Solarstrom selber nutzen

Der Eigenverbrauch von Solarstrom lässt sich durch einfache Mess- und Verrechnungsmodi markant erhöhen – auch in Miet- und Stockwerkeigentümer-Liegenschaften.

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«Produzenten dürfen die selber produzierte Energie am Ort der Produktion ganz oder teilweise selber verbrauchen (Eigenverbauch).» Der Passus aus dem Energiegesetz ist bestechend klar. Weniger klar ist häufig die geeignete Umsetzung des «Eigenverbrauchsparagraphen». Denn «Eigenverbrauch» im Sinne des Gesetzes ist nicht nur in Einfamilienhäusern, sondern auch in Mietliegenschaften und in Bauten im Stockwerkeigentum möglich. Mit der ganz einfachen Schaltung, wie in Einfamilienhäusern üblich, ist dies aber nicht zu bewerkstelligen.

Im Einfamilienhaus denkbar einfach

Zwischen der Photovoltaik-Anlage respektive dem Wechselrichter und der Einspeisung ins Elektrizitätsnetz sind in der Regel zwei Zähler installiert, ein Solarstromzähler – mit Rücklaufsperre – sowie ein Bezugs- und Einspeisezähler des Elektrizitätswerks. Dazwischen zweigen die Leitungen für die Geräteversorgung ab, für Haushalt- und Bürogeräte, für Wärmepumpe und Elektrofahrzeug. Diese sind fallweise über ein Energiemanagementsystem (EMS) gesteuert. Hersteller von Wärmepumpen bieten auch Steuerungen an, die Zählerinformationen auswerten. Geht viel Strom ins Netz, weil der Eigenverbrauch klein ist, schaltet die Wärmepumpe ein – entsprechend einem smarten EMS.

Lösung für mehrere Einheiten

Für Bauten mit mehreren Wohnungs- und Büroeinheiten bieten sich zwei unterschiedliche Modelle an: die Zuteilungs- und die Verrechnungsvariante. Beim Verrechnungsmodell verkauft der Hauseigentümer – im Fall einer Stockwerkeigentümergemeinschaft die Verwaltung – den Mietern oder Eigentümern den im Haus produzierte Solarstrom. Selbstverständlich gilt nur jener Anteil als Eigenverbrauch, der synchron zur Stromproduktion in einer Wohnung genutzt wird. Die Verrechnung übernimmt das Elektrizitätswerk oder ein Beauftragter, beispielsweise die Verwaltung. Die Kosten dafür werden auf die Solarstrombezüger abgewälzt. Zudem sollte das Haus mit Smart Meters aufgerüstet sein, um den Aufwand in Grenzen zu halten.

Beim Zuteilungsmodell wird der Solarstrom nach einem Schlüssel den Einheiten zugeteilt. An erster Stelle dürfte bei den meisten Häusern der Allgemeinstrom positioniert sein. In zweiter Priorität kommen die Wohnungen zum Zug, was aber mit einem Nachteil verbunden ist. Denn die Eigenverbrauchsquote der Wohnungen ist in der Regel sehr verschieden; eine Optimierung zwischen den Wohnungen ist sehr aufwändig. Auch bei dieser Lösung sind Smart Meters von Vorteil.

Eigenverbrauch verdoppeln

Der Anteil an selbst genutztem Solarstrom lässt sich durch Erweiterung der versorgten Verbraucher steigern. Vor allem Geräte, deren Betrieb nicht in einem engen Zeitkorsett liegt, können die Eigenverbrauchsrate verdoppeln (Beispiel: Waschmaschine). Interessant ist auch die Verbindung mit einem Speicher; beispielsweise einer Wärmepumpe mit Wärmespeicher, einem Elektroauto und E-Bikes oder gar einer separaten Batterie. Gemäss dem Verband Unabhängiger Energieerzeuger sind bei Nutzung einer hauseigenen Batterie Eigenverbrauchsraten von 80 % möglich, etwa 50 % wenn Haushaltgeräte und Wärmeerzeugung bedarfs- und angebotsgerecht zu- und abgeschaltet werden. Ob die Geräte von Hand oder durch ein EMS geschaltet werden, ist kaum von Belang. Voraussetzung ist allerdings, dass das Handling diszipliniert erfolgt.

Fachleute zuziehen

Der Schritt zum All-electric-House mit einem hohen Eigenverbrauch ist in der Praxis nicht durchwegs trivial. Denn die Verbraucher «hängen» in der Regel nicht an einer Phase, sondern sind verteilt auf alle drei Phasen einer Elektroversorgung. Das Elektrofahrzeug sollte ohnehin über drei Phasen aufgeladen werden. Ein vorgängiges Gespräch mit dem Elektrofachmann ist deshalb immer lohnend, häufig sogar Bedingung für einen zuverlässigen und sicheren Betrieb.