Die Zukunft der Elektromobilität in Zahlen

Elektroautos werden immer beliebter. Im Jahr 2018 wurden erstmals weltweit mehr als 2 Millionen Stromer verkauft. Bis 2030 könnten bis zu 220 Millionen davon im Verkehr sein, wenn ehrgeizige politische Ziele umgesetzt werden.

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Personenwagen mit einem Elektromotor – seien es rein batteriebetriebene oder teils elektrisch fahrende Hybridautos – sollen als zentraler Bestandteil einer «Verkehrswende» die schädlichen Emissionen aus der Mobilität drastisch senken. Fährt ein Auto elektrisch, erzeugt es zumindest lokal keine Abgase. Wird das E-Auto ausserdem mit sauberem Ökostrom geladen, dann fällt die Umweltbilanz des Elektroautos deutlich besser aus als jene von «Verbrennern».

Über die immer grössere Marktpräsenz elektrisch angetriebener Fahrzeuge gab zuletzt der Bericht der Internationalen Energieagentur IEA «Global EV Outlook 2019» Auskunft. Im Jahr 2018 überstieg die Anzahl neu registrierter Elektroautos zum ersten Mal die 2-Million-Marke. Damit wuchs der Absatz von E-Autos um 63 % gegenüber dem Vorjahr. Der starke Zuwachs von 2018 bringt die Anzahl weltweit genutzter Elektroautos zum ersten Mal auf über 5 Millionen. Deutlich zugelegt – vor allem dank starker Zuwächse in China – haben auch Elektrobusse und E-Zweiräder. Von letzteren sind bereits 280 Millionen weltweit unterwegs.

Der Boom der Elektromobilität wird von einem parallelen Aufbau der Ladeinfrastruktur begleitet. Vor allem private Ladestationen in Wohnhäusern oder am Arbeitsplatz nehmen zu, aber auch die öffentlichen Ladesäulen erleben einen Anstieg. Auf dem Globus werden über 3 Millionen Ladeanschlüsse verzeichnet.

Staatliche Förderung kurbelt den Markt an

Rund die Hälfte der Verkäufe von Personenwagen mit Elektroantrieb im Jahr 2018 fand in China statt. Auf Chinas Strassen verkehrt die global grösste E-Auto-Flotte. Diese Zahlen dürften in Zukunft weiter wachsen. China hat die Einführung einer Elektroauto-Quote angekündigt, die Autobauer und Händler ab 2019 bei Produktion und Verkauf einhalten müssen. Die Regierung vergibt demnach Punkte für alternative Antriebe und bewertet zum Beispiel rein elektrisch betriebene Autos höher als Hybride. Firmen, die nach diesem Punktesystem einen Mindestanteil von 10 % (12 % ab 2020) an alternativen Antrieben nicht einhalten, müssen Strafen zahlen.

Auch in Europa helfen staatliche Interventionen, den Elektroauto-Markt anzukurbeln. Die weltweit höchsten Anteile am Absatzmarkt 2018 erreichten E-Autos in Norwegen (31,2 % der Neuzulassungen). Dort fördert die Regierung mit Steuervergünstigungen und anderen finanziellen Anreizen wie dem Wegfall von Parkgebühren den Kauf eines E-Autos konsequent. Die Zuschüsse können für einen einzelnen Autokäufer zwischen 12‘000 und 20‘000 Euro betragen. Norwegen ist nicht umsonst mit Abstand das Land mit dem grössten Anteil von E-Autos an der nationalen Autoflotte. 6.2 % aller Personenwagen ist dort mit einem Elektromotor ausgestattet. Mit 5,2 Millionen Einwohnern und mehr als 130‘000 E-Autos auf den Strassen hat das skandinavische Land weltweit am meisten E-Mobile pro Kopf. Bis 2025 will die norwegische Regierung den Verkauf fossil betriebener Autos verbieten.

Stark fallende Batteriepreise

Aber Förderbeiträge sind nur ein Teil der Erklärung für den zunehmenden Erfolg des Elektromobils. Stark ins Gewicht fällt auch die rasante Preisentwicklung bei den Lithiumionen-Batterien, die vor allem dem anhaltenden Wachstum im Bereich der Verbraucherelektronik zuzuschreiben ist. Lithiumionen-Batterien für Elektroautos haben in diesem Kontext zwischen 2010 und 2018 insgesamt eine Preisreduktion von rund 85 % erfahren. Der durchschnittliche Preis pro Kilowattstunde Speicherkapazität ging von 1000 US-Dollar in 2010 auf 205 US-Dollar im vergangenen Jahr zurück. Da die Batterie immer noch den dominierenden Kostenpunkt in einem E-Fahrzeug bildet, wirken sich diese Kostensenkungen sichtbar positiv auf den Kaufpreis von Elektroautos aus. Die zukünftige Preisentwicklung dürfte angesichts der weiterhin steigenden Lernkurve erfreulich bleiben. Immer mehr portable Geräte, Heimspeicher für Elektrizität und Batterieautos auf dem Weltmarkt führen zu wachsenden Stückzahlen produzierter Lithiumionen-Batterien und dies wiederum zieht weitere Kostensenkungen nach sich. Expertenschätzungen gehen davon aus, dass der Batteriepreis bis 2025 unter 100 US-Dollar pro Kilowattstunde Speichervermögen fallen könnte.

Allerdings ist die Zukunft auch mit Unsicherheiten behaftet, die primär mit der Verfügbarkeit und dem Preis von wichtigen Rohstoffen verbunden sind. Insbesondere betrifft dies das Metall Kobalt, das in der Kathode von Lithiumionen-Batterien vorkommt. Kobalt wird heute zu 60 % in Minen der vom Bürgerkrieg gebeutelten Demokratischen Republik Kongo abgebaut und fast ausschliesslich in China verarbeitet. Diese geopolitische Verteilung steigert laut Experten das Risiko von Versorgungsengpässen. Die IEA-Experten gehen davon aus, dass die Nachfrage nach Kobalt für Batterien auch aufgrund des Wachstums im E-Auto-Markt bis 2030 zwischen 10- und 25-mal so gross sein wird wie heute.

Der amerikanische Elektroautobauer Tesla hat nach eigenen Angaben in seiner ersten Batteriefabrik, der Gigafactory 1 in Nevada, seit Juni 2017 in Zusammenarbeit mit Panasonic die Herstellung von Autobatterien für sein Modell 3 in Angriff genommen, die weniger Kobalt enthalten als üblich. In den Zellen der Tesla-Batterien wird Kobalt zum Teil durch Nickel ersetzt – eine Massnahme, die nicht zuletzt als Reaktion auf die rasante Preissteigerung von Kobalt in den letzten Jahren zu deuten ist. Im Jahr 2017 hatte Tesla einen Preis von 190 US-Dollar pro Kilowattstunde für seine eigenen Batterien angegeben. Die Firma erachtete einen Preis von 100 US-Dollar pro Kilowattstunde als notwendig für den Markteintritt seines Lastwagens Tesla Semi sowie für die Profitabilität des Modells 3.