Papier oder Tablet – was ist umweltfreundlicher?

Wer eine Zeitung oder ein Buch liest, verursacht Emissionen, online ebenso wie in gedruckter Form. Eine Studie der Universität Zürich hat die Auswirkungen auf die Umwelt näher untersucht. Sie hängen vom Nutzerverhalten ab, wie die Ergebnisse zeigen.

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Ein aufgeschlagenes Buch und ein E-Book-Reader nebeneinander auf einer Rasenfläche

Zugegeben: Auf der Liste der Freizeitaktivitäten mit der grössten Auswirkung auf das Klima wird das Lesen eines Buchs oder einer Zeitung nicht auf den vorderen Plätzen zu finden sein. Gemäss der Plattform «NewScientist» verursacht die Produktion eines Taschenbuchs etwa ein Kilogramm CO2-Äquivalent. Damit könnte man mit einem Verbrenner-Auto rund fünf Kilometer weit fahren. Und doch muss uns bewusst sein, dass auch Aktivitäten den Klimawandel beeinflussen, bei denen wir intuitiv keinen Zusammenhang sehen. Beim Lesen gilt das für gedruckte Texte ebenso wie für E-Reader, Smartphone oder Tablet.

Reduktion oder Rebound?

Ganz allgemein ist es schwierig, die Auswirkungen der Digitalisierung und digitaler Produkte auf den Klimawandel zu beziffern. Einerseits bieten sie die Chance, treibhausgasintensive analoge Produkte zu substituieren und so Emissionen zu reduzieren. Andererseits können die einfachere Verfügbarkeit, die tieferen Kosten und die bessere Anwendbarkeit zum sogenannten Rebound-Effekt führen. Damit ist gemeint, dass die Nachfrage durch die Vorteile der neuen Technologie so stark ansteigt, dass unter dem Strich gleich viel oder sogar noch mehr Treibhausgase entstehen.

Hände in Elektronikhandschuhen halten ein defektes Tablet, im Hintergrund Reparaturwerkzeug
Attraktive digitale Produkte können die Nachfrage und damit die Umweltauswirkungen steigern. Wer Geräte reparieren lässt statt neu kauft, vermindert diesen Rebound-Effekt. (Foto: Shutterstock / Vlad Teodor)

Um mehr Informationen zu dieser Frage zu erhalten, haben die Verbände Swico und Swisscleantech einen Studienauftrag an die Universität Zürich (UZH) vergeben. Er lautete, die Klimaeffekte einzelner digitaler Produkte über den gesamten Lebenszyklus zu untersuchen und zu vergleichen. Zu den analysierten Produktgruppen aus dem Bereich «Freizeit» gehörten Online-Zeitungen und E-Book-Reader.

Bereitstellung und Anwendung

Auf Basis der bisherigen Forschung zum Thema hat die Forschungsgruppe der UZH zwei Effekte der Umweltauswirkungen digitaler Produkte untersucht.

Bereitstellungseffekt digitaler Geräte und Inhalte

Die Bereitstellung digitaler Produkte wie E-Reader oder Smartphones verursacht Treibhausgasemissionen, weil die Geräte hergestellt, betrieben und entsorgt werden müssen. Nicht zu vergessen sind für den Betrieb relevante Infrastrukturen wie Telekommunikationsnetze oder Rechenzentren, die ebenfalls zu Emissionen führen.

Blick in ein Rechenzentrum
Wer digital liest, verursacht durch die Datenübertragung einen gewissen Stromverbrauch – zum Beispiel im Green-Datacenter in Zürich-West. (Foto: Green)

Anwendungseffekt digitaler Lektüre

Die Nutzung digitaler Produkte führt zu Veränderungen bei Prozessen in anderen Sektoren. Das kann durch Optimierung oder Substitution zu einer Emissionsreduktion führen, aber auch zum oben beschriebenen Rebound-Effekt durch eine Konsumsteigerung. Zudem: Wer das Buch nicht mehr in der Bibliothek holt und die Zeitung nicht mehr am Kiosk, hat mehr Zeit für andere Aktivitäten.

