Solartechnologie aus der Schweiz für PV-Module aus Deutschland

Über viele Jahre hat die Firma Meyer Burger die Solarbranche mit Maschinen für die Fertigung ausgerüstet, jetzt vollzieht sie einen radikalen Strategiewechsel und wird selber zum Hersteller. Schweizer Forschung und Entwicklung, gepaart mit Produktion in Deutschland sollen ihren PV-Modulen Spitzenplätze sichern.

4 Min.
Schräge Solarfassade vor Bürogebäude

Am 27. April 2021 hat das Schweizer Unternehmen Meyer Burger Technology seine neuen Hochleistungs-Solarmodule der Fachwelt vorgestellt. Es handelt sich um drei Panelvarianten, die alle auf der in der Schweiz vom Unternehmen selbst entwickelten Technologie «Heterojunction/SmartWire» basieren. Die Herstellung startet im Juni in eigenen Werken in Deutschland. Meyer Burger will «keine einzige Maschine mehr an irgendwen verkaufen», wie es Geschäftsführer Moritz Borgmann ausdrückt, sondern das durch Patente geschützte Know-how nutzen, um den eigenen Vorsprung zu sichern.

Hochleistungs-Solarmodule aus Europa

Das Unternehmen fasst die Vorzüge seines Angebots in einem kurzen Slogan zusammen: «Das Beste. Von hier. Für morgen.» und zielt damit auf die Leistungsfähigkeit, die – für europäische Kunden – nahe liegende Herstellung sowie die Nachhaltigkeit, die sich aus umweltschonender Produktion und Langlebigkeit ergibt. Die Entwicklung hat sich nicht zuletzt an den Wünschen des Installationsgewerbes orientiert, das in dieser Branche eine entscheidende Vermittlerrolle einnimmt. Diesem Umstand ist es zu verdanken, dass die Module nicht weiter in der Grösse wachsen und auch das Modulgewicht von unter 20 Kilogramm dürfte Solarteuren willkommen sein. Wie sieht es aber mit den Qualitäten aus, die für Kundinnen und Kunden wichtig sind? Drei Merkmale stechen heraus:

  • optimierter Ertrag
  • Langlebigkeit
  • umweltschonende Herstellung

PV-Module für maximalen Ertrag auf beschränkter Fläche

«Die auf höchsten Energieertrag optimierten Solarmodule weisen entscheidende Unterschiede zu herkömmlichen Produkten auf», sagte Borgmann, und hob speziell die Verbindungstechnologie SmartWire hervor. Die Module von Meyer Burger ermöglichen einen bis zu 20 Prozent höheren Energieertrag auf der gleichen Dachfläche im Vergleich zu Standardprodukten. Über die Nutzungsdauer soll der Vorteil sogar noch zunehmen. Denn nicht nur die Moduleffizienz von bis zu 21,8 Prozent ist dafür massgeblich, sondern auch die hohe Ausbeute bei Hitze, bei schwachem oder schräg einfallendem Licht, sowie die garantierte Leistung im Alter.

Produktionshalle mit Roboter
Für die Solarmodulproduktion im sächsischen Freiberg hat Meyer Burger die ehemalige Fabrik von Solarworld übernommen. (Foto: Meyer Burger)

Die langlebigsten Photovoltaik-Module?

Nach 25 Jahren sollen die Photovoltaik-Module noch mindestens 92 Prozent der ursprünglichen Leistung liefern, das Modell «Meyer Burger Glass» sogar über 93 Prozent nach 30 Jahren. Dieses Modul mit transparenter Glasrückseite ist bifazial, das heisst, dass auch auf der Rückseite einfallende Lichtenergie in Strom umgewandelt wird.

Die Heterojunction/SmartWire-Technologie verhindert sogenannte «Microcracks», eine gängige Ursache für Leistungsverluste. Für Robustheit und Langlebigkeit der Module sollen auch spezielle Rückseitenfolien sorgen.

Nur bei einer Produkteigenschaft orientiere man sich am Standard, meinte Borgmann, weil man für die bis zu 400 Wattpeak Nennleistung pro Modul nicht wie andere Hersteller die Module immer grösser bauen müsse. Für die Installation erlauben die gewohnten Abmessungen eine optimale Dachausnutzung.

Eigene Fertigung in Bitterfeld und Freiberg

Die neu eingerichteten Werke in Deutschland werden Ende Mai eröffnet und nehmen dann schrittweise die Massenproduktion auf. In der ersten Phase wird eine jährliche Nominalkapazität von 400 Megawatt aufgebaut, die bis 2026 auf 5 Gigawatt erweitert werden soll.

Meyer Burger setzt dabei konsequent auf eigene Technologie, entwickelt an den Standorten in der Schweiz und in Deutschland. Sowohl die Solarzellen als auch die Photovoltaik-Module werden also mitten in Europa hergestellt, die Lieferketten sind auf Kürze getrimmt. So stammt das Silizium aus Deutschland und ist CO2-zertifiziert, viele weitere Komponenten kauft Meyer Burger in Europa ein.

Fabrikgebäude im Grünen
Im Werk in Bitterfeld-Wolfen produziert Meyer Burger die Solarzellen. (Foto: Meyer Burger)

Konsequent nachhaltige Produktion

Meyer Burger richtet sich auf Kunden aus, denen Transparenz und Nachhaltigkeit auch bei Solarmodulen wichtig sind. Die Produkte werden nach höchsten Sozial- und Umweltstandards hergestellt, was eine aussergewöhnlich hohe Förderung durch das Bundesland Sachsen-Anhalt in Form einer «Umweltschutzbeihilfe» von 15 Millionen Euro möglich machte.

Die Werke von Meyer Burger in Deutschland beziehen ausschliesslich Strom aus erneuerbaren Quellen. Die Module sind frei von Blei und damit konform mit der europäischen RoHS-Verordnung, für welche die Photovoltaikbranche derzeit noch eine befristete Ausnahme geniesst. Und auch ans Lebensende der Produkte hat der Hersteller bereits gedacht: Meyer Burger strebt ein umfassendes Recycling der PV-Module im Sinne der Kreislaufwirtschaft an. CEO Gunter Erfurt sagt also nicht ohne Grund, die Produktion sei «so umweltfreundlich und nachhaltig wie niemals zuvor».

Marktaufbau mit Fokus auf Europa und USA

Der Vertrieb startet in Europa und in den USA. Bestellungen sind ab sofort möglich, die Auslieferung der ersten Module startet dann im Juli 2021.

Meyer Burger ist nicht der einzige Hersteller von PV-Modulen in Deutschland, aber sicher derjenige mit den grössten Ambitionen – dem Unternehmen und der Kundschaft wäre es zu gönnen, wenn der Strategiewechsel ein nachhaltiger Erfolg wird.