Das Dach ist eines der wichtigsten Bauteile: stabil soll es sein und zuverlässig Regen, Sturm, Schnee und Hitze trotzen. Hinsichtlich der Energieeffizienz ist das Dach jedoch oft eine Schwachstelle. Ungenügend gedämmt, verpufft bis zu 20 Prozent der Heizwärme über das Dach. Dies ist nicht nur bei sehr alten Häusern der Fall, sondern bereits bei 25 Jahre alten Gebäuden, also der Mehrheit aller Wohnhäuser in der Schweiz. Was aus ökologischer Sicht schlecht ist, belastet auch die Hauseigentümer mit höheren Heizkosten als nötig. Zudem werden im Winter die Wohnräume unter dem Dach ungemütlich kalt. Und im Sommer entsteht unter einem schlecht gedämmten Dach rasch ein Hitzestau, was bis in die darunter liegenden Wohnräume spürbar ist.
Von Innen oder von Aussen sanieren?
«Dennoch ist es nur ein kleiner Teil unserer Kundschaft, die aus rein energetischen Gründen eine Dachsanierung ins Auge fassen», sagt Dominik Strohmeier, Geschäftsführer der Strohmeier AG aus Wetzikon, die seit rund 30 Jahren auf Arbeiten rund um die Gebäudehülle spezialisiert und Mitglied des Verbands Gebäudehülle Schweiz sind. «Meistens liegt der Sanierungsgrund darin, dass das Dach seine Lebensdauer erreicht hat und Mängel auch vom Laien bemerkt werden», so Strohmeier. «Etwa wenn bei den Ziegeln feine Haarrisse sichtbar werden oder sie zunehmend locker sitzen.» Es komme auch vor, dass Dächer nicht mehr dicht seien, vor allem bei älteren Flachdächern sei dies der Fall.
Steildächer kann man grundsätzlich auf zwei Arten energetisch sanieren: von Innen oder von Aussen. «Dies ist abhängig vom Dachausbau», so Strohmeier. «Ist der Dachstock bereits ausgebaut und beispielsweise mit einer Täferdecke versehen, ist es wenig sinnvoll, diese herunterzureissen, um von Innen zu isolieren.» In diesem Fall isoliert man besser von Aussen nach. Das wird auch dann empfohlen, wenn die Dacheindeckung in einem schlechten Zustand ist und sowieso das ganze Dach abgedeckt und erneuert werden muss. Hierzu wird die Dämmung zwischen und über den Sparren angebracht, wobei sie durchgehend und überall gleich dick ist. Dieses Vorgehen ermöglicht eine lückenlose Dämmung und weist ein Minimum an Wärmebrücken auf.
Wärmebrücken sind Schwachstellen in der Gebäudedämmung. Hier dringt Kälte leichter ein und Wärme entweicht schneller nach draussen als bei den restlichen Bauteilen. «Die Gefahr besteht überall dort, wo das Dach durchdringt wird», sagt Strohmeier. Beispielsweise beim Kamin oder bei Dachfenstern. Auch Entlüftungsrohre können eine Wärmebrücke darstellen.
Wärmebrücken sind auch dann ein Thema, wenn von Innen gedämmt wird. Dachsparren gelten als energetische Schwachstelle, weil Holz nur geringfügig isoliert. Es reicht deshalb nicht aus, nur zwischen den Sparren zu dämmen. «Einen guten Wärmedämmwert erreicht man nur, wenn man zusätzlich unter oder über den Sparren isoliert. Bauphysikalisch ist es jedoch effizienter, über den Sparren zusätzlich zu dämmen. Wenn unter den Sparren zusätzlich gedämmt wird, geht dadurch auch wertvolle Raumhöhe in den Dachzimmern verloren», erklärt Strohmeier. Eine Dämmung von Innen hat aber auch Vorteile: Die Sanierungsarbeiten können zu jeder Jahreszeit unabhängig von der Witterung durchgeführt werden. Und es braucht kein Gerüst, was das Budget schont. Häufig ist dieses Vorgehen bei einem Ausbau des Dachstocks erste Wahl – sofern das Dach baulich noch in einem guten Zustand ist.
Minimum 20 Zentimeter Dämmschicht
Wie dick die Dämmschicht sein muss, lässt sich nicht pauschal sagen, da es abhängig vom Material und seinem Dämmwert ist. Als Richtwert nennt der Verband Gebäudehülle Schweiz 20 Zentimeter als Minimum. Die beiden gängigsten Materialien sind gemäss Strohmeier Holzfaserdämmstoffe sowie Glaswolle. «Bei Flachdächern ist es häufiger Polyurethan.» Flachdächer werden aus bauphysikalischen Gründen fast ausschliesslich von Aussen gedämmt.
Wie viel eine energetische Dachsanierung kostet, ist sehr individuell. Für ein durchschnittliches Einfamilienhaus liegen die Kosten gemäss Strohmeier zwischen 50’000 und 100’000 Franken. Viel günstiger ist jene Variante, bei der lediglich der Estrichboden gedämmt wird. Das kommt jedoch nur in Frage, wenn der Dachstock nicht als Wohnraum genutzt wird. Mit einfachen Dämmplatten, die auf den Boden ausgelegt werden, verhindert man, dass Wärme über den Dachstock verpufft. Mit einem begehbaren Bodenbelag lässt sich der Estrich dann weiterhin als Abstellraum nutzen. Gleichzeitig sollte man unbedingt prüfen, wie dicht und wie stark gedämmt die Estrichtüre ist – ansonsten könnte dort weiterhin Wärme entweichen.
Kommentare: Was denken Sie?
Ferdinand Schneider
Vor 6 Jahren
Gut zu wissen, dass soviel Heizwärme über schlecht isolierte Dächer verloren geht. Ich bin schliesslich dabei, mein Haus nachhaltiger zu gestalten, und ich möchte gerne wissen, worauf ich achten muss. Vielleicht hilft es, mein Dach zu sanieren. Ich habe eine Täferdecke und deswegen denke ich, dass es besser ist von aussen nach innen zu isolieren, wie Sie sagen.
Neeltje
Vor 6 Jahren
Interessant, dass man bei Steildächern eine Dachsanierung sowohl von innen als auch von außen vornehmen kann. Wegen der erwähnten Wärmebrücken würde ich, denke ich, eher eine Sanierung von Außen ins Auge fassen. Aber ich muss mich mal konkret mit meiner Baufirma zusammensetzen und erstmal in Erfahrung bringen, was bei unserem Dach grundsätzlich machbar ist.
Toni Krause
Vor 5 Jahren
Meine Eltern möchten eine Dachsanierung durchführen lassen. Sie planen hierbei das Dach zu isolieren. Danke für den Tipp, dass die Dämmschicht in der Regel mindestens 20 cm betragen sollte.