E-Bikes übernehmen die Strasse
Die Verkäufe von E-Bikes sind in der Schweiz in den letzten Jahren rasant gestiegen. Aus dem alltäglichen Stadtbild sind sie kaum noch wegzudenken.
Die Verkäufe von E-Bikes sind in der Schweiz in den letzten Jahren rasant gestiegen. Aus dem alltäglichen Stadtbild sind sie kaum noch wegzudenken.
Verfasst von Eric Bush
Die Verkaufszahlen des Verbands der Schweizer Fahrradlieferanten «velosuisse» sprechen für sich. Mit knapp 219’000 Stück wurde 2022 ein neuer Verkaufsrekord von E-Bikes in der Schweiz erzielt.
Auch wenn das Wachstum jährlichen Schwankungen unterliegt, der Trend ist eindeutig. Der Zuwachs der letzten Jahre dürfte dazu geführt haben, dass mittlerweile 1,5 Millionen E-Bikes in der Schweiz unterwegs sind. Zum Vergleich: Der Bestand an Elektro-Personenwagen in der Schweiz belief sich 2023 auf 155’500 Fahrzeuge – zehnmal weniger.
Elektrofahrräder machen inzwischen fast die Hälfte der verkauften Fahrräder in der Schweiz aus.
Wer schon ein E-Bike fährt, merkt bald: E-Bikes machen Freude. Doch neben dieser Fahrfreude gibt es noch einige überzeugende Fakten, welche den anhaltenden Boom erklären.
E-Bikes sind ein wirkungsvoller Beitrag zur Förderung der Energieeffizienz und zum Umweltschutz: Die ökologische Stärke des E-Bikes ist, dass jedes E-Bike im Schnitt 1000 Autokilometer und damit rund 60 Liter Benzin pro Jahr einspart. Die zusätzliche Umweltbelastung aus Stromverbrauch und Produktion der Lithium-Ionen-Akkus sind absolut vertretbar.
Der Stromverbrauch für das Laden der Akkus ist gering: Ein grosser Akku braucht für eine volle Ladung 0,5 kWh. Um 2500 km zu fahren, wird der Fahrrad-Akku 70 Mal pro Jahr aufgeladen, das entspricht total 35 kWh zum Preis von rund 11 Franken. Dieser zusätzliche Stromverbrauch ist klein und vertretbar, geradezu marginal, gemessen am Nutzen und dem ökologischen Gewinn für jeden eingesparten Auto-Kilometer.
Der Markt der E-Bikes ist vielfältig geworden. Bambus-Fahrräder, doppelte Akku-Packs, Automatikgetriebe oder Carbon-Riemenantriebe sorgen für spannende Entwicklungen.
Wer kein eigenes E-Bike besitzt oder in einer fremden Stadt unterwegs ist, muss nicht zwingend auf ein Auto zurückgreifen. In vielen Städten lassen sich Velos und E-Bikes für einzelne Fahrten ausleihen und ergänzen damit den ÖV. Bikesharing hat in der Schweiz in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen und ist zu einem integralen Bestandteil des urbanen Verkehrsnetzes geworden.
Das Konzept ermöglicht, Fahrräder, E-Bikes und E-Trottinetts (E-Scooter) an verschiedenen Stationen in Städten auszuleihen und an einer anderen Station wieder abzugeben. Dies fördert nicht nur die umweltfreundliche Mobilität, sondern bietet auch eine flexible und kostengünstige Alternative zum privaten Fahrzeugbesitz. Bekannte Anbieter wie PubliBike, Nextbike und Velospot haben sich in vielen grösseren Schweizer Städten etabliert.
Je nach Stadt und Anbieter variiert das Angebot: Manche bieten nur E-Bikes oder nur klassische Velos, andere E-Trottinetts, der Anbieter CarVelo sogar elektrische Lastenfahrräder. Einige Anbieter gestatten das sogenannte Free-Floating, das Anmieten und Abstellen unabhängig von fixen Stationen überall im Stadtgebiet. Das bietet Nutzenden mehr Flexibilität, ohne ausreichend Rücksichtnahme kann es jedoch zu blockierten Trottoirs führen. Städte und Gemeinden reagierten darauf teilweise mit Einschränkungen.