Ergebnisse: Es kommt auf die Lesedauer an …

Die Forschenden haben bei ihrer Analyse herausgefunden, dass Bereitstellungs- und Anwendungseffekt bei E-Readern und Online-Zeitungen etwa gleich relevant sind. Bei beiden Produkten (E-Reader und Smartphone/Tablet) ist die Herstellung sehr material- und energieintensiv.

Unterschied Print und Digital

Werden Online-Zeitungen sehr häufig und lange gelesen, steigen die Treibhausgas-Emissionen, denn die Datenübertragung und der Betrieb des Geräts benötigen Strom. Im Gegensatz dazu spielt es bei einer Print-Ausgabe keine Rolle, wie oft oder von wie vielen Personen ein Exemplar gelesen wird – die Treibhausgasemissionen fallen lediglich bei der Herstellung und bei der Distribution an.

Eine eindeutige Antwort auf die Frage, ob die Print- oder die Online-Zeitung mehr Emissionen verursacht, gibt es nicht.

Eine eindeutige Antwort auf die Frage, ob die Print- oder die Online-Zeitung mehr Emissionen verursacht, gibt es nicht. In einer 2015 publizierten Analyse geht Greenpeace davon aus, dass im Durchschnitt die Klimaauswirkungen von Online-Ausgaben geringer sind als die von Print-Ausgaben. Wird aber eine Papierzeitung mehr als eine halbe Stunde lang oder von mehr als drei Personen gelesen, ist sie ökologischer als die elektronische Version.

Ein Mann sitzt im Schatten und liest Zeitung, im Hintergrund ein Fahrrad und Bürogebäude
Die klassische Papierzeitung ist dann ökologisch, wenn sie lange oder von mehreren Personen gelesen wird. (Foto: Shutterstock / Dejan Dundjerski)

Digitale Geräte länger nutzen hilft der Ökobilanz

Die Untersuchungen des UZH-Forschungsteams zeigen, dass das Nutzerverhalten entscheidend ist beim Konsum von Zeitungen oder anderen Texten. Worauf gilt es also zu achten?

  • Wer eher online liest, sollte seinen E-Reader oder sein Smartphone respektive Tablet über mehrere Jahre nutzen, damit weniger neue Geräte hergestellt werden müssen.
  • Die elektronische Form empfiehlt sich eher für Menschen, die nicht allzu lange lesen.
  • Wer dagegen lange in der Zeitung liest, sollte eher die gedruckte Version nutzen und diese optimalerweise mit mehreren Personen teilen.

Ist ein spezielles Lesegerät wirklich nötig?

Im Idealfall würde man Print und Online nicht in Kombination nutzen, sondern sich für eine Lesevariante entscheiden. Wie alltagstauglich diese Empfehlung ist, sei aber dahingestellt. Auch Greenpeace weist darauf hin, dass viele Menschen beide Varianten nutzen – es gibt in der Realität also eher kein «entweder/oder». Es lohnt sich aber auf jeden Fall, sich genau zu überlegen, ob ein spezielles Lesegerät wie ein E-Book-Reader oder ein Tablet zusätzlich angeschafft werden soll oder ob für die gelegentliche Lektüre ein bestehendes Smartphone oder ein vorhandener Laptop ausreicht.

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  • Nelly I. Seglias

    Vor 2 Jahren

    Damit ich Ihnen eine Antwort schreiben kann, muss ich ja einen Compi haben und eingeloggt sein. Ich werde in Zukunft darauf achten, so wenig Strom als möglich mittels Computer zu verbrauchen. Allerdings werde ich weiterhin meine Haushalt-buchhaltung mittels Compi erledigen. Gruss NS

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  • Susanna

    Vor 2 Jahren

    Für Bücher empfehle ich Buchantiquariate oder das Brockenhaus. Ich kaufe dort günstig meine Bücher und was ich kein zweites Mal lese, bringe ich zurück. Auch Bibliotheken sind natürlich sehr sinnvoll.
    Meine Mutter hat die Zeitung gemeinsam mit ihrer Nachbarin abonniert. Auch eine Möglichkeit!

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