Wärmepumpen richtig entsorgen

Eine neue Branchenlösung zur Entsorgung von Wärmepumpen stellt sicher, dass die Geräte fachgerecht eingesammelt, demontiert und recycelt werden. So lassen sich die verbauten Materialien wieder in den Rohstoffkreislauf führen.

6 Min.
Druckmessung an Wärmepumpe

Sie sind der zentrale Pfeiler der klimaschonenden Beheizung des Gebäudeparks: die Wärmepumpen. Landauf, landab haben sie sich in den vergangenen Jahrzehnten zur Standard-Heizlösung im Neubau und zum bevorzugten Heizungsersatz im Bestand entwickelt. Daneben sind kleinere Wärmepumpen auch in Boilern, Trocknern, Waschmaschinen und Geschirrspülern anzutreffen, wo sie für einen energieeffizienten Betrieb sorgen.

Diese Erfolgsgeschichte bedeutet, dass nun auch immer mehr Geräte das Ende ihres Lebenszyklus erreichen und ersetzt werden müssen. Wichtig ist, sie fachgerecht zu entsorgen. So kann man verhindern, dass durch eine unkontrollierte Freisetzung infolge unsachgemässer Behandlung klima- und gesundheitsschädliche Stoffe in die Umwelt gelangen. Gleichzeitig lassen sich die verbauten Materialien der Wiederverwendung zuführen.

Neue Branchenlösung

Seit Juli 2023 werden ausgediente Wärmepumpen aus der Beheizung von Gebäuden gemäss einer neuen Regelung entsorgt. Die Stiftung SENS eRecycling (siehe Ausklappelement) hat dafür gemeinsam mit GebäudeKlima Schweiz und Wärmepumpen Schweiz eine umfassende Branchenlösung entwickelt. Sie hat das Ziel, die Verordnung über die Rückgabe, Rücknahme und Entsorgung elektrischer und elektronischer Geräte (VREG) zu erfüllen.

Die durch Kontrollen gesicherte Lösung umfasst die Sammlung, den Transport und die Verwertung von Wärmepumpen. Finanziert wird sie durch den sogenannten «vorgezogenen Recyclingbeitrag» (vRB). Die teilnehmenden Hersteller respektive Importeure erheben diesen Beitrag beim Verkauf der Geräte, wodurch die Entsorgung bereits bezahlt ist. Diese Branchenlösung gilt für die Entsorgung aller Wärmepumpen, also auch solcher, für die kein vRB entrichtet wurde. Finanziert wird dies durch ein Umlageverfahren: Die Einnahmen aus den aktuell verkauften Geräten decken die anfallenden Kosten für die Entsorgung der alten Geräte.

Die Wärmepumpen, die über die neue Branchenlösung entsorgt werden, sind unterschiedlich gross. Ihre Leistung liegt bei maximal 350 kW respektive 20 kW bei den Warmwasserbereiter-Wärmepumpen. «Die Maschinen können sowohl aus privaten als auch aus gewerblichen Liegenschaften stammen», erklärt Christian Bollinger, Leiter Operations bei SENS eRecycling. Eine zu entsorgende Wärmepumpe wird von einem Installateur demontiert und auf Paletten deponiert. «Diese holen wir dann ab und bringen sie zu einem spezialisierten Entsorgungsbetrieb.»

Diagramm zeigt den Geldfluss des vRB von Endkonsumenten über Installateure und Hersteller/Importeure zur Stiftung SENS eRecycling, die damit Transporteure, Sammelstellen und Verwerter entschädigt und einen Ausgleichsfonds bewirtschaftet.
Die neue Branchenlösung standardisiert und regelt den Entsorgungsprozess von Wärmepumpen in der Schweiz. (Grafik: SENS eRecycling)

Keine Kältemittel freisetzen

Ein besonderes Augenmerk bei der Entsorgung gilt dem Kältemittel. Dabei handelt es sich um die Flüssigkeit, die den Temperaturhub im Wärmepumpen-Kreislauf ermöglicht. Nebst natürlichen Kältemitteln wie Ammoniak (NH3), Kohlenstoffdioxid (CO2) und Propan (C3H8) werden häufig noch synthetische Kältemittel verwendet, die meist zur Gruppe der Fluor-Chlor-Kohlen-Wasserstoff-Verbindungen (FCKW) zählen. Diese haben den Nachteil, dass sie teilweise extrem klimaschädlich sind – einige sind bis zu 10’000-mal schädlicher als CO2. Aber auch die natürlichen Kältemittel sollten nicht unkontrolliert freigesetzt werden, denn Ammoniak zum Beispiel ist gesundheitsschädigend und Propan brennbar.

Aus- und Weiterbildungen wichtig

Bei der Entsorgung muss das Kältemittel folglich sehr vorsichtig aus der Wärmepumpe entnommen werden. «Wir übergeben die Wärmepumpen nur an Entsorgungsbetriebe in der Schweiz, die über die erforderlichen Bewilligungen und eine Lizenz von uns verfügen», sagt Bollinger. Zudem kontrolliere SENS eRecycling diese Betriebe regelmässig, um die Einhaltung der umwelt- und sicherheitsrelevanten Aspekte sicherzustellen. Besonders wichtig für die fachgerechte Entsorgung ist die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeitenden in den Betrieben. Zum einen gibt es die dreijährige Lehre als Recyclist/in EFZ, in der man die Grundlagen lernt. Zum anderen sorgen die Arbeitgeber mit gezielten internen oder externen Schulungen für die Weiterbildung ihrer Angestellten.

