PV-Anlagen weisen in der Schweiz für 2035 und 2050 unter den erneuerbaren Energien das grösste Zubaupotenzial auf, schreibt das Paul Scherrer Institut (PSI) im Bericht «Potenziale, Kosten und Umweltauswirkungen von Stromproduktionsanlagen», welchen es für das Bundesamt für Energie (BFE) verfasst hat. Bemerkenswert zudem: In der Studie wurden nur Dachanlagen berücksichtigt. Die Bandbreite im Bereich der Zubauten ist inklusive Fassadenanlagen demnach noch viel grösser. Im Gegensatz zu anderen erneuerbaren Energien stossen PV-Anlagen gemäss Bericht auch vermehrt auf Akzeptanz. Eine weitgehende Ausschöpfung des Potenzials scheint also realistisch.
Solaranlagenbesitzer können sich freuen, denn das PSI geht im gleichen Bericht davon aus, dass sich die Gestehungskosten für Fotovoltaik bis 2050 um die Hälfte verringern werden.
Wer mit dem Gedanken spielt, seinen täglichen Strombedarf bald aus der Quelle der Sonnenenergie zu speisen, der sollte einige Hinweise beachten. So gelingt es, gängige Fehler zu vermeiden und die Freude an der Anlage währt noch länger.
9 Tipps für Solareinsteiger
1. Analyse des bestehenden Daches
Noch vor der eigentlichen Installation der Solaranlage gilt es, die Dachbeschaffenheit zu inspizieren. Das Dach sollte die Anlage die kommenden 30 Jahre tragen können. «Ist das Dach 50 Jahre oder älter, installieren wir grundsätzlich keine Anlagen ohne Sanierung», verrät Marcel Schürch, Leiter Solartechnik bei den EKZ.
2. Zuverlässige Prognosen
Aus Erfahrung sind die Prognosen von Firmen und Planenden verlässlich und recht präzise. Grössere Differenzen gibt es aber bei der Berechnung der Wirtschaftlichkeit. «Hinterfragen sollte man die Daten, wenn eine Amortisation unter 10 Jahren angegeben wird», rät Schürch. Realistisch sind in der Regel zwischen 15 und 25 Jahre. Eine absolut sichere Prognose lasse sich aber nicht abgeben. «Je nach Berechnungstool variieren die Ertragsaussichten laut einer Studie von Swissolar zwischen 10 und 30 Prozent.» Es lohnt sich daher, bei allfälligen Unsicherheiten mehrere Rechner beizuziehen. Zwei Möglichkeiten für Kostenberechnungen bieten sich mit dem Swissolar-Kostenrechner oder dem EKZ-Solarplaner.
3. Verschattungen vermeiden
Verschattungen können die Erträge erheblich reduzieren. Eine Lösung dafür sind Leistungsoptimierer. Bei Verschattungen von PV-Modulen, die in einer Serie (String) miteinander verkabelt sind, wird der Ertrag des Strings vom Modul mit der schwächsten Leistung vorgegeben. Leistungsoptimierer tragen dazu bei, dass nur bei den verschatteten Modulen einer Serie mit Leistungsabfall zu rechnen ist. Auf die übrigen Module wirken sich die Verschattungen somit nicht aus. So sorgen sie stets für ein Leistungsmaximum der Module. Weil sie mit den Modulen verbunden sind, erleichtern sie darüber hinaus die Erkennung defekter Teile.
4. Anmeldung
Vor der eigentlichen Installation ist mithilfe eines Solarmeldeformulars die Behörde der Standort-Gemeinde zu informieren oder in Kernzonen eine Baubewilligung einzuholen.
5. Eigenverbrauch erhöhen
Mit einer Optimierung des Eigenverbrauchs kann man die Wirtschaftlichkeit einer Solaranlage erhöhen. Wird der produzierte Strom vor Ort genutzt und nicht ins Netz eingespeist, erhöht sich der finanzielle Ertrag und die Unabhängigkeit der Anlagenbetreiber wächst. Massgeblich ist jedoch das Gesamtkonzept. Sind für einen späteren Zeitpunkt beispielsweise ein Batteriespeicher oder weitere Verbraucher wie Elektromobile oder Wärmepumpen vorgesehen, sollten die elektrischen Grundlagen wie der Einbau einer zentralen Steuerung bereits vor Installation der Solaranlage gelegt werden.
