Genauso wie man Elektro- und Elektronikgeräte recycelt, so werden auch Photovoltaik-Anlagen nach ihrer Lebensdauer zurückgebaut. Vor allem Metalle wie Aluminium, Eisen und Silber sind wertvoll und ermöglichen zusammen mit der vorgezogenen Recyclinggebühr die kostenlose Rücknahme.
Woraus bestehen Solarmodule? Module für Photovoltaik (PV) bestehen durchschnittlich zu 80 bis 90 Prozent aus Glas. Dieses schützt die Solarmodule vor Hagel und vor Verschmutzung. Metalle wie Kupfer, Silber (Lötverbindungen) oder Aluminium (Rahmen) und Kunststoffe machen rund weitere 10 bis 20 Prozent aus. Der eigentliche Kern eines Moduls, der Halbleiter, fällt nur in sehr kleinen Mengen an. Bei Silizium-basierten Modulen macht der Halbleiter rund zwei Prozent des Modulgewichts aus. Bei nicht Silizium-basierten Modulen beträgt der Halbleiteranteil gar nur 0,1 bis 1,15 Prozent des Gewichts.
Wenn die Module ausgedient haben, können praktisch alle Elemente kostengünstig und effizient zurückgewonnen werden. Nicht nur das Metall, sondern auch das Glas kann wiederverwendet werden, zum Beispiel in PV-Modulen als Flachglas oder in Dämmstoffen. Der Kunststoff in PV-Modulen allerdings, das erklärt Roman Eppenberger, Mitglied der Geschäftsleitung bei der Stiftung Entsorgung Schweiz (SENS), gehöre zu den «wertlosen» Kunststoffen und werde daher nicht recycelt. Die Wiederaufbereitung lohne sich schlichtweg nicht. Roman Eppenberger ergänzt: «Für Kunststoff existiert in der Schweiz eine Verwertungs- oder Verbrennungspflicht. So dient er – falls es sich dabei nicht um hochwertigen Kunststoff handelt – in Kehrichtverbrennungsanlagen zur Produktion von Strom und Wärme (energetische Verwertung) oder er wird in der Zementindustrie als Brennstoff verwendet.» Auch ein Recycling der seltenen Erden rentiere laut Eppenberger noch nicht. Sie seien nicht so selten, als dass sich der Aufwand zu ihrer Wiederaufbereitung lohnen würde. Dieser sei schlicht zu gross. Zusammenfassend lässt sich laut Eppenberger sagen:
Metall ist am wertvollsten und ermöglicht die Finanzierung des Photovoltaik-Recyclings. Glas ist wenig wert und Kunststoff kostet.
Roman Eppenberger, GL-Mitglied Stiftung Entsorgung Schweiz (SENS)
Umgang mit gefährlichen Stoffen in Solarmodulen
Die auf dem Markt gängigen mono- und polykristallinen Module bestehen aus kristallinem Silizium, welches aus Quarzsand gewonnen wird. Silizium ist umweltverträglich in der Verarbeitung und Entsorgung. Die Module enthalten also keine Schadstoffe in der aktiven Schicht. Allerdings durfte man früher noch mit bleihaltigem Lötzinn löten. Eppenberger gibt zu bedenken: «Blei zählt zu den Schwermetallen. Es kann nur unter konditionierten Bedingungen deponiert werden. Beim Recycling gelangt es deshalb in eine Metallschmelze (Aluminium oder Eisenschmelze) und wird dort in der Schlacke deponiert.» Eppenberger sagt weiter: «Auch Silber und Kupfer, welche in Photovoltaik-Anlagen als Leitmaterial dienen, gehören zu den Umweltgiften. Sie dürfen nicht unkontrolliert in die Umwelt gelangen und gehen deshalb ins Metallrecycling.»
Im Weiteren basieren etwa 10 % der produzierten Module auf der sogenannten «Dünnschicht-Technologie». Diese Dünnschichtmodule können folgende Schadstoffe beinhalten:
CdTe (Cadmium-Tellurid)
CIS (Kupfer-Indium-Selen)
CIGS (Kupfer-Indium-Gallium-Selen)
Dünnschichtmodule kommen aber selten im Schweizer-Markt vor, denn sie sind aufgrund ihres geringen Wirkungsgrads nicht für Hausdächer geeignet. Dank ihrer geringen Dicke und der hohen Flexibilität werden sie beispielsweise in Taschenrechnern eingesetzt. Im Gegensatz zur Schweiz wurden sie aber in Deutschland des Öfteren in freistehenden Solaranlagen verbaut.
Eine mögliche Freisetzung der Schadstoffe in den PV-Modulen kann die Umwelt gefährden. Leider liegen bislang nur wenige Studien zur Umweltfreundlichkeit von PV-Modulen oder zum Austrittspotential der Schadstoffe vor. Diejenigen, die vorliegen, weisen zu allem Übel vereinzelt Widersprüche auf. Deshalb haben mehrere Institute der Universität Stuttgart (das Institut für Siedlungswasserbau, Wassergüte- und Abfallwirtschaft sowie das Institut für Photovoltaik) eine Abschätzung von möglichen Umweltbelastungen von Photovoltaikmodulen vorgenommen. Mittels Auslaugexperimenten haben sie die Freisetzung von Schadstoffen aus den Modulen im (teilweise) zerstörten Zustand im Kontakt mit Wasser ermittelt.
