Wärme mit der Rohrpost

Nah- oder Fernwärme aus Holzpellets ist ein sympathischer Energieträger: leitungsgebunden und erneuerbar. Doch der Aufwand für einen mit Biomasse betriebenen Wärmeverbund kann erheblich sein. Förderbeiträge erhöhen die Chance für eine Realisierung markant und sprechen für eine Prüfung des Projektes im «Stadium der Idee».

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Zwei Entwicklungsschritte stehen bei der Wärmeversorgung von Gebäuden an. Statt dass tausende von Heizkesseln jeweils nur ein paar Megawattstunden Wärme erzeugen, sollte der Bedarf zusammengefasst und mit einer XXL-Produktion gedeckt werden, wie das in der industriellen Fertigung üblich ist. Zudem sollte die Wärme aus erneuerbaren Quellen stammen. Beide Ziele lassen sich mit einem aus Biomasse alimentierten Wärmeverbund erreichen und damit Areale und Siedlungen, Quartiere und Industriezonen mit Wärme versorgen. Dass sich die Wirtschaftlichkeit schon vor der Planung relativ präzis erheben lässt, schützt vor unnötigen Kosten.

Wärmeverbund-Projekte erscheinen oft nicht rentabel

Wärmeverbünde bedeuten eine grosse Investition, vor allem die Erdarbeiten und die Installation der Wärmeleitung, aber auch die Planung und die Koordination. Auf der anderen Seite bietet ein Wärmeverbund, betrieben mit erneuerbaren Energien, im Vergleich zum Einsatz einer Einzelheizung mit erneuerbaren Energien eine attraktive Wärmelösung, weil in der Gesamtbilanz die Wärmekosten etwa gleich hoch sind, während der Aufwand für Wartung und Betrieb nur an einem Ort anfällt. Voraussetzung für die Kostenparität in Franken pro Megawattstunde ist eine lange Betriebsdauer des Verbundes.

Doppelkamin über Gebäudeteil neben Eingang
Die Heizzentrale Hessgut kann 802 MWh Wärme pro Jahr erzeugen. (Foto: zvg)

Lufthygienische Relevanz

Das Heizen im Grossformat mindert die Schadstoffbelastung der Luft. Denn die Emissionen von Holzheizungen sind gemäss Bundesamt für Umwelt (BAFU) sehr stark von der Anlagegrösse abhängig: «Ein automatischer Betrieb ermöglicht eine Verbrennung bei konstantem Luftüberschuss, was in der Regel eine höhere Ausbrandqualität sicherstellt. (…) Bei handbeschickten Holzfeuerungen dagegen tragen die Anfahr- und Ausbrandphase entscheidend zu den Gesamtemissionen bei.» Aufgrund der Filterpflicht für Grossfeuerungen ist auch der Ausstoss an Feinstaub sehr viel geringer als bei Kleinfeuerungen, so das BAFU in einem Faktenblatt zum Thema(PDF). In Grossanlagen ist auch die professionelle Wartung der Feinstaubabscheider sichergestellt, was deren Wirkung deutlich verbessert.

Aufgrund der Filterpflicht für Grossfeuerungen ist der Ausstoss an Feinstaub sehr viel geringer als bei Kleinfeuerungen.

Das Beispiel Hessgut in Köniz

Für die Erweiterung der Schulanlage Hessgut in Liebefeld realisierte die Gemeinde Köniz bei Bern einen dreigeschossigen Holzbau im Baustandard Minergie-P-Eco, was eine Wärmeerzeugung aus erneuerbaren Quellen unabdingbar macht. Ein Anschluss an die mit Erdgas beschickte Heizzentrale der bisherigen Schulanlage auf dem Areal «Hessgut» war also keine Option. Diese Gaskessel standen ohnehin am Ende ihrer Betriebsdauer, sodass sich eine Verbundlösung zwischen neuem und altem Hessgut anbot. Diese Stossrichtung verdeutlichte sich, als das benachbarte Schulhaus «Steinhölzli», ebenfalls mit Erdgas beheizt, als zusätzlicher Wärmebezüger evaluiert wurde. Schliesslich kam der gesamte Nahwärmeverbund im September 2017 in Betrieb.

Modernes Schulhaus, älteres Gebäude im Hintergrund
Für die drei Schulhäuser wurde neben der Wärmeleitung ein neuer Kommunikationsstrang verlegt, um Bezüger und Produktion zu verbinden. (Foto: zvg)

Wärme aus Holzpellets

In der Heizzentrale im Hessgut-Gebäude sind zwei Holzpelletskessel mit einer Leistung von je 245 kW installiert. Der rechnerische Bedarf beträgt 800 MWh pro Jahr – das entspricht 80’000 Liter Heizöl. Die Lösung garantiert auch eine Bedarfsdeckung während Spitzenlastzeiten und Revisionen der Aggregate. Dass sich die Wartung und Betriebsüberwachung auf einen einzigen Standort konzentriert, ist wirtschaftlich besonders vorteilhaft. Für 2020 ist eine Emissionsminderung von 158 Tonnen CO2prognostiziert. Daniel Hofstetter von der Gemeinde Köniz kommentiert kurz und bündig: «Drei Stichworte sind ausreichend: Wir brauchen Investitionssicherheit, Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit!»