Die Tarife bestehen meist aus einem Fixpreis pro Anmietung und einem variablen Anteil pro Kilometer oder entsprechend der Dauer der Fahrt. Manche Tarife erlauben auch eine kostenlose Nutzung in der ersten halben Stunde.
Update-Hinweis: Dieser Artikel wurde Anfang 2020 von Eric Bush verfasst und 2024 von Steffen Hepp aktualisiert und überarbeitet. Kommentare können sich somit auf eine frühere Version beziehen.
Titelbild
Shutterstock/Umomos
velosuisse.ch
Bundesamt für Statistik BFS
EnergieSchweiz
Dr. Eric Bush, dipl. Phys ETH, ist Geschäftsführer von Topten, der Plattform für nachhaltige Produkte. Sein Fokus liegt bei der Energieeffizienz von Geräten, Förderprogrammen, Expertisen und Projektleitungen im Auftrag der EU, von Bundesämtern, Elektrizitätswerken und Umweltorganisationen.
Kommentare: Was denken Sie?
Stefan B
Vor 5 Jahren
Mir fehlt eine Aussage zur Rekuperation. Mittelmotoren können nicht rekuperieren. Hat dies keinen Einfluss auf Reichweite bzw. Effizienz? Beim Elektro-Auto ist dies doch ein wichtiger Aspekt.
Ist die Aussage korrekt, dass ein schnelles E-Bike einem Mofa entspricht? Ich meinte, dass es rechtlich gesehen eben genau zwischen Velo und Töffli positioniert wird.
Und ein schnelles E-Bike mit Anhänger? Ist dies überhaupt gestattet? Ein ungebremster Anhänger bei 45 km/h? Ein langsames E-Bike muss nicht unbedingt einen schwächeren Motor haben. Die Motorunterstützung ist einfach bei 25 km/h abgeriegelt.
Detlef Zimmer
Vor 5 Jahren
Guten Tag,
die Romandie hat in Sachen Velo grossen Nachholbedarf.
Ich suche einen ähnlichen Artikel in Französisch.
Gruss, Detlef
Werner
Vor 4 Jahren
Nachhaltig? Energieeffizient? Vielleicht ja, solange die Garantiezeit nicht abgelaufen ist!
Wehe Dir, falls nach 5 Jahren etwas mit der Elektronik spukt. Falls nicht sofort ersichtlich ist wo der Fehler liegt, wirst Du eloquent und fachmännisch darauf hingewiesen, dass:
1. Wegen der schnellen Entwicklung Ersatzteile nicht mehr beschafft werden können.
2. Einzelne Komponenten nicht mit dem System kompatibel sind
3. Dieser Akku nicht mehr beschafft werden kann, wei ja jedes neue Modell eine andere Einbauform hat.
4 Die heutigen Serviceleute können wohl einen Akku auswechseln und mit der Mechanik weiterhelfen, elektrotechnisch und mit der Elektronik stecken sie in den Kinderschuhen und sin völlig hilflos.
5. Fehlersuche und Eloktroarbeiten sind viel aufwendiger als Arbeiten an der Mechanik.
6.Du stehst da, mit Deinem vielleicht gut gepflegten 5 oder 6 jährigesn eBike, und dem Versprechen von 10% Rabatt bei einem Neukauf. Dein älteres Fahrrad, welches Du 25 Jahre lang gefahren hast fährt immer noch, aber nicht mehr bei Dir ;-D ….
7. So funktioniert Nachhaltigkeit!!!
Marc D
Vor 1 Jahr
Man kauft ein E-Bike/E-Mountainbike mit der Idee das Auto zu substituieren, substituiert in Wirklichkeit aber das Velo, das Laufen, das Wandern…