Montreal Protokoll: Erfolg für die Ozonschicht, weiter Weg fürs Klima

Dank dem Montrealer Protokoll können bis 2030 weltweit jährlich bis zu 2 Millionen Fälle von Hautkrebs verhindert werden. Die Erfolge beim Schutz der Ozonschicht – für unser Überleben entscheidend – führten allerdings zu neuen Herausforderungen bei Klimaschutz und Energieeffizienz.

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Viele wissen nicht genau, was das Montreal Protokoll ist, aber die meisten Leute haben schon von dem internationalen Abkommen gehört, das dem Schutz der Ozonschicht dient. Hélène Rochat, Co-Vorsitzende der Task Force für Energieeffizienz des Montreal Protokolls, fasst für uns zusammen, was die internationale Gemeinschaft schon erreicht hat und woran aktuell noch gearbeitet wird.

Erfreulich ist der grosse Erfolg des Montreal Protokolls beim Schutz der Ozonschicht und damit unserer Gesundheit: Die US-Umweltschutzbehörde erwartet, dass die vollständige Umsetzung des Montrealer Protokolls allein in den Vereinigten Staaten etwa 443 Millionen Erkrankungen und 2,3 Millionen Todesfälle durch Hautkrebs verhindern wird und dazu 63 Millionen Fälle der Augenkrankheit Grauer Star. Dies anhand einer Hochrechnung auf Menschen der Jahrgänge 1890 bis 2100, die vom Schutz der Ozonschicht schon profitieren konnten oder noch profitieren werden.

Der Auslöser: FCKW schaden der Ozonschicht und dem Klima

Das Abkommen ist aus einer Beobachtung von Wissenschaftlern entstanden: Als sie merkten, dass die Ozonschicht dünner geworden war und dies gesundheitliche Konsequenzen für das Leben auf der Erde haben würde, hat sich die internationale Gemeinschaft mobilisiert. Die Geschwindigkeit, mit der sich die internationale Gemeinschaft um dieses Thema geeint hat, war beispiellos. 1985 wurde das Ozonloch zum ersten Mal nachgewiesen und bereits 1987 trat das Montrealer Protokoll in Kraft.

Für den Abbau der Ozonschicht verantwortlich waren die FCKW-Gase, die sehr verbreitet waren und sich unter anderem in Spraydosen und in Kühlschränken befanden.

FCKW sind nicht nur schädlich, weil sie mit dem Ozon in der Atmosphäre reagieren, sondern auch weil sie den Treibhauseffekt antreiben. Ein Kilogramm FCKW kann das gleiche Treibhauspotenzial haben wie 14 Tonnen CO2!

Die naheliegendste Lösung war der Wechsel zu HFCKW. Diese Stoffe sind viel weniger schädlich für die Ozonschicht und auch weniger schädlich für das Klima. Sie wurden aber mit der Zeit ebenfalls durch das Montrealer Protokoll verboten und dieses Mal durch FKW ersetzt, die der Ozonschicht keinen Schaden zufügen.

Montreal-Protokoll-Konferenz in Rom, November 2019. (Foto: Natalia Mroz)

Schwerpunktverlagerung hin zum Klimaschutz

Mit dem Kigali-Amendment wurde das Thema Ozon zum ersten Mal beiseitegelegt und der Schwerpunkt per Anfang 2019 auf den Klimawandel gesetzt. Es war auch zu diesem Zeitpunkt, als der Begriff «Energieeffizienz» das erste Mal erwähnt wurde. Die FKW-Gase, die heute vor allem in der Kältetechnik und in Wärmepumpen eingesetzt werden, tragen allerdings auch zum Klimawandel bei. Warum ist der Einsatz von FKW trotzdem vorläufig sinnvoll? Würden Geräte, die heute FKW verwenden, mit anderen Stoffen hergestellt, wären sie weniger effizient und würden mehr Strom verbrauchen. In Ländern, die Strom aus fossiler Energie erzeugen, würde bei der Produktion des zusätzlich benötigten Stroms mehr CO2 entstehen, so dass sich für das Klima kein positiver Effekt ergäbe.

