Velofahren ist gesund und umweltfreundlich. Der Trend beim Fahrradkauf geht aktuell klar in Richtung E-Bike. Diverse E-Bike-Typen stehen im Handel bereit und praktische Aspekte sind bei der Auswahl des richtigen E-Bikes ebenfalls zu berücksichtigen. Dazu kommen Fragen zu Sicherheit und Umweltverträglichkeit.
Der Markt für E-Bikes boomt, das Angebot ist kaum mehr überschaubar. Viele Kaufwillige lockt die bequeme und rasche Art der Fortbewegung. Doch welcher Typ E-Bike passt zu Ihnen? Eines für den Alltag, zum Einkaufen, für die Fahrt zur Arbeit, für einen entspannten Ausflug über Land, oder eines für sportliche Aktivitäten, etwa für Single-Trails in den Bergen?
Geschwindigkeit: E-Velo oder E-Mofa, Pedelec oder S-Pedelec
Grundsätzlich gibt es «langsame E-Bikes», deren Motor bis 25 km/h arbeitet, sowie «schnelle S-Pedelec», die bis 45 km/h schnell sind. Beide bieten eine Tretunterstützung und fallen darum unter die Bezeichnung Pedelec, englisch für Pedal Electric Cycle.
Die schnellen Speed-Pedelecs gelten rechtlich als Mofa.
Die schnellen Speed-Pedelecs gelten rechtlich als Motorfahrrad (Mofa-Zulassung) und brauchen ein gelbes Nummernschild, der Helm ist für S-Pedelec-Fahrten obligatorisch. Ein kräftiges Speed-Pedelec ist zu empfehlen, wenn steiles Gelände und Überlandstrecken anstehen oder wenn ein Anhänger genutzt wird.
Welches E-Bike ist das beste für mich?
E-Citybike
Die Mehrheit der E-Bike-Einsteiger entscheidet sich für ein E-Citybike. Bei Distanzen von 5 bis 10 km im Stadtverkehr ist ein E-Citybike das schnellste Verkehrsmittel. Mit Tretunterstützung erreicht es bis 25 km/h. Die Reichweite des Akkus liegt bei gegen 80 Kilometer. Citybikes haben meist keine Querstange, weshalb sie für Frauen und Männer jeden Alters geeignet sind. Der gebogene Lenker ermöglicht eine aufrechte Sitzhaltung.
E-Mountainbike, E-Tourenbike und E-Trekkingbike
Robuste E-Mountainbikes (engl. für E-Bergfahrräder) eignen sich für Trails abseits befestigter Wege. Sie verfügen über eine sportliche gerade Lenkstange. Die Akku-Lebensdauer liegt bei zirka 1000 Ladezyklen, bei einer Ladezeit von je zirka 5 bis 6 Stunden. Dank breiten Reifen und der Federung ist man auch auf ruppigen Waldwegen und Trails gut aufgehoben. Die E-Mountainbikes vom Typ Hardtail sind vorne gefedert, die als Fully bezeichneten E-Mountainbikes sind zusätzlich hinten gefedert. E-Trekking und E-Tourenvelos sind besonders robust, kaum anfällig für Pannen und geeignet für schweres Gepäck. Sie sind ideal für lange und abenteuerliche Reisen.
Falt-E-Bike
Falt- und Kompakt-E-Bikes mit 20-Zoll-Rädern eignen sich für Reisende und Pendler, die einen Teil ihres Weges mit Bahn, Bus oder Schiff zurücklegen. Auch zum Mitnehmen im Auto-Kofferraum haben Klappvelos den Vorteil, dass sie wenig Platz benötigen. Wenige Handgriffe reichen aus, um ein rund 20 Kilogramm schweres Falt-E-Bike aus- und wieder zusammenzuklappen.
E-Lastenrad
Elektro-Lastenfahrräder (Cargo-E-Bikes) mit verlängertem Radstand verfügen über eine grosse Transportkapazität. Sie können bis zu 200 Kilogramm Nutzlast mitführen und sind eine gute Alternative zum motorisierten Kleintransporter im Stadtverkehr. E-Lastenbikes eignen sich auch ideal für den Transport von Kindern. Sie erfreuen sich daher zunehmender Beliebtheit.
E-Rennrad
Für Speedfans gibt es jetzt auch E-Rennbikes. Das motorunterstützte Rennrad spaltet allerdings die Gemeinde der Rennvelofreunde, da grosse Teile auf reine körperliche Leistung setzen.
