Energetische Betriebsoptimierung macht Schule

In einem Schulareal in der Zürcher Gemeinde Weisslingen werden seit rund 4 Jahren einfache Betriebsoptimierungsmassnahmen umgesetzt. Seitdem sind die Energiebeschaffungskosten um 20 Prozent zurückgegangen – ohne grosse Investitionen oder Komforteinbussen.

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Die Energiestrategie 2050 des Bundes sieht unter anderem eine deutliche Steigerung der Energieeffizienz in Privathaushalten und Betrieben als eine wichtige Säule zum Umbau des Schweizer Energiesystems. Oftmals wird das Ziel der Effizienzsteigerung von Entscheidungsträgern mit hohen Investitionssummen und möglicherweise sogar mit Komfortverlusten in Verbindung gebracht und folglich gescheut.

Doch Energie zu sparen und damit nicht nur für die Umwelt, sondern auch für die eigenen Finanzen etwas Gutes zu tun, muss in vielen Betrieben nicht unbedingt mit grossen Ausgaben für moderne Haustechnik einhergehen. Durch intelligente, schrittweise und kostengünstige Massnahmen der Betriebsoptimierung kann die Energieeffizienz deutlich verbessert werden.

Vorbildliches Projekt im Schulareal

Ein gutes Beispiel dafür liefert das Schulareal/Hallenbad Schmittenacher in der Zürcher Gemeinde Weisslingen. Eine Reihe von Massnahmen zur Betriebsoptimierung unter der Betreuung des EKZ-Experten Daniel Hänny sind hier bereits seit Mai 2013 erfolgreich implementiert worden. Der auf 5 Jahre befristete Vertrag läuft bis Ende April 2018.

Bild: Daniel Hänny, Energieberater Geschäftskunden bei den EKZ. Copyright: Bernhard Ryser.

Anfänglich beliefen sich die Energiebeschaffungskosten des Schulareals inkl. Hallenbad auf rund 130’000 Schweizer Franken pro Jahr. Den Löwenanteil mit gut 58’000 Franken nahm die Wärmeversorgung (983’710 Kilowattstunden) ein. Für ihren Elektrizitätskonsum in der Höhe von 268’607 Kilowattstunden musste die Schule circa 40’300 Franken ausgeben, während auf den Wasserverbrauch von fast 11’000 Kubikmeter jährlich rund 33’500 Franken entfielen.

Die Betriebsoptimierung hat im vergangenen Jahr zu Einsparungen von rund 26’000 Franken geführt, was einer Kostenreduktion von 20 Prozent gegenüber der Situation vor 4 Jahren entspricht. Dies ist durch beträchtliche Energie- und Wasserverbrauchsenkungen erreicht worden. So sank der Wasserbedarf in der letzten Bemessungsperiode um 40,8 Prozent; der Strombedarf um 17,5 Prozent und der Wärmebedarf um 9,1 Prozent. Daraus resultiert eine eingesparte Energiemenge von insgesamt (Strom plus Wärme) 137’014 Kilowattstunden pro Jahr.

Der bisherige Massnahmenkatalog

Zu den bereits realisierten Optimierungsmassnahmen gehören:

  • Heizung: Reduktion der Heizkesseltemperatur, Optimierung der Ladung des Warmwasserspeichers, Einrichtung von Nachtabsenkungen.Die Heizwärme im Schulhaus wird von einer Holzfeuerung bereitgestellt. Die Holzschnitzel werden von einem Lieferanten aus der Region geliefert. Der Heizkessel lief vor Beginn der Betriebsoptimierung bei konstanter Temperatur, ungeachtet der Aussentemperatur. Dies bedeutete, dass zum Teil unnötig hohe Kesseltemperaturen erreicht wurden. Neu ist die Regelung der Kesseltemperatur von «konstant» auf «gleitend» umgestellt worden. Das heisst, dass in Abhängigkeit von der Aussentemperatur jeweils eine variable Kesseltemperatur eingestellt wird. Laut Daniel Hänny wurde die Kesseltemperatur dadurch im Mittel um circa 5°C reduziert.Als stützende Massnahme dient die Nachtabsenkung der Raumtemperatur, welche sich laut Hänny nicht auf alle Gebäude im Areal gleich stark auswirkt und maximal 2 bis 3 Grad Celsius beträgt.
  • Lüftungsanlagen: Betrieb der Lüftungen besser auf die Nutzung abgestimmt.  Insbesondere die Hallenbadlüftung und im geringeren Mass die Garderobenlüftung im Hallenbad wurden betrieblich angepasst.Das Nutzungsprofil der Lüftungsanlagen wurde optimiert, nachdem festgestellt wurde, dass die Anlagen zeitweise zu stark liefen. Um den Volumenstrom und somit auch den Energieverbrauch, dem tatsächlichen Bedarf der Nutzenden gemäss Belegungsdichte der Räume anzupassen, wurden zwei Betriebsmodi eingerichtet: Sportbetrieb und Ruhebetrieb. In der Nacht wurde zudem konsequent auf Umluftbetrieb umgestellt, womit Energie für die Aufbereitung der Aussenluft eingespart werden konnte. Zudem wird mit dem Umluftbetrieb sichergestellt, dass nicht unnötig viel Badewasser verdunstet und über die Lüftung abgeführt wird. Die Lüftung in den Nachtstunden ganz abzustellen, ist im Hallenbad hingegen nicht möglich, denn die dort herrschende hohe Luftfeuchtigkeit würde sonst Bauschäden zur Folge haben. In der Lüftungsanlage ist aus diesem Grund ein Entfeuchter eingebaut, dessen Abwärme wiederum über einen Wärmetauscher für die Erwärmung des Frischwassers genutzt wird, welches ins Hallenbad geleitet wird.
  • Beleuchtung: Teilweiser Ersatz der alten Leuchten durch LED.

Weitere Effizienzgewinne in Schulzimmern und im Hallenbad möglich

In Zukunft sollen auf dem Areal weitere Massnahmen umgesetzt werden. Im Hallenbad soll beispielsweise als zusätzliche Massnahme die Wasserumwälzung optimiert werden. Zudem ist es vorgesehen, die Beleuchtung in einzelnen Schulzimmern auf LED umzurüsten. Daniel Hänny ist überzeugt, dass dadurch der Energieverbrauch weiter gesenkt werden kann.

Hänny sieht im Schulareal Schmittenacher ein gutes Beispiel dafür, was Betriebsoptimierungen mit vergleichsweise geringen Investitionen bewirken können. Und er ist sicher, dass auch woanders ähnliche Resultate zu erzielen wären: «Wir schätzen, dass unzählige andere Betriebe bzw. Schulen im Kanton Zürich ebenso ein erhebliches Einsparpotential für Betriebsoptimierungsmassnahmen aufweisen», sagt der EKZ-Experte abschliessend.

Bild: Schulareal/Hallenbad Schmittenacher in der Zürcher Gemeinde Weisslingen. Copyright: Sonja Köppel.