Kleider machen Leute – und viel CO₂

Hoher Einsatz von Pestiziden und Düngemittel beim Anbau von Baumwolle, die Herstellung, lange Transportwege: Kleider sind wahre CO2-Schleudern.

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Das muss nicht sein. Das zeigen zum einen die Zürcher Brüder Freitag des gleichnamigen Labels. Sie greifen für Arbeitskleider auf alternative, weniger energieintensive Fasern zurück. Zum anderen lohnt es sich, den eigenen Kleiderkonsum zu überdenken.

Kleider kosten so wenig wie noch nie. Ein T-Shirt von der Billigmodekette H&M ist nicht selten für eine Zehnernote zu haben. Das verleitet dazu, mehr zu kaufen, als man eigentlich braucht. Die Arbeitsbedingungen, unter denen diese Textilien hergestellt werden, sind immer wieder Thema. Dass die Textilproduktion auch der Umwelt stark schadet, weiss hingegen kaum jemand. Zwei bis zehn Prozent soll ihr Anteil an den Gesamtumweltschäden ausmachen.

Der hohe CO2-Ausstoss beginnt bereits auf dem Acker. Für die Pflege der Baumwollpflanze werden Unmengen von Pestiziden und Düngemittel verwendet, deren Herstellung wiederum sehr energieintensiv ist. Die Grundbestandteile der Chemikalien sind oftmals Erdölprodukte. Doch Kunstfasern schneiden punkto Energiebilanz nicht etwa besser, sondern markant schlechter ab. Bei der Acrylfaserproduktion sind die Treibhausgasemissionen rund viermal so hoch als bei der Baumwollfaserproduktion.

Wer konsequent darauf achtet, Kleidung aus Bio-Baumwolle zu kaufen, ist bereits auf gutem Wege. Beim Anbau von Bio-Baumwolle kommen keine Spritz- und Düngemittel zum Einsatz. Dennoch, ganz ohne Chemikalien geht es auch bei Bio-Baumwolle nicht: Sie sind nötig, um den Stoff zu veredeln, färben und bedrucken.

Obwohl die Kleider robust sind, verrotten sie auf einem Komposthaufen innerhalb von wenigen Monaten zu 100 Prozent.

Dass man Kleider auch ohne Baumwolle oder Kunststofffasern herstellen und gleichzeitig auf lange Transportwege verzichten kann, zeigen die Zürcher Brüder Freitag – bekannt für ihre Taschen aus alten Lastwagen-Planen und Autogurten. Für die Arbeitsbekleidung ihrer rund 150 Mitarbeiten suchten sie nach einem „robusten, konsequent nachhaltig produzierten und kompostierbaren Stoff, hergestellt in Europa. «Dann merkten wir, dass wir nach etwas suchen, was es noch gar nicht gibt», schreibt Freitag auf seiner Website. Also stellte die Firma ein Team aus Textilexperten für die Entwicklung und das Design solcher Kleider zusammen. Das Resultat: Hosen, Rock, Kurz- und Langarm-Shirts und ein Rucksack. Der Name: F-ABRIC.

Der Stoff von F-ABRIC besteht aus den Bastfasern Hanf und Leinen sowie aus Modal, einer aus Zellulose hergestellten Faser. Leinen und Hanf stammen aus Frankreich, Holland und Belgien. Das Buchenholz für die Modalfaser stammt aus Österreich. Somit fallen weitaus kürzere Transportwege an als bei herkömmlichen Textilien. Zudem wurde laut Freitag beim Anbau und der Weiterverarbeitung darauf geachtet, dass so wenig Chemikalien wie möglich gebraucht werden. Die Produkte von F-ABRIC entsprechen der Produktklasse 1 des Oeko-Tex-Standards.

Obwohl die Kleider robust sind, verrotten sie auf einem Komposthaufen innerhalb von wenigen Monaten zu 100 Prozent. Denn auch das Webband, Hemdknöpfe und Nähgarn sind aus natürlichen Materialien. Einzige Ausnahme: Der Hosenknopf. Dieser ist aus Metall, jedoch «bis ans Ende aller Tage wiederverwendbar», schreibt Freitag. Die Kleider sind seit November 2014 in ausgesuchten Freitag Stores erhältlich.