Eine gute E-Bike-Marktübersicht bietet die Online-Plattform Topten; hier lässt sich über einen Filter der bevorzugte E-Biketyp finden.
Bei der Auswahl seines E-Bikes sollte man sicherstellen, dass Service und Ersatzteile geboten werden. Bei E-Bikes gibt es grosse Preisunterschiede je nach Marke und Modell. Bei No-Name-Komponenten kann es schwieriger sein, Ersatzteile zu erhalten.
Nötige Ausstattung? Scheibenbremsen sind bei diesen Geschwindigkeiten ein Muss und auch einfach selber zu wechseln. 10 Gänge reichen oft und machen den Service einfacher und günstiger.
Unbedingt Probefahren: Verschiedene Antriebssysteme und Ausstattungen testen, es gibt grosse Unterschiede. Die Art der Tretunterstützung muss zu Ihrem Fahrstil passen. Nehmen Sie sich ruhig zwei Nachmittage dafür Zeit. Sie werden ihr E-Bike später mehr fahren als ursprünglich angenommen.
Zubehör ins Budget nehmen. Regenbekleidung, weitere Reflektoren, Schloss, Helm, Handschuhe und allenfalls ein Veloanhänger machen das E-Bike zu einem 365-Tage-Verkehrsmittel.
E-Bike-Trends und -Innovationen
Seit dieser Artikel im April 2020 erstmals erschienen ist, gab es zahlreiche Neuerungen, die auch erfahrene E-Biker vor einem Neukauf mit den persönlichen Bedürfnissen abgleichen sollten.
Der Riemenantrieb ist beim E-Bike eine interessante Alternative zur klassischen Fahrradkette. Auf der Innenseite des Riemens laufen Zähne über zwei Riemenscheiben – eine an der Kurbel mit den Pedalen und eine an der Hinterradnabe. E-Bikes mit Riemenantrieb sind wartungsfreundlich, leise und langlebig. Sie eignen sich besonders für Stadtfahrten und für Vielfahrer, die verschleissarme Teile bevorzugen. In der Regel halten Riemenantriebe mehrere tausend Kilometer ohne Wartung. Im Vergleich dazu benötigt eine herkömmliche Kette regelmässige Schmierung und Wartung, um den Verschleiss zu minimieren. In der Anschaffung ist ein Riemenantrieb oft teurer als eine Kette.
Vor drei bis vier Jahren lag die durchschnittliche Akkukapazität von E-Bikes bei etwa 400 bis 500 Wattstunden (Wh). Starke E-Bike-Akkus haben heute eine Kapazität von bis zu 750 Wh. Dies ermöglicht längere Fahrten und eine verbesserte Reichweite. Je nach Hersteller gibt es sogar Modelle mit zwei integrierten Batterien oder optional andockbarem «Range-Extender», wodurch sich die Kapazität auf 1000 Wh oder mehr hochtreiben lässt.
E-Bikes sind jetzt online und vernetzt. Durch den Bord-Computer oder in Verbindung mit dem Smartphone bieten sie GPS-Navigation, Diebstahlschutz und App-Integration.
Eine neue Klasse E-Bikes tut sich durch ihr besonders geringes Gewicht hervor. Kleinere Motoren mit weniger Leistung helfen dabei, die Pfunde purzeln zu lassen. Sie sind auf ein natürliches Fahrerlebnis ausgelegt und bieten gleichzeitig eine leichte Motorunterstützung. Mit meist weniger als 20 Kilogramm sind sie deutlich leichter als herkömmliche E-Bikes. Vorteile zeigen sich bei der Wendigkeit oder beim Transport (Treppen, Einladen in öffentliche Verkehrsmittel). Neben Leichtbaumaterialien machen Akkus mit weniger Kapazität und die eingangs erwähnten Motoren (ein Bosch Performance Line SX wiegt nur rund 2 kg) die neue E-Bike-Klasse möglich.
Sicheres Fahren mit dem E-Bike will gelernt sein
Manche E-Bike-Begeisterte sind sich der Unterschiede zwischen E-Bike und herkömmlichem Velo zu wenig bewusst. Während die Zahl der Verkehrsunfälle in der Schweiz insgesamt rückläufig ist, nehmen Selbstunfälle mit dem E-Bike zu. Was natürlich auch mit dem Boom zu tun hat: Seit 2019 betrug der Zuwachs an E-Bikes im Durchschnitt 19 Prozent pro Jahr. Heute sind über 1,5 Millionen E-Bikes im Schweizer Verkehr unterwegs.