Ein Mann und eine Frau im Recyclinghof zwischen einer Vielefalt an Materialien und Maschinen
Ein Beruf mit grossen Maschinen, frischer Luft und Kundenkontakt. (Screenshot aus Video zur Lehre als Recyclist/in)

Stoffe in den Kreislauf zurückführen

Ist das Kältemittel sorgfältig entfernt, besteht die Wärmepumpe hauptsächlich noch aus Kunststoffen und Metallen. Diese zerkleinert man maschinell und gibt sie ins Recycling, was im Fachjargon als stoffliche Wiederverwertung bezeichnet wird. Die verschiedenen Materialien werden sortiert, aufbereitet und als Sekundärrohstoffe oder -produkte wieder in den Rohstoffkreislauf geführt. Am wertvollsten sind dabei die Metalle – sie lassen sich gewinnbringend weiterverkaufen, wohingegen beispielsweise die Entsorgung der Kältemittel mit Kosten verbunden ist.

Manueller Ausbau zu teuer

Eine direkte Weiterverwendung von Wärmepumpen oder einzelnen Komponenten kommt nicht infrage. Dazu müsste man die Komponenten manuell ausbauen, was sehr zeitaufwendig und daher nicht rentabel ist. «Die primäre Aufgabe von SENS eRecycling ist es, die Prozesse zu koordinieren und die fachgerechte Verwertung sicherzustellen», sagt Bollinger. «Sollten Hersteller oder qualifizierte Reparaturwerkstätten Bedarf an bestimmten Komponenten anmelden, werden wir die Möglichkeit einer Weiterverwendung selbstverständlich prüfen.»

Links: Paletthubwagen wird unter eine Wärmepumpe geschoben; rechts: eine Wärmepumpe ohne Gehäuse
Aus wirtschaftlichen Gründen werden in der Schweiz noch kaum Wärmepumpen-Komponenten wiederverwendet. (Fotos: Hoval)

Fachinstallateure profitieren

Die neue Branchenlösung für die Entsorgung von Wärmepumpen ist erst wenige Monate alt, scheint sich aber bereits bewährt zu haben. Der Start verlief problemlos, das Abholen von Wärmepumpen funktionierte wie geplant. Die Anzahl der abgeholten Geräte wird SENS eRecycling im Jahresbericht publizieren. Auch vonseiten Hersteller und Importeure hat die Stiftung positive Rückmeldungen erhalten. «Einen besonderen Mehrwert bietet die Lösung momentan aber vor allem für die Fachinstallateure», ergänzt Bollinger. «Sie profitieren von einer kostenlosen Abholung und Entsorgung und können dies den Kundinnen und Kunden als Dienstleistung anbieten.»

In den kommenden Monaten will SENS eRecycling mit verschiedenen Kommunikationsmassnahmen die Branchenlösung noch bekannter machen. Unterstützung erhält die Stiftung dabei von den Verbänden «GebäudeKlima Schweiz» und «Fachvereinigung Wärmepumpen Schweiz», denn so lassen sich deren Mitglieder erreichen, die noch nicht Teil der Branchenlösung sind.

Second-Life für Wärmepumpen

Der Wärmepumpenhersteller Ochsner aus Österreich hat Anfang Jahr eine «Second-Life-Initiative» gestartet. Ziel des Unternehmens ist es, die Lebensdauer der Geräte deutlich zu verlängern und damit Ressourcen zu schonen, Energie zu sparen und Abfall zu vermeiden.

Aufbereiten oder Teile ausbauen

Schon länger sind die Wärmepumpen von Ochsner darauf ausgelegt, dass man die verbauten Komponenten einzeln austauschen kann, damit das Gerät über mehrere Jahrzehnte in Betrieb bleiben kann. Das lohnt sich aus ökologischer wie auch aus ökonomischer Sicht, weil die Wärmepumpe so länger im Einsatz bleibt und keine neue angeschafft werden muss. Künftig will das Unternehmen Geräte, die sich nicht mehr reparieren lassen, für eine sogenannte Second-Life-Nutzung aufbereiten. Dazu werden sie technisch überarbeitet und geprüft, erhalten eine neue Verpackung und können wieder verkauft werden. Ist dies nicht mehr möglich, werden die intakten Komponenten aus der Wärmepumpe ausgebaut und nach einer Überprüfung als Ersatzteile eingesetzt. So tragen sie dazu bei, dass ältere Anlagen noch weiter genutzt werden. Das neue Angebot gilt auch für Kunden in der Schweiz.

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  • Robert Weber

    Vor 5 Monaten

    Finde ich sehr richtig! Ich musste meine vorletzte LWP ersetzen lassen nur aufgrund dessen, dass das verwendete Kältemittel nicht mehr zugelassen war! Dabei lief diese LWP jahrzehntelang einwandfrei und wäre sicherlich noch viele Jahre betriebstüchtig gewesen. Dies hat mich richtig wütend gemacht, da die LWP Innen wie Aussen wie neu aussah. Und während der ganzen Laufzeit nur zwei Störungen hatte!

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    • Herold Althof

      Vor 2 Monaten

      welches kältemittel war denn nicht mehr erlaubt ? etwa das 410 er ?