Lichtsteuerung mit Sensoren: viel mehr als ein und aus
Sensoren kommen in der Beleuchtung noch immer zu wenig und manchmal auch falsch zum Einsatz. Die Sensorik ist jedoch entscheidend für einen geringeren Energieverbrauch, so wie die Umstellung auf LED.
Lichtexperte Simon Burri erklärt, welche Gründe hinter der Zurückhaltung stecken und wie viel Energie man mit intelligenten Beleuchtungen sparen kann.
Energie-Experten: Sensoren kommen in der Beleuchtung noch immer eher zögerlich zum Einsatz. Warum?
Simon Burri: Die Zurückhaltung hat viel mit Gewohnheit zu tun. Die Menschen sind es gewohnt, dass sie das Licht selbst einschalten und ausmachen können. Gerade im privaten Bereich geben sie die Kontrolle nur ungern ab, die sie mit einem Lichtschalter haben. Im öffentlichen Raum ist das etwas anders: An Bahnhöfen, auf der Strasse oder im Büro ist die Akzeptanz von sensorgesteuerten Beleuchtungen grösser.
Die Kosten spielen aber ebenfalls eine Rolle. Die Anschaffung von Leuchtmitteln mit Bewegungs- oder Präsenzmeldern ist teurer als der Kauf von konventionellen Produkten. Die steigenden Energiepreise machen den Menschen heute aber immer stärker bewusst, dass man mit intelligenten Beleuchtungslösungen langfristig mehr spart.
Grundsätzlich lässt sich sagen: Wenn es um die Umstellung auf LED geht, sind wir in der Schweiz auf Kurs. Die Halbierung des Energieverbrauchs bei der Beleuchtung bis 2025 – das Ziel der Lichtvereinbarung von Davos beziehungsweise der SLG-Initiative energylight – ist aber nur möglich, wenn auch Sensoren breiter zur Anwendung kommen und Tageslicht besser genutzt wird.
Oft fehlt es aber auch an Wissen zur Sensortechnologie.
Burri: Das beginnt schon beim Sensortyp. Längst nicht jede Person, die irgendwo einen Sensor installiert, kennt den Unterschied zwischen Bewegungsmelder und Präsenzmelder. Das wäre aber wichtig. Nicht jeder Sensortyp eignet sich überall gleich gut:
Bewegungsmelder werden vor allem im Aussen- oder Durchgangsbereich eingesetzt, in Einfahrten, Gängen oder Lagerräumen.
Präsenzmelder dagegen findet man in Büros oder Schulzimmern, wo sich Menschen länger aufhalten. Bewegungssensoren reagieren auf Bewegungen wie Gehen oder Fahren. Präsenzmelder erfassen auch subtilere Aktivitäten wie das Tippen auf einer Tastatur.
Bei der Planung müssen aber auch Faktoren wie Typ, Höhe, Belegung und Tageslichteinfall eines Raumes berücksichtig werden. Wer mit Sensoren zu tun hat, muss wissen, wo diese am besten montiert werden, damit sie Bewegungen und Lichtverhältnisse störungsfrei erfassen können.
Sensoren dürfen für eine optimale Tageslichtnutzung zudem abends nicht zu früh schalten. Für eine akkurate Lichtmessung muss es draussen jedoch dunkel sein. Gerade im Sommer möchte aber kaum jemand die Sensorinstallation erst um 22 Uhr vornehmen. Die korrekte Einstellung wird deshalb oft dem Kunden oder der Kundin überlassen – und geht vergessen.
Bewegungsmelder erkennen sich bewegende Personen oder Objekte und geben entsprechende Steuersignale aus. Ein Melder mit PIR-Sensor (passiver Infrarot-Sensor) erkennt beispielsweise Wärmequellen und schaltet bei Bewegungen die Beleuchtung für eine festgelegte Zeitspanne ein und anschliessend wieder aus. Ein zusätzlicher Lichtsensor sorgt im Dämmerungsschalter dafür, dass die Beleuchtung nur aktiviert wird, falls nicht ausreichend Tageslicht vorhanden ist.
Die meisten Bewegungsmelder sind mit zwei oder drei Reglern (Potentiometer) ausgestattet, für folgende Werte:
Maximalabstand: legt die Grenze des Erfassungsbereichs fest, in dem Bewegungen vom Sensor gemeldet werden.
Einschaltdauer: So lange bleibt der Verbraucher eingeschaltet (wird zurückgesetzt, wenn eine neue Bewegung gemeldet wird).
Umgebungshelligkeit: Die Hell-Dunkel-Grenze legt fest, ab welcher Dunkelheitsschwelle der Melder überhaupt schalten soll.
Der Stromverbrauch von gängigen Bewegungsmeldern liegt bei unter einem Watt.
Bewegungsmelder eignen sich für den Einsatz in Eingangs- und Durchgangsbereichen, in Räumen mit kurzen Anwesenheitszeiten wie Korridore, Treppenhäuser, Garagen, Lagerräume, Keller und Toiletten.
