Wohnen im Alter energieeffizient gestalten

Die Familienverhältnisse bestimmen die Wohnsituation massgeblich. Wenn die Kinder ausziehen, steht plötzlich viel Raum zur Verfügung, im Alter steigt darum der Energiekonsum pro Person. Wie lässt sich die Energieeffizienz mit weniger Personen im Haushalt wieder verbessern?

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Junge Eltern mit Kindern haben ein berechtigtes Bedürfnis nach genügend Wohnraum oder einem Eigenheim. Ältere Menschen könnten durch die Optimierung ihrer Wohnsituation dagegen viel Energie sparen. So könnten sie bis zu vier Prozent zum Energiesparziel der Energiestrategie 2050 für das Heizen von Wohnräumen beitragen. Dies ist eines der Resultate der Studie «Energiesparpotenziale in Haushalten älterer Menschen» im Rahmen der Nationalen Forschungsprogramme.

Sparpotenziale durch energetische Sanierung

Die Studie (NFP-Projekt 71) hat gezeigt, dass der Wohnraum pro Kopf mit steigendem Alter deutlich zunimmt. Ein besonderer Zeitpunkt ist jener, zu dem die erwachsenen Kinder die elterliche Wohnung oder das Haus verlassen. Laut der Studie ist dies derzeit jedoch meist noch ein Tabuthema – das Älterwerden und die sich verändernden Wohnverhältnisse sorgen für Verunsicherung, was die künftige Wohn- und Lebenssituation betrifft. Umfassende Informations- und Beratungsleistungen seien daher nötig.

So ist das ungenutzte Energiesparpotenzial in Haushalten von älteren Menschen häufig gross. Jedoch reichen rein finanzielle Anreize nicht aus, um eine energetische Sanierung in Angriff zu nehmen. Gemäss der Studie ist für über 60-Jährige die Finanzierbarkeit, beziehungsweise die Tragbarkeit von Hypotheken, bei energetischen Sanierungen ein grosses Hindernis. Vielfach stellen umfangreiche und komplizierte Bauvorschriften weitere Hürden dar. Nur wer sich mit der künftigen Lebens- und Wohnsituation auseinandersetzt, kann Energiesparpotenziale erkennen und ausschöpfen.

Zirka 26 Prozent befragter Eigentümer respektive Bewohnerinnen und Bewohner im Alter von 75 Jahren empfinden ihren Wohnraum als zu gross. Bei den 35- bis 44-Jährigen finden nur 5 Prozent, die Wohnung sei zu gross. (Quelle: Schweizer Haushaltspanel SHP I & II, 2013 Rütter Soceco / EnergieSchweiz)

Zukunftschancen für Immobilien verbessern

Die Autoren der Studie erachten es als zentral, ältere Menschen für Energiesparvorhaben zu motivieren und ihnen Perspektiven bezüglich der Zukunft ihrer Immobilie aufzuzeigen. Die Zielgruppen mit dem grössten Energiesparpotenzial sind:

  • Eigentümerinnen und Eigentümer von Einfamilienhäusern
  • Investoren mit grossen Mietobjekten
  • Verwaltungen und Gebäudebetreiber
  • kleine und mittelgrosse Genossenschaften.

Eigenheimbesitzer stehen oft vor der schwierigen Entscheidung, zu verkaufen oder bauliche Massnahmen vorzunehmen. Mieterinnen und Mieter überlegen sich, in eine zweckmässigere Wohnung umzuziehen. Im Auftrag von EnergieSchweiz und mit Unterstützung des Bundesamts für Wohnungswesen BWO wurde daher das Folgeprojekt EnWiA – Energieeffizientes Wohnen im Alter lanciert. Es zeigt verschiedene Szenarien auf wie etwa Sanieren, Ausbauen beziehungsweise Weiterbauen, Verkaufen oder Neubauen und richtet sich an Hausbesitzer und an Energieberater.

Viele bestehende Gebäude schöpfen nicht die ganze Ausnützungsziffer aus und verfügen somit über Baureserven. Dies ermöglicht, Wohnraum für neue Mitbewohner zu schaffen. In anderen Fällen lassen sich Haus und Garten vielleicht mit nur leichten baulichen Veränderungen umgestalten. So finden dann statt einer einzigen, neu zwei Wohnungen Platz. Ideal, wenn die neuen Mitbewohner den Unterhalt von Haus und Garten mittragen. Umfragen zeigen übrigens, dass eine von sechs der über 60-Jährigen Personen findet, die eigene Wohnung sei zu gross. Bei den 35- bis 44-Jährigen empfindet dies nur eine von 20 so.

