktet durch die Fähigkeit der Pflanzen, das CO2 aus der Luft zu binden.
Im Sommer sorgen die Pflanzen für eine Temperaturregulierung der PV-Anlage sowie für ein kühleres Klima in den darunterliegenden Wohnungen.
Zudem speichert sie das Regenwasser in ihrem Schichtaufbau wie ein Schwamm und hilft so mit, den Abfluss der Wassermenge zu reduzieren. Dieser Aspekt wird angesichts gehäuft auftretender Starkregenereignisse immer wichtiger. Gleichzeitig wird mit der Bepflanzung ein Teil der Natur auf dem bebauten Grundstück wiederhergestellt und trägt so zur Biodiversität bei. Im Sommer sorgen die Pflanzen aber nicht nur für eine Temperaturregulierung der PV-Anlage, sondern auch für ein kühleres Klima in den darunterliegenden Wohnungen.
PV auf dem Gründach: Was ist bei der Planung zu beachten?
Solaranlagen und Begrünung sollten gemeinsam geplant werden. Dabei sind bestimmte Grundsätze zu beachten, um die optimale Lösung zu finden. Auflagen der Bauverordnung und des Planers sind zu beachten. Es gilt vor allem zu prüfen, welche Voraussetzungen beim betreffenden Gebäude in Bezug auf Statik, Dachaufbau und weiterer technischer Faktoren bestehen.
Wahl der Bepflanzung
Das Substrat bildet den Untergrund der Begrünung, auf dem die Pflanzen wachsen. Dieses unterscheidet sich je nach Lösung in Dicke und Beschaffenheit. Unterschieden wird grundsätzlich zwischen einer extensiven und einer intensiven Begrünung. Die intensive Begrünung ist ein naturnaher Bodenaufbau, auf dem eine grosse Pflanzenvielfalt möglich ist. Auch Sträucher und Bäume können darauf gedeihen. Dabei muss aber die Statik des Daches besonders geprüft werden, weil hier ein grosses Auflagegewicht entsteht.
In Verbindung mit PV-Anlagen kommen pflegeleichte extensive Begrünungen zum Einsatz.
In Verbindung mit einer PV-Anlage kommen meist extensive Begrünungen zum Einsatz – nur schon, damit der Aufwand, die Anlage vor Verschattung zu schützen, überschaubar bleibt. Bei der extensiven Begrünung wird ein Substrat verwendet, das mit flach wachsenden Pflanzen wie Moosen, Sukkulenten oder Gräsern bepflanzt wird. Extensive Dachbegrünungen sind pflegeleicht. Die ersten beiden Vegetationsperioden brauchen etwas mehr Pflege. Danach genügen ein bis zwei Pflegegänge pro Jahr.
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Die PV-Module müssen einen gewissen Abstand zur Tragschicht haben. Dies wird mit einer Aufständerung in geeigneter Höhe erreicht. Auch die Module selbst sollten einen gewissen Abstand voneinander aufweisen. Damit wird eine effiziente Wartung beider Komponenten ermöglicht. Auf der Dachhaut wird eine grossflächige Grundplatte verlegt, auf der sowohl Dachbegrünung als auch PV-Anlage installiert werden. So erreicht man eine gleichmässige Lastverteilung. Zudem bleibt die Dachhaut intakt, da nichts darin verankert werden muss.
Nutzen Sie Expertenwissen
Um eine Dachbegrünung mit Solaranlage zu planen und fachgerecht auszuführen, ist viel Know-how aus den unterschiedlichsten Disziplinen gefragt. Die sicherste Lösung ist es, ein Unternehmen mit entsprechender Erfahrung mit der Gesamtleitung des Bauvorhabens zu beauftragen. Dieses gewährleistet die Koordination der am Bau beteiligten Firmen und stellt einen sinnvollen Ablauf sowie die fachgerechte Erstellung aller Teilprojekte sicher.
Das Team F geht den Unterschieden von extensiver und intensiver Dachbegrünung nach und nimmt sich vor, Unternehmen mit grossen Dächern davon zu überzeugen, diese zu begrünen. Ob die Mission gelingt?
Die Kommunikationsberaterin und Journalistin ist unter anderem als freie Autorin tätig, einer ihrer Schwerpunkte ist dabei der Bereich Energiewirtschaft und Nachhaltigkeit.
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