Einige Unterschiede zum herkömmlichen Velo müssen gelernt sein. E-Bikes sind schwerer, was eine andere Handhabung mit sich bringt. Gleichzeitig sollte man sich anfangs mit dem ungewohnten Schubeffekt des Elektrorads vertraut machen. Es gibt Kurse, beispielsweise vom VCS, die sich an angehende E-Bike-Fahrerinnen und -Fahrer richten. Ebenfalls zu berücksichtigen ist, dass man mit dem E-Bike einiges schneller unterwegs ist als mit dem guten alten Drahtesel. Eine höhere Geschwindigkeit bedeutet längere Reaktions- und Bremswege. Ein E-Citybike hat bei 25 km/h einen Bremsweg von zwölf Meter, während dieser bei einem S-Pedelec mit 45 km/h sogar bei 29 Meter liegt.
E-Bikes für Jugendliche ab 12 Jahren?
Bereits seit 2020 läuft eine Debatte über die Zulassung zum E-Bike-Fahren für Jugendliche. In der Schweiz dürfen Teenager heute erst ab 14 Jahren ein E-Bike benutzen. Manche Familien, die etwa eine mehrtägige Velotour unternehmen möchten, wünschten sich eine Zulassung für ihre 12- oder 13-jährigen Kinder. 2020 hatte der Ständerat eine entsprechende Motion für langsame E-Bikes mit 40 zu 4 Stimmen angenommen.
Mitte 2023 hat der Bundesrat dann neue Veloverkehrsregeln in die Vernehmlassung geschickt. Eines der neuen Gesetze soll es Kindern ab 12 Jahren in Begleitung einer erwachsenen Person künftig erlauben, ein E-Bike ohne Führerausweis zu verwenden. Bedenken, das Elektrofahrrad bereits für 12-Jährige freizugeben, bestehen vor allem aus Gründen der Verkehrssicherheit.
E-Bikes und die Umwelt-Frage
Zuletzt soll der Umweltaspekt des E-Bikes beachtet werden: Durch E-Bikes wird der Treibstoffverbrauch reduziert, wenn damit Auto- und Motorradkilometer eingespart werden. Die Studie «Verbreitung und Auswirkungen von E-Bikes in der Schweiz» des Bundesamts für Energie belegt, dass tatsächlich die Hälfte aller mit E-Bikes gefahrenen Kilometer eine Fahrt mit dem Auto oder dem Motorrad ersetzt.
Pro E-Bike gibt es im Durchschnitt eine jährliche Einsparung von rund 1000 Autokilometern. Bei einer Nutzungszeit von 10 Jahren spart somit jedes E-Bike rund 10’000 Autokilometer oder rund 600 Liter fossilen Kraftstoff. Fazit:
E-Bikes tragen wirkungsvoll zur Förderung der Energieeffizienz und zum sparsamen Umgang mit Energie bei.
Die zusätzliche Umweltbelastung aus der Produktion der Lithium-Ionen-Akkus für E-Bikes (Rohstoffe und Energie) fällt über das ganze Veloleben nicht gross ins Gewicht. Zudem können – und müssen – die Akkus am Ende der Lebensdauer ja wieder rezykliert werden.
Update-Hinweis: Dieser Artikel wurde Anfang 2020 von Eric Bush verfasst und 2024 von Steffen Hepp aktualisiert und überarbeitet. Kommentare können sich somit auf eine frühere Version beziehen.
Dr. Eric Bush, dipl. Phys ETH, ist Geschäftsführer von Topten, der Plattform für nachhaltige Produkte. Sein Fokus liegt bei der Energieeffizienz von Geräten, Förderprogrammen, Expertisen und Projektleitungen im Auftrag der EU, von Bundesämtern, Elektrizitätswerken und Umweltorganisationen.
Mit Spannung habe ich diesen Artikel gelesen. Damit kann ich die Vorwürfe entschärfen, dass die Entsorgung der Batterie viel umweltbelastender sei als Autofahren. (Habe ich sowieso nicht geglaubt). Der Flyer mit Anhänger ersetzt uns das Auto. Wir sind Kategorie ‚gefährlche Senioren‘ und fahren seit 12 Jahren
Die Gewinnung von Lithyum und Kobalt für die Batterien verursacht in Lateinamerika und Afrika enorme Umweltschäden!
