Im Mai 2017 hat die Schweizerische Energie-Stiftung (SES) eine Vergleichsstudie zur Produktion von erneuerbarer Energie in Europa veröffentlicht. Aus Schweizer Sicht sind die Resultate ernüchternd: Mit einer Produktion von 187 Kilowattstunden Wind- und Sonnenenergie pro Einwohner und Jahr (2016) landet die Schweiz im Vergleich zwischen 29 Ländern auf Rang 25. Nur Slowenien, die Slowakei, Ungarn und Lettland produzieren noch weniger Energie aus Wind- und Sonnenkraft. Die Energieproduktion aus Wasserkraft wurde in der Studie bewusst nicht berücksichtigt, da dieses Potenzial in der Schweiz nach Ansicht der Autoren weitgehend ausgeschöpft ist.
Schleppende Förderung
Obwohl die Pro-Kopf-Produktion von erneuerbaren Energien in den vergangenen sechs Jahren massiv gesteigert werden konnte – bei der Windenergie um mehr als Faktor 3, bei der Sonnenenergie gar um mehr als das 15-Fache –, hat die Schweiz in der gesamteuropäischen Rangliste kaum Plätze gutgemacht. Der Grund dafür liegt nach Ansicht der SES vor allem in der schleppenden Förderung von Projekten zur Produktion von erneuerbarer Energie: Zum Zeitpunkt der Studienveröffentlichung standen mehr als 37’000 Projekte auf der Warteliste für Fördergelder der kostendeckenden Einspeisevergütung (KEV). Bei einer Realisierung all dieser Anlagen würde die Schweiz deutlich besser dastehen und im gesamteuropäischen Vergleich auf Rang 12 kommen.
Einmalvergütung als Alternative zur KEV
Angesichts der langen Warteliste und der begrenzten Mittel der 2009 in Kraft getretenen KEV hat die nationale Netzgesellschaft swissgrid – sie ist als Vollzugsstelle verantwortlich für die Fördersysteme – eine Alternative geschaffen: Seit der Revision der Energieverordnung im April 2014 besteht die Möglichkeit, für kleinere Photovoltaikanlagen (zwischen 10 und 30 kW) eine Einmalvergütung (EIV) zu beantragen. Dieser Beitrag deckt rund 30 Prozent der Investitionskosten von Referenzanlagen und wird nach Inbetriebnahme innerhalb weniger Monate ausbezahlt. Musterrechnungen des Schweizerischen Verbands für Sonnenenergie (Swissolar) zeigen, dass Anlagen von Privatpersonen mit einem Eigenverbrauch ab 20 Prozent mit der EIV in fast allen Fällen wirtschaftlicher betrieben werden können als mit der KEV.
Förderung von thermischen Solaranlagen
Gefördert werden in der Schweiz aber nicht nur Windkraftwerke und Photovoltaikanlagen, sondern auch thermische Solaranlagen (Sonnenkollektoren), die für die Erwärmung des Brauchwassers, zur Heizungsunterstützung, aber auch für Prozesswärme und für solare Kühlung genutzt werden können. Die Technik thermischer Solaranlagen ist sehr simpel: Die Sonnenenergie wird vom Kollektor in Wärme umgewandelt, die über flüssige Wärmeträger in Rohrleitungen zu einem Wärmetauscher transportiert wird. Einfache Warmwasseranlagen für Ein- und Mehrfamilienhäuser sind denn auch innerhalb von ein bis zwei Tagen installiert. Für die Förderung von thermischen Solaranlagen sind die Kantone und die Gemeinden zuständig, die einerseits Förderbeiträge auszahlen und andererseits oft interessante Steuerabzüge erlauben. Mit dem Solardachrechner von Swissolar lassen sich die ungefähre Energieproduktion, die Gesamtkosten sowie die Amortisationsdauer einer thermischen Solar- und einer Photovoltaikanlage berechnen – wertvolle Informationen, die Eigenheimbesitzer für die Installation einer entsprechenden Anlage auf ihrem Dach brauchen.
Alle aktuellen Förderprogramme der Schweiz finden sich in unserem Online-Tool Energiefranken.
Sinkende Kosten
Die Kosten für thermische Solaranlagen und für Photovoltaikanlagen sind in den vergangenen Jahren massiv gesunken. EnergieSchweiz beziffert den Aufwand für eine schlüsselfertige, dachintegrierte thermische Solaranlage für ein durchschnittliches Einfamilienhaus (4 Personen, 6 Quadratmeter Kollektorfläche, 600 Liter Speicherkapazität) auf weniger als 14’000 Franken. Eine Anlage, die auch der Heizungsunterstützung dient, wird wegen der grösseren Kollektorfläche (10 Quadratmeter) und aufgrund des grösseren Wasserspeichers (1000 Liter) auf knapp 20’000 Franken veranschlagt. Bei einer schlüsselfertigen Photovoltaikanlage für ein durchschnittliches Einfamilienhaus (4 Personen, 29 Quadratmeter Solarmodulfläche, 5 kWp elektrische Leistung) rechnet EnergieSchweiz mit einem Aufwand von knapp 19’000 Franken. Fördergelder und Vergütungen von Bund, Kantonen und Gemeinden sind in diesen Kostenbeispielen noch nicht eingerechnet.