In ihrem Abschlussbericht von 2011 «Photovoltaikmodule – Umweltfreundlichkeit und Recyclingmöglichkeiten» kamen sie noch zum Schluss, dass bei ordnungsgemässem Betrieb von PV-Modulen keine Gefahr vorliege. Eine neuere Untersuchung aus den Jahren 2014 bis 2017 unter dem Titel «Schadstofffreisetzung aus Photovoltaik-Modulen» zeigt jedoch auch, dass einige der verwendeten Stoffe wasserlöslich und vor allem bei Beschädigungen problematisch sind. Schadstoffe wie Blei oder das karzinogene Cadmium können aus Bruchstücken von Solarmodulen fast vollständig herausgewaschen werden. Dies geschieht über einen Zeitraum von mehreren Monaten etwa durch Regenwasser. Angesichts der weiten Verbreitung von Solarmodulen betonen die Forscher, wie wichtig es sei, dass PV-Module möglichst lückenlos recycelt oder sachgerecht entsorgt würden.
Interview: Entsorgung von PV-Modulen
Die Energie-Experten haben Roman Eppenberger, Mitglied der Geschäftsleitung bei der Stiftung Entsorgung Schweiz (SENS), einige Fragen zur sachgerechten Entsorgung von PV-Modulen gestellt.
Roman Eppenberger, Mitglied der Geschäftsleitung bei der Stiftung Entsorgung Schweiz (SENS).
Energie-Experten: Anders als einen Ventilator kann man eine Solaranlage nicht ins Geschäft zurückbringen. Wie sollen Besitzer einer PV-Anlage vorgehen, um die Module zu recyceln?
Roman Eppenberger: Wenn eine PV-Anlage durch Brand, Sturm oder Hagel beschädigt wurde oder das Ende ihres Lebenszyklus erreicht hat, dann setzt sich der Anlagenbesitzer am besten mit einem Solarinstallateur seiner Wahl in Verbindung. Dieser unterbreitet ihm dann zumeist ein Angebot für die Deinstallation sowie den Neuaufbau. Wenn dieser einen Vertrag mit SENS eRecycling abgeschlossen hat, übernimmt die SENS das Abholen der palettierten PV-Module und das Recycling kostenlos. Der Installateur, welcher die Anlage abbaut, muss dafür einen Abholauftrag auf eRecycling.ch erfassen. Die SENS wird dann den Abtransport und das Recycling des Materials organisieren.
Energie-Experten: Was macht ein Besitzer, wenn nur einige Module beschädigt wurden, beispielsweise durch ein Unwetter?
Roman Eppenberger: Auch hier muss ein Solaranlagenbesitzer zuerst prüfen, ob auf die von ihm verwendeten Solarmodule eine vorgezogene Recyclinggebühr (vRG) entrichtet wurde. Dies ist auch der Fall, wenn auf den Modulen «vRG» steht. Dann kann er kleinere Mengen (bis zu zehn ausgediente Solarmodule) an jeder SENS-Sammelstelle gratis abgeben.
Energie-Experten: Worauf soll bei der Demontage und beim Transport geachtet werden?
Roman Eppenberger: Für das Recycling ist es wichtig, dass die PV-Module in unbeschädigtem Zustand sind und keine Bestandteile entfernt wurden. Die Module müssen von Hand auf die entsprechend vorgesehenen Paletten gestapelt werden.
Wenn die Module gestapelt werden, dann ist darauf zu achten, dass die Laminate und die eingebetteten Zellen nicht beschädigt werden. Wir raten den Beteiligten jeweils auch, das oberste Modul umzudrehen. Wenn dieses nämlich zufällig in Kontakt steht mit anderen Modulen, dann kann das dazu führen, dass bei Sonneneinstrahlung noch Strom produziert wird.
Um das Brechrisiko der Glas- bzw. Modulflächen zu minimieren, sollten grössere Module immer zu zweit getragen werden. Während dem Transport müssen die Teile gut befestigt sein und am Ende auch sachgemäss entladen werden.
Energie-Experten: Was passiert anschliessend mit den Modulen?
Roman Eppenberger: Die Sammelstellen nehmen die PV-Anlagen entgegen und sammeln diese, bis eine sinnvolle Menge vorhanden ist. Wechselrichter, Schaltungen und Elektronik verarbeiten die Recycler. Die PV-Module, welche zu 80 bis 90 Prozent aus Glas bestehen, gehen jedoch weiter ins Flachglasrecycling. In der Schweiz existiert dafür ein spezialisierter Betrieb, der im Auftrag der SENS Solarmodule annimmt (KWB Planreal AG). Sie trennen schadstofffreie von schadstoffhaltigen Modulen und demontieren Metallrahmen, Anschlusskabel sowie Anschlussdosen. Der Glas-Kunststoffverbund wird anschliessend noch einmal weitergeliefert an einen Betrieb im Ausland, der die Module wie Verbundglas verarbeitet und verwertet.
Film: Das Recycling von Wechselrichter und Elektronik übernimmt der Recycler (hier Immark AG in Regensdorf) vor Ort. Die PV-Module werden weitergegeben.
Energie-Experten: Erheben alle Hersteller die vorgezogene Recyclinggebühr (vRG)?
Roman Eppenberger: Bei Photovoltaik ist die vRG nicht Pflicht und es gibt Händler, die nicht bei der SENS mitmachen. Dies ist problematisch, da die Solaranlage nicht zwingend in dem Verkaufsgeschäft zurückgegeben wird, in dem sie gekauft wurde. Die SENS führt auf ihrer Website deshalb eine Liste der vRG-Partner. Dort ist ersichtlich, welche Unternehmen dabei sind. Man sollte sich vor der Kaufentscheidung erkundigen, ob die Entsorgung garantiert ist. Da nicht alle Hersteller und Importeure bereit sind, die vorgezogene Recyclinggebühr (vRG) zu erheben, ist es wichtig, dass Kundinnen und Kunden beim Kauf von Elektro- und Elektronikgeräten auf die vRG achten. Der Kauf bei SENS-Partnern ermöglicht die fachgerechte Entsorgung ausgedienter Elektro- und Elektronikgeräte.