Neue Task Force für Energieeffizienz

Um die Frage zu beantworten, ob der Ersatz von FKW zu weniger Energieeffizienz führt, haben die Parteien des Montrealer Protokolls eine neue Task Force ins Leben gerufen, um das Thema genauer zu untersuchen. Die Ergebnisse sind vielversprechend, denn bereits heute gibt es Lösungen mit natürlichen Kältemitteln, die in vielen Fällen eingesetzt werden können. In dieser Task Force arbeitet auch Topten mit, unterstützt von EKZ und dem Bundesamt für Umwelt BAFU. Topten bringt so Schweizer Know-how an die globalen Meetings des Montreal Protokolls.

Es wird geschätzt, dass weltweit 80 % der CO2-Äquivalent-Emissionen im Bereich Kältetechnik aus indirekten Emissionen stammen, also aus der Stromproduktion für den Betrieb von Anlagen. Die restlichen 20 % stammen aus Emissionen von Kältemitteln aufgrund von Leckagen während der Lebensdauer beziehungsweise durch falsche Entsorgung der Geräte.

Das Erfolgsrezept des Montreal Protokolls

Das Montrealer Protokoll ist ein herausragendes internationales Abkommen, in dem die internationale Zusammenarbeit auf ein gemeinsames Ziel hin unter Anwendung eines Konsensansatzes erfolgreich umgesetzt wurde. Jedes Land der Welt, von Nord-Korea bis zu den USA und dem Vatikan, hat das Protokoll ratifiziert und hat sich verpflichtet, jährlich Daten über seinen Fortschritt bei der Erreichung der Ziele zu liefern.

Der Erfolg des Montrealer Protokolls lässt sich auf mehrere Faktoren zurückführen:

  • Der Geltungsbereich des Protokolls ist sehr eng. Es wurde nicht versucht, die allgemeinen CO2-Emissionen weltweit zu reduzieren, sondern es konzentriert sich auf sehr spezifische Gase. Diese Gase werden jedoch sehr oft und vielfältig in verschiedenen Industrien verwendet, wie z.B. Schaumstoffe für das Bauwesen, Chemikalien, Pestizide und Fungizide für die Landwirtschaft, medizinische Anwendungen, Brandschutz und Kältetechnik.
  • Um die Entwicklungsländer zu fördern, finanzierte das Montrealer Protokoll Konversionsaktivitäten durch einen eigenen Fonds, der von den entwickelten Ländern finanziert wird.
  • Der gesamte Prozess wird von der Wissenschaft unterstützt und begleitet. Die Parteien beziehen ihre Informationen von einer Gruppe von Wissenschaftlern aus verschiedenen Branchen und Sektoren, um ihre Entscheidungen zu treffen.

Was bedeutet das Montreal Protokoll für die Schweiz?

In Ländern, die nur sehr wenig fossile Brennstoffe für ihren Strombedarf benötigen, wie in der Schweiz, trifft die oben erwähnte 80/20-Regel nicht zu. Vielmehr tragen hier die direkten Emissionen der Kältemittel am meisten zum Klimawandel bei.

Die Schweiz sieht sich mit einem drastischen Anstieg des Bedarfs an Raumkühlung konfrontiert.

In der Schweiz steigt der Bedarf für Raumkühlung derzeit enorm. Dies liegt zum Teil an der geringeren Toleranz der Menschen gegenüber Hitze, aber auch daran, dass die Temperaturen in den letzten Jahren tatsächlich gestiegen sind. Um den Anstieg des Energieverbrauchs zu bremsen ist entscheidend, dass die installierten Anlagen möglichst effizient sind.

Bei gebrauchten, ineffizienten Geräten wird oft beobachtet, dass diese Altgeräte in Entwicklungsländer weiterverkauft werden, die keine Mindestanforderungen für Energieeffizienz haben.

Geräte, die in Entwicklungsländer weiterverkauft werden, sind oft Stromfresser, die teuer im Betrieb sind. (Foto: Kofi A. Agyarko, Ghana)

Werden Altgeräte zu tiefen Preisen weiterverkauft, machen sie den Markt für effiziente Neugeräte kaputt. Die Schweiz setzt sich darum international für ein geordnetes Recycling ein, um Fortschritte mit neuen Technologien zu beschleunigen.