Werterhalt der Immobilie durch energetische Optimierung

Selbst wenn kein Umbau angestrebt wird, ist es sinnvoll, energetische Verbesserungen vorzunehmen. Für viele Eigentümerinnen und Eigentümer sind nur akute Mängel wie ein undichtes Dach oder eine defekte Heizung Sanierungsanlässe. Sie beschränken sich auf das Notwendigste.

Wer jedoch für den Werterhalt des Hauses weitergehende Massnahmen ergreift, tut etwas für die Umwelt und spart langfristig Betriebskosten. Dabei kann es sich um den Austausch von Fenstern und Türen oder um eine Heizungsoptimierung bis hin zur Dämmung der Gebäudehülle handeln. Selbstverständlich erfordert dies Koordinations-, Planungs- und Investitionsaufwand und es ist meistens sinnvoll, auf professionelle Hilfe zu setzen. Fachpersonen von Bau-­ und Installationsfirmen sowie anbieterunabhängige Energieberatungsstellen sind wichtige Partner. Um die Effizienz seines Hauses zu optimieren und Energiekosten zu sparen, lohnt sich auch ein Blick auf die zahlreichen Förderprogramme wie etwa www.dasgebaeudeprogramm.ch, www.energiefranken.ch oder die Angebote im Bereich Energieberatung von EKZ.

Beispiel Ausbau zur Effizienzsteigerung: Ein 5-Zimmer-Wohnhaus mit Reserve bei der Ausnutzung ...
... wird zum Wohngebäude mit einer 3-Zimmer-Wohnung im Erdgeschoss und durch die Aufstockung entsteht zusätzlich eine 7-Zimmer-Wohnung mit Dachterrasse. (Grafik: Mariette Beyeler / EnergieSchweiz)

Vier Schritte zur Immobiliensanierung

Die Entscheidung, in eine Sanierung zu investieren, basiert grundsätzlich auf einer Kosten-Nutzen-Analyse. Es gilt abzuwägen, welche Investitionen sich lohnen und auch finanzierbar sind. Über die Lebensdauer von Haustechnikinstallationen gibt beispielsweise die Lebensdauertabelle Auskunft, die der Hauseigentümerverband (HEV) und der Mieterinnen- und Mieterverband (MV) gemeinsam erarbeitet haben.

Erfolgt eine Etappierung, ist zu prüfen, ob Einzelmassnahmen in ein langfristiges Konzept eingebettet sein können. Dies hat den Vorteil, dass sich Kosten über mehrere Jahre verteilen lassen und ein Baustandard oder ein Zertifikat wie Minergie oder der GEAK angestrebt werden kann. Ein Sanierungs- oder Ausbauentscheid ist immer ein mehrstufiger Prozess. Vorab ist generell zu entscheiden, ob gebaut oder erneuert wird, während anschliessend der Umfang der Massnahmen festgelegt wird.

  1. Grundsatzentscheid
  2. Umfang ermitteln (Berater beiziehen)
  3. Fördermöglichkeiten ausschöpfen
  4. Steueroptimierung planen

Einige Förderstellen unterstützen schon die Beratung, es gilt darum, sich frühzeitig über Fördergelder zu erkundigen. Anträge sind oft nur bewilligungsfähig, wenn sie vor dem Projektstart eingereicht werden. Die Website www.energiefranken.ch bietet einen Überblick pro Gemeinde.

Steuern sparen bei Renovationen: Neuerungen ab 2020

Wer saniert, profitiert je nach Massnahmen auch von Steuerrabatten: Denn seit Januar 2020 lassen sich Steuerabzüge für energetische Sanierungen nicht nur im Jahr der Sanierung geltend machen, sondern auch in den zwei folgenden Steuerperioden. Dies gilt, falls die Sanierungskosten höher ausfallen als das Einkommen und steuerlich nicht im ersten Jahr vollständig berücksichtigt werden können. Aufgrund der neuen Steuerpraxis kann es sich lohnen, vor einer Sanierungsmassnahme Kontakt mit der Steuerbehörde aufzunehmen.