Und der Stromverbrauch steigt enorm!! Fragt sich jemand woher der Strom kommt?? Und ob die erneuerbare Stromgewinnung für alles
reicht ? Was ich bezweifle ,denn man will ja keine Windräder( Windenergie,)aber alles muss immer bequemer werden!!!
Frau Dirven – Umweltzerstörung gilt es auf jeden Fall zu minimieren, da sind wir ganz bei Ihnen. Das gilt aber für Konsum ganz allgemein, nicht nur, wenn es um E-Mobilität geht. Auch in Fleisch und Schokolade, in Mode, in Elektronikgeräten und natürlich in Erdöl und in Erdgas verstecken sich grobe Umweltsünden. Batterien bzw. Akkus sind in sehr vielen elektronischen Geräten drin, vom Smartphone über den Laptop bis zu Uhren. Die Velo-Batterien sind dabei nicht besonders gross.
Das gilt auch für den Stromverbrauch. Wie unser oben ebenfalls verlinkter Artikel hier beschreibt https://www.energie-experten.ch/de/mobilitaet/detail/e-bikes-uebernehmen-die-strasse.html#c2399, kostet der Strom für ein E-Bike im Jahr nur ca. 7 Franken – viele aktuelle Fernseher liegen eher bei 10 bis 20 Franken im Jahr, brauchen also locker doppelt so viel (Quelle: https://www.topten.ch/private/products/tvs).
Windräder haben es in der Schweiz tatsächlich nicht leicht, aber das ist ein anderes Thema. Das Velo können Sie auch mit Solarstrom oder mit Strom aus Wasserkraft umweltfreundlich auftanken.
Unsere Partner
Newsletter
Monatliches Update zu den neuen Beiträgen unserer Experten – jetzt gleich anmelden!
Kommentare: Was denken Sie?
RosmarieHidber
Vor 4 Jahren
Mit Spannung habe ich diesen Artikel gelesen. Damit kann ich die Vorwürfe entschärfen, dass die Entsorgung der Batterie viel umweltbelastender sei als Autofahren. (Habe ich sowieso nicht geglaubt). Der Flyer mit Anhänger ersetzt uns das Auto. Wir sind Kategorie ‚gefährlche Senioren‘ und fahren seit 12 Jahren
Dirven Mathilda
Vor 4 Jahren
Die Gewinnung von Lithyum und Kobalt für die Batterien verursacht in Lateinamerika und Afrika enorme Umweltschäden!
Und der Stromverbrauch steigt enorm!! Fragt sich jemand woher der Strom kommt?? Und ob die erneuerbare Stromgewinnung für alles
reicht ? Was ich bezweifle ,denn man will ja keine Windräder( Windenergie,)aber alles muss immer bequemer werden!!!
Energie-Experten
Vor 4 Jahren
Frau Dirven – Umweltzerstörung gilt es auf jeden Fall zu minimieren, da sind wir ganz bei Ihnen. Das gilt aber für Konsum ganz allgemein, nicht nur, wenn es um E-Mobilität geht. Auch in Fleisch und Schokolade, in Mode, in Elektronikgeräten und natürlich in Erdöl und in Erdgas verstecken sich grobe Umweltsünden. Batterien bzw. Akkus sind in sehr vielen elektronischen Geräten drin, vom Smartphone über den Laptop bis zu Uhren. Die Velo-Batterien sind dabei nicht besonders gross.
Das gilt auch für den Stromverbrauch. Wie unser oben ebenfalls verlinkter Artikel hier beschreibt https://www.energie-experten.ch/de/mobilitaet/detail/e-bikes-uebernehmen-die-strasse.html#c2399, kostet der Strom für ein E-Bike im Jahr nur ca. 7 Franken – viele aktuelle Fernseher liegen eher bei 10 bis 20 Franken im Jahr, brauchen also locker doppelt so viel (Quelle: https://www.topten.ch/private/products/tvs).
Windräder haben es in der Schweiz tatsächlich nicht leicht, aber das ist ein anderes Thema. Das Velo können Sie auch mit Solarstrom oder mit Strom aus Wasserkraft umweltfreundlich auftanken.