Die Evolution der Energieeffizienz

Die Energieeffizienz von Produkten konnte in den letzten 30 Jahren massiv verbessert werden. Dies ist nicht selbstverständlich.

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Haushaltgeräte in Einkaufswagen

Wie es zu dieser Entwicklung kam und ob der Energieverbrauch im gleichen Tempo sinken wird, beantwortet der Geschäftsführer von Topten, Eric Bush, im Interview.

Es ist auffallend, dass immer mehr Haushaltsgeräte die Energieklasse A+++ haben. Gibt es auch eine Art Mooresches Gesetz wie bei den Computern, die ihre Rechenleistung alle zwei Jahre verdoppeln?

Eric Bush: Ein schöner Vergleich! Doch im Unterschied zu Computern ist die Effizienzsteigerung bei Haushaltsgeräten nicht automatisch in der technologischen Entwicklung eingeschlossen. Zentral sind bei der Entwicklung der Energieeffizienz die Regulierungen der EU und der Schweiz. Zwei Eckpfeiler sind hier zu nennen: Einerseits die Mindestanforderungen an die Effizienz, wie dies beispielsweise mit dem Glühlampenverbot erfolgte. Und andererseits das bekannte Energielabel mit den farbigen Balken, welches dem Konsumenten schnell zeigt, wie energieeffzient ein Produkt ist. Dies gibt Anreize, die stromsparendsten Geräte zu kaufen. Die Entwicklung der Kühlschränke ist hier eindrücklich. 1990 verbrauchte ein typischer Kühlschrank 400 kWh, 2015 waren es nur noch 200 kWh –  das ist eine Halbierung des Stromverbrauches!

Entwicklung des typischen Stromverbrauchs von Kühlschränken in der Schweiz. (Quelle: Topten)

Ist die Effizienz-Zitrone nun ausgepresst?

Eric Bush: Seit den 1990er-Jahren hat sich die Technologie vieler Produkte massiv verbessert. Mit der Einführung der Wärmepumpentechnik bei Wäschetrockern, Waschmaschinen und Geschirrspülern leisten Schweizer Hersteller Pionierarbeit. Die Befürchtung, dass die Energieeffizienz an ihre Grenze gekommen sei, wird regelmässig geäussert. Die Erfahrung von Topten zeigen aber: Innovationen erschliessen immer wieder neue Potenziale.

Und welche Rolle spielt topten.ch mit ihrer Online Plattform der effizientesten Geräte am Schweizer Markt bei dieser Entwicklung?

Eric Bush: Topten zeigt Konsumenten mit wenigen Klicks, welches die effizientesten Produkte sind, seien es Kühlschränke, Geschirrspüler, Waschmaschinen, Fernseher, Lampen, Staubsauger oder Autos. Mit einem weiteren Klick sehen Konsumenten in welchen Online-Shops diese Produkte zu besten Preisen gekauft werden können. Mit noch einem weiteren Klick können die Bestprodukte auf der Seite des Shops in den Warenkorb gelegt werden. Topten motiviert mit seinen Bestenlisten die Hersteller dazu, immer bessere Produkte zu entwickeln und die Shops dazu, diese ausgezeichneten Produkte ins Sortiment zu nehmen. Topten unterstützt die EU und die Schweiz mit seinen Marktübersichten darin, die energiepolitischen Instrumente für Geräteeffizienz noch besser zu gestalten.

Entwicklung der Anteile der Energieklassen bei Wäschetrocknern für die Schweiz von 2004 bis 2016. (Quelle: FEA / Grafik: Topten)

Wie kann die Energieeffizienz weiter vorangetrieben werden?

Eric Bush: Ganz wichtig sind Förderprogramme, welche der Bund und innovative Elektrizitätswerke bereits anbieten. Beispielsweise fördern die EKZ mit gezielten Aktionen immer wieder Topten Kühlschränke, Wohnleuchten, Waschmaschinen und Tumbler und helfen so ihren Kunden, die Stromkosten zu senken. Auch Firmen können von Förderprogrammen profitieren, EKZ gibt auf Monitore, Drucker, Kopierer, Stehleuchten, Kaffeemaschinen, Kühlschränke etc. Beiträge von 20 bis 400 CHF pro Gerät. Wichtig sind auch Förderprogramme fürs Gewerbe, weil hier noch wenig in die Energieeffizienz investiert wurde und noch grosse Sparpotenziale brach liegen. Förderprogramme bringen Win-Win-Situationen: Hersteller und Handel können bessere und damit meist teurere Produkte verkaufen und die Konsumenten profitieren von kleineren Stromkosten.

Gibt es auch Beispiele, wo die Entwicklung noch stockt?

Eric Bush: Bei vielen Produktkategorien nimmt die Energieeffizienz laufend zu. Es gibt aber auch Ausnahmen wie die Fernseher. Dort treiben zunehmend höhere Auflösung (4K) und immer grössere Bildschirme den Stromverbrauch in die Höhe. Ähnliches gilt bei den Autos, welche immer grösser und schwerer werden und über mehr Zubehör verfügen.

Welchen Beitrag kann der Konsument leisten?

Eric Bush: Der Konsument hat mit seinem Kaufverhalten einen grossen Einfluss auf Klima- und Umweltschutz. Durch die Nachfrage beeinflussen Konsumenten den Markt und können so energieeffiziente Produkte fördern. Relevante Informationen zur Energieeffizienz von Produkten und Geräten liefern die Energieetikette und Plattformen wie Energie-Experten, energiefranken.ch, topten.ch, Umwelt- und Konsumentenorganisationen sowie Energieberatungsstellen.