6. Eigenverbrauchsgemeinschaften bilden
Mittels Eigenverbrauchsgemeinschaften kann eine höhere Menge an produzierter Energie im Eigenverbrauch abgesetzt werden. Die Option Eigenverbrauchsgemeinschaften zu bilden gibt es bereits seit 2014, jedoch wurden die gesetzlichen Vorgaben mit der Inkraftsetzung des neuen Energierechtes per 2018 präzisiert. Besteht der Wunsch, mit einem EFH Strom vom Nachbarn zu beziehen, ist dies möglich, indem sich die betreffenden Grundeigentümer zum Eigenverbrauch zusammenschliessen. «Voraussetzung dafür ist vor allem, dass die Leistung der Solaranlange mindestens 10% im Verhältnis der Anschlussleistung am Netzanschlusspunkt ist und dass innerhalb der Eigenverbrauchsgemeinschaft das öffentliche Netz nicht benutzt wird», erklärt Karl Resch, Leiter Regulierungsmanagement und Netzwirtschaft bei den EKZ. Die Versorgung erfolgt dann nicht mehr über das öffentliche Netz sondern über private Leitungen von Haus zu Haus. Den Strom rechnet dann der Nachbar mit einem privaten Zähler ab. Ob sich ein Zusammenschluss unter den derzeit rechtlichen Rahmenbedingungen rechnet, muss von Fall zu Fall abgeklärt werden.
7. Förderbeiträge nutzen
Mit Fördergeldern für Solaranlagen können Bauherrschaften Investitionskosten reduzieren. Seit Anfang des Jahres 2018 gelten angepasste Richtlinien für Investitionsbeiträge von Solaranlagen. Bisher konnten Neuanlagenbetreiber von der Kostendeckenden Einspeisevergütung (KEV) für Anlagen grösser 30 kWp oder der Einmalvergütung (EIV) für Kleinanlagen unter 30 kWp profitieren. Die KEV Fördergelder sind aber ausgeschöpft, sodass keine Neuanlagen mehr in dieses Fördersystem aufgenommen werden. Ab 1. Januar 2018 können Betreiber von Photovoltaikanlagen mit einer Leistung zwischen 2 kW und 100 kW die Förderung mittels einer «Einmalvergütung für kleine Anlagen» (KLEIV) – in Anspruch nehmen, weiterhin werden hier ca. 20-30 % der Gesamtkosten einer Solaranlage rückvergütet. Es ist jedoch mit einer Wartezeit der Auszahlung von mindestens 2,5 Jahren zu rechnen. Für Anlagen ab 100 kWp Leistung (GREIV) beläuft sich die Wartezeit für eine Einmalvergütung auf rund 6 Jahre.
8. Prävention
Für Unfälle und Schäden, die aufgrund nachlässiger Instandhaltung des Eigenheims passieren, sind die Hauseigentümer haftbar. Weil der Schnee im Winter generell leichter von Solarmodulen abrutscht als beispielsweise von Ziegeln, empfiehlt es sich, Schneefänger zu installieren. Schneefangsysteme können in Absprache mit den Planenden und ausführenden Firmen in Abhängigkeit des Schneeaufkommens am Standort installiert werden.
9. Wartung von Solaranlagen
«Elektroinstallationen sollten in regelmässigen Abständen geprüft werden», rät Schürch. Zudem stellt die regelmässige Reinigung den optimalen und langfristigen Betrieb einer PV-Anlage sicher. Denn die Effizienz kann über Jahre durch Verunreinigungen wie Staub oder Laub auf der Oberfläche beeinträchtigt werden. «Grundsätzlich sind Photovoltaikanlagen jedoch sehr wartungsarm. Regen und Schnee tragen bereits grundlegend zur Reinigung der Module bei», deshalb schätzt Schürch den Aufwand für Bauherrschaften generell als gering ein und ergänzt: «Eine jährliche Reinigung ist im Normalfall nicht notwendig und macht finanziell nur selten Sinn. Wie oft tatsächlich gereinigt werden soll ist standortspezifisch und mit den ausführenden Firmen individuell zu betrachten.»