Auch Präsenzmelder fallen unter den Oberbegriff Bewegungsmelder, decken aber ein anderes Einsatzgebiet ab. Der folgenden Absatzu dazu stellt weitere Sensortechnologien vor.
Der Sensor eines Präsenzmelders muss die Anwesenheit von Personen auch bei sitzenden und anderen ruhigen Tätigkeiten erkennen und auf kleinste Bewegungen reagieren. Dafür werden empfindlichere Melder als für Bewegungsmelder verwendet. Einstellmöglichkeiten und Dämmerungsschalter sind wie bei Bewegungsmeldern sinnvoll. Die Lichtmessung bleibt beim Präsenzmelder immer aktiv. So lässt sich trotz der Anwesenheit von Personen das Licht ausschalten, falls ausreichend Tageslicht vorhanden ist.
Gewisse Präsenzmelder verfügen über einen zweiten Schaltausgang, der von der Umgebungshelligkeit unabhängig reagiert. Damit lassen sich beispielsweise Lüftung und Heizung regeln.
Ein PIR-Sensor (Pyroelectric Infrared Sensor) arbeitet passiv anhand der Infrarotstrahlung von Personen und der Umgebung.
Ein HF-Präsenzmelder arbeitet aktiv. Er sendet ständig Hochfrequenzwellen aus und erfasst die aus der Umgebung reflektierte Energie. Veränderungen erkennt er als Bewegungen, unabhängig von der Temperatur. Die Signale zwischen 5 und 60 GHz können Glas, Holz und andere dünne Materialien durchdringen. Dabei ist die Strahlung um den Faktor 1000 geringer als bei Mobiltelefonen.
Ein Ultraschall-Sensor arbeitet ähnlich wie ein HF-Melder. Allerdings verlassen die Ultraschallwellen (32–40 kHz) den Raum nicht. Dank hoher Empfindlichkeit sind Ultraschall-Präsenzmelder für Grossraumbüros sehr geeignet.
Ein Bildsensor oder optischer Sensor hat den Vorteil, dass er mit entsprechender Software Menschen auch zählen kann. Als Nachteil ist der hohe Standby-Stromverbrauch erwähnenswert.
Durch die Kombination mehrerer Sensoren lässt sich der überwachte Bereich vergrössern oder die Funktionalität verbessern. Dabei übernimmt oft der Hauptsensor die Lichtmessung, die übrigen erfassen nur Bewegungen.
Gerade auch in Produktionsstätten oder Lagerhallen liesse sich mit Sensoren viel Energie sparen. Wie sieht die Situation dort aus?
Burri: Die Verbreitung von Sensoren fällt hier sehr heterogen aus. In Grossbetrieben etwa ist die Sensorik klar angekommen. Schliesslich sind hier ja auch die Beleuchtungskosten hoch. Mit Bewegungs-, Präsenz- und Tageslichtsensoren sparen Unternehmen jedes Jahr viel Geld.
Kleinere Produktionsbetriebe scheuen eine solche Anfangsinvestition heute häufig noch. Sie setzen eher auf Retrofit-Lösungen und ersetzen ihre bisherige Beleuchtung durch gewöhnliche LED-Leuchten. Die finanziellen Überlegungen dahinter sind verständlich. Ein Umdenken wird aber auch bei den KMU notwendig sein.
Fehlendes Vertrauen in die Sensortechnologie spielt nämlich auch hier hinein. Noch immer ist die Sorge verbreitet, dass in der Produktionshalle auf einmal das Licht ausgehen könnte und der Betrieb gestört würde. Viele Firmen sind sich des Nutzens einer automatischen Beleuchtung sehr wohl bewusst. Die Lichtsteuerung aus der Hand zu geben, fällt ihnen dennoch schwer.
Gibt es da auch andere Beispiele?
Ja, sicher. Es gibt durchaus Betriebe, die ihre Vorbehalte überwinden. Die SIG allCap AG ist so ein Beispiel: Das Unternehmen produziert Verschlüsse für Kartonpackungen im Schichtbetrieb. Es ist eine von sechs Fallstudien des energylight-Projekts SensoLight. Am Anfang brannte das Licht in der Produktionshalle trotz Sheddach und neuer Beleuchtung mit Tageslichtsensoren weiterhin rund um die Uhr. Die Leute fürchteten, dass eine automatische Steuerung den Produktionsablauf behindern könnte. Die Tageslichtsteuerung wurde gar nicht erst in Betrieb genommen.
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Eine Tageslichtmessung in der Halle über mehrere Wochen konnte diese Bedenken zerstreuen. Alleine durch die Aktivierung des Sensors auf dem Dach und die Dimmung des Kunstlichts während des Tagesbetriebs ist der Energieverbrauch um gut die Hälfte gesunken.