Lohnende Investition
Fakt ist, dass sich Solarenergie auf jeden Fall lohnt: Die Preise für die Stromerzeugung mittels Photovoltaik sind seit 1992 von rund 2 Franken pro Kilowattstunde (kWh) auf weniger als 20 Rappen/kWh gesunken. Solarstrom vom eigenen Dach kostet also nicht mehr als der Bezug aus dem allgemeinen Stromnetz. Die sogenannte «grid parity» (engl. für «Netzparität») ist damit bereits heute erreicht – und die Produktionskosten für Solarstrom werden weiter sinken. Auch bezüglich Energie-Rücklaufzeit hat sich einiges getan: Eine Solarstromanlage in der Schweiz erzeugt innerhalb von zwei bis drei Jahren mehr Energie, als zur Herstellung verbraucht wurde. Dieser Wert ist angesichts einer Lebensdauer von mindestens 30 Jahren bereits heute vorzüglich und wird durch den technischen Fortschritt weiter sinken.
Fachberatung ist entscheidend
Thermische Solaranlagen und Photovoltaikanlagen stellen – trotz der heute attraktiven Preise und der finanziellen Hilfe durch die öffentliche Hand – für Liegenschaftsbesitzer eine erhebliche Investition dar. Umso wichtiger ist es, von allem Anfang an auf professionelle Beratung und Unterstützung zu setzen. Mit der Wahl des passenden Systems und der am besten geeigneten Komponenten lässt sich sicherstellen, dass die Produktion von erneuerbarer Energie im eigenen Heim zu einer rundum erfreulichen und lohnenden Sache wird. Auch die möglichen Förderbeiträge für Beratung sind auf www.energiefranken.ch zu finden.
Kommentare: Was denken Sie?
Heinz Meier
Vor 7 Jahren
Warum wird die Warteliste immer länger, durch solche die ihr einst angedachtes Projekt nicht verwirklicht haben?
Warum wird diese Liste nicht mal durchforstet und man endlich die in Betrieb befindlichen Anlagen vorzieht? wo liegt das Problem?
Für ihre geschätzte Rückantwort besten Dank
Freundliche Grüsse Heinz Meier
Energie-Experten
Vor 7 Jahren
Guten Tag Herr Meier
Die Nachfrage nach der kostendeckenden Einspeisevergütung (KEV) ist aktuell grösser als die zur Verfügung stehenden Fördermittel.(https://www.swissgrid.ch/swissgrid/de/home/experts/topics/renewable_energies/remuneration_re/crf/registration_to_implementation/waiting_list.html).
Falls es sich bei Ihrer Anlage um eine kleinere Photovoltaikanlagen (zwischen 10 und 30 kW) handelt, haben Sie auch die Möglichkeit, eine Einmalvergütung (EIV) zu beantragen. (https://www.swissgrid.ch/swissgrid/de/home/experts/topics/renewable_energies/remuneration_re/eiv.html).
Ab 2018 können neu übrigens PV-Anlagen aller Grössen eine Einmalvergütung beantragen. Dies ist eine Änderung, welche mit dem neuen Energiegesetz eingeführt wird (Energiestrategie 2050, Volksabstimmung vom 21. Mai 2017). Da aktuell aber noch viele Anlagen auf der Warteliste stehen, die bereits realisiert sind, ist auch bei den Einmalvergütungen weiterhin mit langen Wartezeiten zu rechnen.
Weitere Informationen finden Sie unter: http://www.bfe.admin.ch/themen/00612/05410/06149/index.html?lang=de
Ihre Energie-Experten
Jim Winkler
Vor 6 Jahren
Es ist wirklich erstaunlich wie viel solch einen Solaranlage bringen kann. Ich bin auch hellauf begeistern von meiner Anlage die an unserem Haus verbaut ist. Es ist eben sehr nachhaltig und fast jeder kann damit etwas zur Energiewende mit bei tragen.
Lehnert Frank
Vor 6 Jahren
Thermische Solaranlagen sind mit 14.000 CHF immer noch viel zu teuer. In Östereich oder Deutschland kosten sie die Hälfte. Wo liegen die Gründe ?
Bei Photovoltaik sieht es von den Kosten her sehr viel besser aus und die Investitionen amortisieren sich viel schneller.
Florian
Vor 5 Jahren
Erstaunlich, wie die Schweiz im Vergleich zu den EU-Ländern so niedrig rankt im Bereich Erneuerbare Energien. Ich weiß nicht, ob es nur zu Schleppenden Förderungen zurückzuziehen ist, oder ob es noch weitere Gründen gibt. Auf jeden Fall bieten Solaranlagen ein riesiges Potenzial und man soll das ausnutzen.