Kommentare: Was denken Sie?
Höhener
Vor 7 Jahren
Solarstrom Selbstverbraucher = Schmarotzer der Gesellschaft!
Ein Solardach Besitzer bezahlt für den Strombezug bei Nacht den gleichen Preis wie ich bezahle. Wenn er tagsüber den Strom selber verbraucht bezahlt er nichts, also auch kein Netzentgelt obwohl er dieselbe Kapazität seines Netzanschlusses benötigt wie ich. Wenn er Strom einspeist erhält er einen höheren Preis als die Gestehungskosten von Strom aus Grosswasserwerken oder Atomkraftwerken.
Die grossen Lügen der sog. Selbstversorger. Wirklich Selbstversorger sind nur Liegenschaften die über keinen Netzanschluss verfügen. Alle andern sind nur Schmarotzer der Gesellschaft und Verursacher von Stromlücken im Winter. Sie speisen Strom ins Netz wenn ihn niemand braucht, siebezahlen nichts an die Speicherkosten und verlangen, dass ihnen die andern Strom liefern wenn er knapp ist. Netzkosten von ca. 250. — Fr. pro EFH müssen die andern Strombezüger berappen.
Hubert Kirrmann
Vor 7 Jahren
Sehr geehrter Herr Höhener, ihre Behauptungen sind unzutreffend. Jeder Verbraucher bezahlt die Grundgebühren und Messkosten, diese betragen 1/4 der Stromrechnung bei einem sparsamen Haushalt und 50% der Stromkosten, wenn das Haus soviel Strom im Jahr produziert wie es selbst verbraucht. Dann kommt praktisch keiner mehr in den Genuss der KEV, sie läuft aus. Schliesslich nimmt der Staat die Fördergelder wieder ein, denn der eingespeiste Strom muss versteuert werden. Mit der gleichen Begründung könnten Sie behaupten, dass jeder, der Strom spart, ein Schmarotzer ist. Und Sie werden vielleicht Recht haben: denn wer nicht verschwendet, ist ein Feind der Wirtschaft. Also, seien Sie ein guter Verbraucher und kaufen Sie die letzten Glühbirnen und Elektroheizungen.
Patrick Baumann
Vor 7 Jahren
Was hält Herrn Höhener in dem Fall ab, selbst so ein «Schmarotzer» zu werden?
Elvezio
Vor 6 Jahren
Ich gebe Herrn Höhener vollkommen Recht. Profitieren vom derzeitigen Modell tun lediglich die, welche die Gelegenheit haben (Haus) sich eine solche Anlage anzuschaffen. Alle Übrigen, die KEV zahlen, gehen leer aus, resp. subventionieren die PV-Anlagen der Hausbesitzer. Eine Umverteilung von unten nach oben. MfG elvezio
Emilio Mühlemann
Vor 6 Jahren
Man muss nicht Hausbesitzer sein, um sich an der Energiewende zu beteiligen. Es gibt viele Solargenossenschaften, wo sich jeder finanziell einbringen kann. Kann es nur empfehlen, aber das Profitdenken hat dabei keinen Platz.
Wilfried Sidler
Vor 6 Jahren
Ein jeder soll (muss!) etwas für unsere Umwelt tun! Entweder Energie sparen – oder Energie produzieren. Und wer nichts tut, der zahlt! So einfach ist das.
Mailin Dautel
Vor 5 Jahren
Voll viele meiner Freunde haben Solar-Platten auf ihren Dächern oder sogar auf dem Balkon befestigt. Ich habe schon häufiger davon gehört aber ich dachte das wird nur ein Trent sein. Jetzt haben mein Mann und ich ein Haus und wir überlegen eine Solaranlage auf unsere Dach zu setzen. Ich hatte keine Ahnung, dass man das Dach vorher analysieren lassen muss, aber das macht schon Sinn sonst bricht es vlt. ein im Winter.
jj
Vor 5 Jahren
Das ist ein echt spannender Artikel zum Thema Photovoltaik Energie. Ich werde mich dazu mal noch etwas mehr informieren.
Chris Zollinger
Vor 5 Jahren
Wo bekommen wir nähere Angaben zum Thema Heimbatterie zum Speichern der Solarenergie im EFH?