Was ist umweltfreundlicher – Papier oder Tablet?
In der Schweiz werden pro Jahr und Kopf rund 170 Kilogramm Papier und Karton verbraucht. Ein Tablet könnte einen Grossteil des Papiers ersetzen. Doch wie ökologisch sinnvoll ist das wirklich?

In der Schweiz werden pro Jahr und Kopf rund 170 Kilogramm Papier und Karton verbraucht. Ein Tablet könnte einen Grossteil des Papiers ersetzen. Doch wie ökologisch sinnvoll ist das wirklich?
Verfasst vonArmin Mühlematter
Fast 170 Kilogramm Papier und Karton verbraucht jede Schweizerin und jeder Schweizer pro Jahr. 55 Prozent davon, respektive 92 Kilogramm, sind Druckpapiere (grafische Papiere). Mit diesen Verbrauchermengen fallen entsprechend auch Umweltbelastungen bei der Produktion, der Weiterverarbeitung und dem Recycling an. Ist Papier umweltschonend ersetzbar durch digitale Lösungen? Eine neue Studie hat jetzt untersucht, ob die Verwendung eines Tablets ökologisch sinnvoller ist als Papier.
Das Forschungsprojekt untersuchte die Umweltauswirkungen von Tablets (Apple iPad 2 & Microsoft Surface RT) und Papier während drei Jahren. Damit die Resultate untereinander vergleichbar sind, wurden die Systemgrenzen auf die gleiche Nutzeneinheit ausgelegt. Auch eine umfassende und vollständige Betrachtung des gesamten Lebenszyklus ist ein wichtiger Faktor für stichhaltige Aussagen aufgrund der Ergebnisse. Das heisst, dass sowohl die Herstellung der Produkte, der Transport, die Nutzung und nicht zuletzt das Recycling betrachtet werden müssen. Für die Analyse wurden die Tablets demontiert und das Gewicht sowie das Material der einzelnen Komponenten bestimmt. Mit den erfassten Daten konnten die Ökobilanzen anschliessend modelliert werden. Unter der Verwendung einer speziellen Software, einer Datenbank und verschiedenen Modellen wurden die Umweltbelastungen berechnet.
Gerade im Hinblick auf den primären Energieaufwand und das Treibhauspotenzial schneiden Tablets besser ab. Die Berechnungen zeigen, dass bei der Verwendung von grafischen Papieren mehr CO2-Äquivalente ausgestossen werden (Methode IPCC) sowie auch mehr primäre Energieträger aufgewendet werden müssen. Die Tabletvariante spart in dieser Betrachtung fast 50 Prozent an Belastungen ein. Auch in anderen Kategorien wie dem Ressourcenverbrauch, der Zerstörung der Ozonschicht oder dem Versauerungspotenzial schneiden Tablets besser ab. Einzig die Werte, welche mit der Schweizer Methode der ökologischen Knappheit (MöK) ermittelt wurden sprechen für die Verwendung von Papier, wobei die Emissionswerte nur knapp unter denjenigen der Tablets liegen. Die MöK richtet sich nach den politischen Umweltzielen der Schweiz. Damit darf behauptet werden, dass auch im Hinblick auf diese Ergebnisse die Tablets zielführender, nachhaltiger und ökologisch sinnvoller sind.
Ein Grossteil der verursachten Belastungen hängt vom Nutzerverhalten ab. Über 50 Prozent der Emissionen können durch eine angemessene Nutzung reduziert werden!
Durch den Gebrauch von Tablets können Klimawandel (Treibhauspotenzial), Gesamtenergieaufwand und andere Umweltbelastungen reduziert werden. Ein Grossteil der Emissionen hängt aber auch stark vom Nutzerverhalten ab. Entscheidet man sich dafür, ein Tablet anstatt Papier zu nutzen, so ist es wichtig, möglichst konsequent auf Papier zu verzichten. Ebenfalls wichtig ist, dass das Tablet bei Nichtgebrauch ganz ausgeschaltet wird. Durch die Vermeidung des Standby-Verbrauchs lassen sich bis zu 40 Prozent der Umweltbelastungen während der Nutzungsphase einsparen. Wird das Tablet mit Solarstrom betrieben, können die Umwelteffekte je nach Modell nochmals um 25 bis 80 Prozent reduziert werden. Grosses Potenzial liegt auch im multifunktionalen Nutzen eines Tablets: Je mehr Geräte durch den Gebrauch eines Tablets ersetzt werden oder weniger lang betrieben werden (TV, Internet, E-Mails schreiben), desto besser wird die Ökobilanz für Tablets. Auch ein sorgfältiger Umgang mit dem Gerät hilft der Umwelt. Je länger ein Geräteersatz herausgezögert werden kann, desto kleiner werden die Umweltbelastungen.
Zusammenfassung der Studie
Hat Energie-Experten mit aufgebaut und Inhalte, das Autorennetzwerk und die Partnerschaften gepflegt. Heute ist er in der Netzwirtschaft bei Energie Wasser Bern tätig.
Kommentare: Was denken Sie?
German Lauber
Vor 9 Jahren
Also doch mit dem Tablet arbeiten statt drucken…
Übrigens: Im Kantonsrat im Wallis wird an den Sessionen seit 2013 kein Papier mehr verteilt. Jeder Grossrat hat Anfangs Jahr ein I-Pad erhalten.
Sind scho hürugüet die Walliser 🙂
Armin Mühlematter
Vor 9 Jahren
Definitiv! Weitere Untersuchungen und Analysen der Studie liefern immer stichhaltigere Argumente dafür, dass Tablets Papier umweltfreundlich ersetzen können. Dabei zeigen sich vor allem auch die positiven Auswirkungen der Multifunktionscharakter eines Tablets auf die Ökobilanz. Ganz schlicht gesagt: je mehr es genutz wird und dadurch auch andere Geräte ersetzt, desto positiver fällt die Schlussbewertung aus.
T. Lehmann
Vor 4 Jahren
Guten Tag
Schade, dass diese Studie nur die Primärenergie anschaut!
Denn die graue Energie (Energie der Herstellung, Abbau der seltenen Erden, usw.) wird hier grosszügig ausser Acht gelassen. Mich würde interessieren, wie viel Energie die Herstellung und die Benutzung (Primär- und graue Energie) eines Tablets wirklich braucht.
Zudem muss beachtet werden, dass beim Papier nachwachsende Ressourcen verwendet (Pflanzen) und beim Tablet seltene Erden verwendet werden. Das solle eigentlich in eine umfassende Ökobillanz mit einbezogen werden.
Vielen Dank für eine kurze Rückmeldung.
L. Schiller
Vor 7 Monaten
Gute Arbeit Herr Lehmann.
Ich
Vor 7 Monaten
Es ist schon erstaunlich, dass das nicht selbstverständlich ist, bei einer aussagefähingen Studie. Auch Cloudspeicher sollten in solch einer Rechnung vorkommen, da Tablets sicher nie alleine genutzt werden. [Von der Redaktion gekürzt]
Ich
Vor 7 Monaten
Wurde dabei auch die Nutzung von Cloudspeicher mit eingerechnet? Ich denke, dass da umfassender geforscht werden sollte, da niemand ein Tablet alleine nutzen wird.