Ein anderer Weg, um mehr Vertrauen in die Sensortechnologie zu schaffen, führt über eine erste Sensorinstallation im Lager: Hier fällt nicht nur die Sorge in Bezug auf den störungsfreien Produktionsablauf weg. Es zeigt sich auch besonders gut, wie viel Energie man mit Sensoren sparen kann. Wer im eigenen Betrieb erlebt, dass die Sensorik funktioniert und die Stromkosten sinken, dürfte den Einsatz auch in anderen Bereichen eher in Erwägung ziehen.
Die Installation von Sensoren allein reicht nicht immer aus, um so viel Energie wie möglich zu sparen. Es sind auch intelligente Beleuchtungslösungen gefragt. Gibt es da Vorreiter?
In Treppenhäusern, Korridoren und auf Parkflächen ist das Sparpotenzial mit intelligenter Beleuchtung besonders gross. Die Menschen halten sich dort normalerweise nur kurz auf. Zudem ist die Akzeptanz von Sensoren an diesen Orten gross. Intelligente Beleuchtung heisst: Zum Einsatz kommen nicht nur einfach Sensoren. Die Leuchtmittel sind zum Beispiel auch dimmbar oder miteinander vernetzt.
Licht-Experte Stefan Gasser erläutert im Video die gemessenen Einsparungen in einer Zürcher Tiefgarage.
Heute sind zwar in vielen Treppenhäusern schon Sensoren installiert. Vielerorts geht aber noch immer automatisch auf allen Etagen das Licht an, wenn jemand das Gebäude betritt. Das macht keinen Sinn. Erst recht nicht, wenn eine Person im Erdgeschoss den Lift nimmt und das Treppenhaus erst im fünften Stock wieder betritt. Zudem beträgt die Nachlaufzeit häufig 10 bis 15 Minuten. Dabei würden 1 bis 2 Minuten vollkommen reichen.
Treppenhausbeleuchtung braucht ein Drittel weniger Strom
Was eine intelligente Beleuchtungslösung bewirken kann, zeigt die Wohnsiedlung «Im Guss» in Bülach. Sie gehört ebenfalls zu den Fallstudien von SensoLight. In den Treppenhäusern dort wurden kürzlich überall Leuchten mit integrierten Sensoren eingesetzt. Sie erfassen sowohl Tageslicht als auch Präsenz und sind untereinander vernetzt. Betritt eine Person nun das Treppenhaus, schaltet einzig die Leuchte über ihr in den Volllichtmodus. Gleichzeitig wird in den benachbarten Stockwerken ein fünfprozentiges Schwarmlicht aktiviert. So muss die Person nie einen dunklen Bereich betreten. Das Licht bewegt sich mit durch das Treppenhaus. Eine solche Steuerung spart 30 bis 35 Prozent Energie.
Gerade in Parkhäusern ist Licht doch wichtig für das Sicherheitsgefühl.
Öffentliche Parkhäuser sind heute oft rund um die Uhr beleuchtet, die meiste Zeit sogar im Vollmodus. Das Licht könnte gerade in wenig frequentierten Bereichen problemlos gedimmt oder ausgemacht werden. Beleuchtung ist heute nicht mehr einfach «Licht an, Licht aus». Im Zentrum stehen der Verbund und die Vernetzung von Leuchten und Sensoren. Auf diese Weise kann sowohl viel Energie gespart als auch ein Sicherheitsgefühl vermittelt werden.
energylight: Energieverbrauch bei der Beleuchtung halbieren
Im Jahr 2018 haben sich diverse Vertreterinnen und Vertreter aus der Lichtbranche mit der Vereinbarung von Davos ein klares Ziel gesetzt: Bis 2025 soll der Stromverbrauch bei der Beleuchtung um die Hälfte reduziert werden. Die Schweizer Licht Gesellschaft SLG hat mit Unterstützung von EnergieSchweiz in der Folge mit den Unterzeichnenden und weiteren Partnerinnen und Partnern die Umsetzungsinitiative energylight (Webseite) ins Leben gerufen. Eines der Projekte der Initiative ist SensoLight: In sechs Fallstudien vergleicht die SLG hier das Energiesparpotenzial von intelligenten Lichtlösungen mit jenem von konventionellen Beleuchtungen.
Bin begeistert von der Präsentation, versuche meine Mitbewohner seit 1996 das licht zu löschen wenn sie einen Raum verlassen .
Jeztsind wir weiter vorgeschritten & auch in Toronto , Canada könnten enorme Ersparnisse erzielt werden , mit einer intelligenten Spar-Beleuchtung .
Kommentare: Was denken Sie?
Heidy Banerjee
Vor 1 Jahr
Bin begeistert von der Präsentation, versuche meine Mitbewohner seit 1996 das licht zu löschen wenn sie einen Raum verlassen .
Jeztsind wir weiter vorgeschritten & auch in Toronto , Canada könnten enorme Ersparnisse erzielt werden , mit einer intelligenten Spar-Beleuchtung .